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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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sagte Cobb, »daß die erste Welle sowjetischer Panzer über mehrere vorhandene Brücken und verschiedene im Laufe der Nacht geschlagene Behelfsbrücken die Elbe überschritten hat und in die Bundesrepublik eingedrungen ist. NATO -Truppen haben sich der ersten Welle entgegengestellt. Noch haben wir genug, um dem Ansturm standzuhalten. Aber jetzt kommt die viel größere zweite Welle russischer Panzer aus ihrem Versteck in den ostdeutschen Wäldern hervor und rückt gegen die Elbe vor. Diese Panzer werden durchbrechen und versuchen, die französische Grenze zu erreichen. Die in einer Nord-Süd-Linie durch Deutschland verteilten, in der Erde vergrabenen DESPOTS haben ihre Befehle: orten, identifizieren und zerstören.«
    Er drückte auf einen anderen Knopf, und eine Luke auf der Oberseite des Kampffahrzeugs ging auf. Durch die Öffnung schob sich auf einer Rampe eine schmale Rakete. Ein zweieinhalb Meter langes Rohr mit einem Durchmesser von einem halben Fuß. Sie zündete ihr winziges Raketentriebwerk, stieg in den hellblauen Himmel auf und war dank ihres hellblauen Anstrichs schon bald nicht mehr zu sehen. Die Männer wandten sich wieder ihren Bildschirmen zu, auf denen eine hochempfindliche Fernsehkamera die Kestrel verfolgte. In einer Höhe von 150   Fuß wurde ihr Mantelstromtriebwerk mit hohem Nebenstromverhältnis aktiviert, der Treibsatz brannte aus und fiel ab, Stummelflügel sprossen aus den Seiten des Flugkörpers, und Heckflossen stabilisierten ihn. Die Miniaturrakete begann zu fliegen wie ein Flugzeug und gewann immer noch an Höhe, während sie sich vom Testgelände entfernte. Moir zeigte auf einen großen Radarschirm. Der Peilstrahl rotierte, aber es leuchtete kein Radarecho auf.
    »Die Kestrel ist vollständig aus Fiberglas hergestellt«, erläuterte Moir stolz. »Ihr Triebwerk besteht aus Werkstoffen auf Keramikbasis, die hitzebeständig sind und Radarstrahlen nicht reflektieren. Hinzu kommt noch ein wenig ›Stealth‹-Technologie; die Kestrel ist deshalb absolut unsichtbar – für menschliche Augen ebenso wie für Geräte. Sie hat die Radarsignatur eines winzigen Finken. Weniger. Ein Vogel kann immerhin durch das Schwirren seiner Flügel auf dem Radarschirm sichtbar werden. Die Kestrel schwirrt nicht, und dabei ist dieses Radar viel höher entwickelt als alles, was die Sowjets haben.«
    Im Krieg würde die Kestrel, ein Flugkörper für Angriffe in die Tiefe, 200 bis 500   Meilen tief in feindliches Territorium eindringen. Bei dieser Erprobung erreichte sie ihre Einsatzhöhe bei 15   000 Fuß, bremste nach einer Flugstrecke von 100   Meilen ab und begann langsam zu kreisen, was ihr eine Höchstflugdauer von zehn Stunden bei zehn Knoten verlieh. Außerdem begann sie, nach unten zu schauen elektronisch. Ihre zahlreichen Sensoren kamen ins Spiel. Wie ein jagender Raubvogel musterte sie das Gelände unter sich, wobei sie eine Kreisfläche mit einem Durchmesser von 70   Meilen erfaßte.
    Für die Suche waren die Infrarot-Sensoren zuständig, die Abfrage erfolgte darin über Millimeterwellen-Radar.
    »Sie ist so programmiert, daß sie nur angreift, wenn das Ziel Wärme aussendet, aus Stahl ist und sich bewegt«, sagte Moir. »Das Ziel muß so viel Wärme abstrahlen, daß es sich nur um einen Panzer handeln kann, also nicht um ein Auto, einen Lastwagen oder einen Zug. Ein Signalfeuer, ein geheiztes Gebäude oder ein geparktes Fahrzeug wird nicht angegriffen, weil es sich nicht bewegt. Winkelreflektoren werden aus demselben Grunde, Ziegel, Holz oder Gummi deshalb nicht angegriffen, weil sie nicht aus Stahl sind. Sehen Sie sich jetzt bitte das Zielgebiet auf diesem Bildschirm an, meine Herren.«
    Sie wandten sich dem riesigen Schirm zu, dessen Bilder von einer in wo Meilen Entfernung aufgestellten Fernsehkamera aufgenommen wurden. Ein ausgedehntes Gelände war dort wie eine Hollywood-Kulisse »herausgeputzt« worden. Es gab da künstliche Bäume, Holzhütten, geparkte Lieferwagen, Lkws und Pkws. Es gab Gummipanzer, die sich jetzt, von unsichtbaren Drähten gezogen, langsam in Bewegung setzten. Es gab mit Benzin gespeiste Signalfeuer, die jetzt aufflammten. Dann setzte sich ein einzelner echter Panzer ferngesteuert in Bewegung. Die Kestrel 15   000   Fuß über dem Boden erfaßte ihn sofort und reagierte.
    »Meine Herren, nun kommt die revolutionäre Neuerung, auf die wir mit Recht stolz sind. Bei früheren Systemen stürzte sich der Jäger selbst auf das Ziel und zerstörte dabei auch sich selbst

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