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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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offizielle Inspektoren in der Tupolew-Fabrik haben«, erwiderte Cormack. »Sie können ja wohl kaum irgendwo anders eine neue Tupolew-Fabrik bauen. Stimmt’s, Lee?«
    »Ja, Mr.   President«, bestätigte der Direktor der CIA . Er machte eine Pause. »Außerdem haben wir unter den leitenden Angestellten bei Tupolew den einen oder anderen Verbindungsmann sitzen.«
    »Aha«, sagte Donaldson beeindruckt. »Aber als Diplomat will ich nichts davon wissen.« Mehrere der Anwesenden grinsten. Donaldson galt als überaus korrekt.
    Präsident Cormack hielt auf Tradition, was die persönliche Anrede betraf. Er hatte etwas dagegen, daß sich Leute, die sich kaum zehn Minuten kannten, gleich mit dem Vornamen anredeten. Er selbst nannte zwar alle seine Kabinettskollegen beim Vornamen, aber diese hielten sich grundsätzlich an »Mr.   President«. Privat sagten nur Odell, Reed, Donaldson und Walters »John« zu ihm. Sie alle kannte er schon sehr lange.
    Die bittere Pille im Luftwaffenteil des Nantucket-Vertrages war für Amerika, daß es auf den B -2 A -Bomber »Stealth« verzichten mußte, ein Flugzeug mit revolutionären Eigenschaften, denn es war so konstruiert, daß es unbemerkt jede Radarsicherung durchfliegen und seine Atombomben abwerfen konnte, wie und wo es wollte. Es jagte den Russen eine Heidenangst ein. Für Michail Gorbatschow war das ein Zugeständnis von seiten der Vereinigten Staaten, das die Ratifizierung des Nantucket-Vertrages möglich machte. Außerdem würde die Ud SSR sich dadurch mindestens 300   Milliarden Rubel sparen, die sie sonst dafür hätte aufwenden müssen, die Luftverteidigung, die ja jeden bevorstehenden Angriff auf das Mutterland entdecken sollte, von Grund auf neu zu organisieren. Das war das Geld, das Gorbatschow lieber in neue Fabrikanlagen, in Technologien und in Öl investieren wollte.
    Für Amerika war Stealth ein 40-Milliarden-Projekt, dessen Wegfall gewaltige Einsparungen, andererseits aber den Verlust von 50   000 Arbeitsplätzen in der Rüstungsindustrie mit sich bringen würde, weshalb man einen Teil der eingesparten Mittel für die Gründung neuer Firmen in veraltenden Industriezweigen würde ausgeben müssen, um die negativen Folgen für die Betroffenen und die Volkswirtschaft möglichst gering zu halten.
    »Vielleicht sollten wir doch lieber weitermachen wie bisher und das Pack in den Bankrott treiben«, schlug Odell vor.
    »Michael«, sagte Cormack nachsichtig, »dann müßten sie einen Krieg anfangen.«
    Nach zwölf Stunden billigte das Kabinett den Nantucket-Vertrag, und es begann die mühselige Arbeit, den Kongreß, die Industrie, die Finanzwelt, die Medien und das Volk davon zu überzeugen, daß die Entscheidung richtig war. So ist die Demokratie. Der Verteidigungshaushalt war um 100   Milliarden Dollar gekürzt worden.

Mai
    Bis Mitte Mai hatten sich die fünf Männer, die im Januar gemeinsam im Remington Hotel diniert hatten, auf Millers Vorschlag zur Alamo-Gruppe zusammengeschlossen, zum Andenken an die Männer, die im Jahre 1836 im Alamo gegen die mexikanischen Truppen von General Santa Anna für die Unabhängigkeit von Texas gekämpft hatten. Das Projekt, die Monarchie Saudi-Arabiens zu stürzen, hatten sie Bowie-Plan genannt, nach dem Messerkämpfer Jim Bowie, der im Alamo ums Leben gekommen war. Die Absicht, Präsident Cormacks Ansehen durch eine Flüsterkampagne in den Lobbys, den Medien, in der Bevölkerung und im Kongreß zu untergraben, erhielt den Decknamen Crockett-Plan, nach Davy Crockett, dem Pionier und Indianerkämpfer, der ebenfalls dort gefallen war. Diesmal trafen sie sich, um über den Plan von Irving Moss zu beraten, John F . Cormack einen so schweren Schlag zu versetzen, daß er Rücktrittsforderungen keinen Widerstand mehr entgegensetzen würde. Dafür hatten sie sich den Namen Travis-Plan ausgedacht, zu Ehren des Mannes, der Alamo befehligt hatte.
    »Da sind Sachen drin, bei denen wird mir übel«, sagte Moir, indem er auf sein Exemplar tippte.
    »Mir geht’s genauso«, sagte Salkind. »Die letzten vier Seiten. Müssen wir wirklich so weit gehen?«
    »Meine Herren, liebe Freunde«, polterte Miller, »ich kann Ihre Besorgnis, ja Ihren Abscheu verstehen. Aber bitte halten Sie sich vor Augen, was auf dem Spiel steht. Nicht nur wir, sondern ganz Amerika schwebt in tödlicher Gefahr. Sie haben gesehen, zu welchen Bedingungen der Judas im Weißen Haus bereit ist, unser Land seiner Verteidigung zu entblößen, um den Antichrist in Moskau gnädig zu

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