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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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-Ausschusses, die kurz zuvor geschlossen worden war.
    »Was passiert eigentlich nach einer Entführung?« erkundigte sich Reed mit sanfter Stimme.
    Von allen anwesenden engen Vertrauten des Präsidenten war Hubert Reed derjenige, dem man es allgemein am wenigsten zutraute, sich inmitten der politischen Intrigen und Machtkämpfe zu behaupten, die nun einmal dazugehörten, wenn man in Washington ein hohes Amt bekleidete.
    Er war ein kleinwüchsiger, sanfter Mann, der immer zurückhaltend, ja schutzlos wirkte, ein Eindruck, der durch seine eulenhafte Brille noch verstärkt wurde. Er hatte reich geerbt und seine Laufbahn als Anlageberater bei einer großen Brokerfirma begonnen. Seinem sicheren Gespür für lohnende Investitionen verdankte er es, daß er Anfang fünfzig ein führender Finanzier war. Er hatte früher das Familienvermögen der Cormacks verwaltet, und auf diese Weise hatten sich die beiden Männer kennengelernt und waren Freunde geworden.
    Cormack hatte ihn als Finanzgenie nach Washington geholt, wo es ihm als Finanzminister gelungen war, Amerikas ständig steigendes Haushaltsdefizit wenigstens in einigermaßen annehmbaren Grenzen zu halten. Solange es um Finanzen ging, war Hubert Reed in seinem Element; nur wenn man ihn in einige der »harten« Aktivitäten der Rauschgiftbekämpfung oder des Secret Service einweihte (die beide dem Finanzministerium unterstellt waren), überkam ihn ausgeprägtes Unbehagen.
    Don Edmonds sah Kelly an. Er war unter den Anwesenden der große Experte für Verbrechensbekämpfung.
    »Normalerweise – es sei denn, man kommt den Entführern schon bald auf die Spur und findet ihr Versteck – melden sie sich und verlangen ein Lösegeld. Von da an versucht man, über die Auslieferung der Geisel zu verhandeln. Gleichzeitig setzt man natürlich die Ermittlungen fort, um herauszubekommen, wo die Entführer sich aufhalten. Gelingt das nicht, bleiben nur noch Verhandlungen.«
    »Und wer würde die in diesem Fall führen?« fragte Stannard.
    Stille trat ein. Amerika besitzt einige der raffiniertesten technischen Alarmsysteme der Welt. Seine Wissenschaftler haben Infrarot-Sensoren entwickelt, die Körperwärme noch aus einer Höhe von einigen Meilen über der Erdoberfläche entdecken; es gibt Schallsensoren, die noch auf eine Entfernung von einer Meile eine Maus atmen hören, und es gibt Bewegungs- und Lichtsensoren, die eine Zigarettenkippe in einer Erdumlaufbahn aufspüren würden. Aber kein System in diesem ganzen Arsenal kann es mit dem CYA -Sensorsystem aufnehmen, das in Washington im Einsatz ist. Es war zu diesem Zeitpunkt schon seit zwei Stunden aktiv und erreichte jetzt seine Leistungsspitze.
    »Wir müssen da drüben präsent sein«, drängte Walters. »Wir können das nicht ganz den Briten überlassen. Man muß sehen, daß wir etwas tun, etwas unternehmen, um den Jungen wiederzukriegen.«
    »Ganz meine Meinung, verdammt noch mal«, brach es aus Odell hervor. »Wir können ja sagen, die haben den Jungen verloren, obwohl der Secret Service darauf bestand, daß die britische Polizei auf dem Rücksitz mitfuhr …« Burbank warf ihm einen finsteren Blick zu. »Wir haben ein Druckmittel. Wir können darauf bestehen, an den Ermittlungen beteiligt zu werden.«
    »Wir können ja wohl nicht gut Polizisten aus Washington rüberschicken, damit die den Leuten von Scotland Yard auf ihrem eigenen Boden das Heft aus der Hand nehmen«, gab Justizminister Walters zu bedenken.
    »Und Verhandlungen?« fragte Brad Johnson. Die Profis schwiegen noch immer. Johnson verstieß eindeutig gegen die Regeln von CYA . Das bedeutet Cover Your Ass (Halte deinen Arsch bedeckt). Odell ergriff das Wort, um ihrer aller Zaudern zu überspielen.
    »Angenommen, es kommt zu Verhandlungen«, sagte er. »Wer ist der weltweit beste Unterhändler für Geiselbefreiung?«
    »Draußen in Quantico«, ließ sich Kelly vernehmen, »haben wir das FBI -Team für Verhaltensforschung. Die führen in solchen Fällen hier bei uns die Verhandlungen. Das sind die besten Leute, die wir hier haben …«
    »Ich habe gefragt: Wer ist weltweit der Beste?«
    »Der erfolgreichste Unterhändler in Fällen von Geiselnahme auf der ganzen Welt«, sagte Weintraub leise, »ist ein Mann namens Quinn. Ich kenne ihn – oder habe ihn jedenfalls mal gekannt.«
    Zehn Augenpaare richteten sich auf den CIA -Mann.
    »Erzählen Sie uns was von ihm«, befahl Odell.
    »Er ist Amerikaner«, sagte Weintraub. »Nach seinem Ausscheiden aus der Armee ging er zu

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