Der Unterhändler
Termine waren einzuhalten, aber es gab nichts zu berichten. London hatte mit dem Weißen Haus vereinbart, bei der ursprünglichen knappen Erklärung zu bleiben. Den Medien reichte sie natürlich keineswegs.
Reporter und Fernsehteams belagerten das einzelstehende Haus abseits der Woodstock Road, als könnten sich die Türen auftun und den vermißten jungen Mann freigeben. Sie blieben fest verschlossen, während das Secret-Service-Team auf Weisung von Creighton Burbank alles bis aufs letzte Stück zusammenpackte und sich zum Abzug bereit machte.
Der amtliche Leichenbeschauer der Stadt Oxford gab gemäß seinen Vollmachten nach Paragraph 20 der Amtlichen Leichenbeschauanordnung die Leichen der beiden toten Secret-Service-Agenten frei, sobald der Pathologe vom Innenministerium mit seiner Arbeit fertig war. Der Form halber wurden sie Botschafter Charles Fairweather als Vertreter der nächsten Angehörigen übergeben; in Wirklichkeit aber wurden die Särge von einem hochgestellten Mitglied des Botschaftsstabs zur US -Air-Force-Basis im nahegelegenen Upper Heyford geleitet, um dort in Anwesenheit einer Ehrengarde an Bord einer nach der Andrew Base fliegenden Transportmaschine gebracht zu werden begleitet von den zehn anderen Agenten, die beinahe körperlich attackiert worden wären, als sie beim Verlassen des Hauses in Summertown zu Erklärungen gedrängt wurden.
Sie flogen in die Staaten zurück, wo sie von Creighton Burbank erwartet wurden und wo die langwierigen Bemühungen, herauszufinden, was schiefgelaufen war, beginnen sollten. In England gab es für sie nichts mehr zu tun.
Selbst als das Haus in Oxford verschlossen worden war, wartete noch ein Häuflein Reporter davor, falls doch noch etwas, irgend etwas passierte. Andere verfolgten in der Universitätsstadt alle Leute, die jemals mit Simon Cormack zusammengekommen waren – Tutoren, Kommilitonen, College-Angestellte, Barmänner, Sportler. Zwei andere amerikanische Studenten in Oxford mußten sich verstecken, obwohl sie an anderen Colleges studierten. Die Mutter eines von ihnen, in Amerika aufgespürt, sagte immerhin, sie wolle ihren Sohn sofort in die sichere Innenstadt von Miami zurückholen. Das gab für die Zeitung einen kurzen Artikel her und verschaffte der besorgten Mama einen Auftritt in einer Ratesendung der lokalen Fernsehanstalt.
Sergeant Dunns Leiche wurde seinen Angehörigen übergeben, und die Thames Valley Police richtete ihm ein Begräbnis mit allen Ehren aus.
Alles gerichtliche Beweismaterial wurde nach London gebracht. Die Munition ging an das Sprengstofflaboratorium Royal Armoured Research und Development Establishment in Fort Halstead, außerhalb von Sevenoaks, in der Grafschaft Kent, wo rasch festgestellt wurde, daß sie aus einer Skorpion abgefeuert worden war, was die Möglichkeit unterstrich, daß Terroristen vom Kontinent an der Sache beteiligt gewesen waren. Dies wurde der Öffentlichkeit vorenthalten.
Das übrige Material ging ans Labor der Metropolitan Police in Fulham, London. Es handelte sich dabei um zertrampelte Grashalme mit Blutspuren, Klumpen vom Straßenkot, Abdrücke von Reifenspuren, den Wagenheber, Fußabdrücke, die Kugeln, die aus den drei Leichen entfernt worden waren, und Glassplitter von der zerschossenen Windschutzscheibe des Wagens der Beschatter. Noch vor Nachteinbruch sah Shotover Plain aus, als wäre dort mit einem Staubsauger saubergemacht worden.
Der Wagen selbst wurde auf einem Schleppfahrzeug zur Fahrzeugabteilung der Dienststelle zur Bekämpfung der Schwerkriminalität gebracht, interessanter aber war der Transit, der aus der in Brand gesteckten Scheune geborgen worden war. Experten krochen zwischen den verkohlten Brettern der Scheune umher, bis sie so schwarz waren wie der Ruß. Die verrostete und durchgeschnittene Kette des Bauern wurde vom Tor abgenommen, als wäre sie ein rohes Ei, aber das einzige Ergebnis war der Befund, daß sie mit einer gewöhnlichen Bolzenschere durchtrennt worden war. Mehr ergaben die Spuren der Limousine, die nach dem Austausch aus dem Feld hinausgefahren war.
Der ausgebrannte Transit ging in einer großen Kiste nach London ab und wurde dort sorgfältig zerlegt. Die Nummernschilder waren gefälscht, aber die Verbrecher hatten sich Mühe gegeben; die Schilder dürften zu einem Transporter aus demselben Herstellungsjahr gehört haben.
Der Transporter war – das immerhin ließ sich sagen – von einem geschickten Mechaniker instand gesetzt und getunt worden. Irgend jemand
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