Der Unterhändler
Haus in der Nähe der Woodstock Road beobachtet hat. Offenbar« – er sah die beiden Amerikaner an – »ist Simon Cormack mehrere Tage lang jeden Morgen haargenau dieselbe Strecke gelaufen.«
Das Telefon klingelte. Es war für Cramer. Er nahm den Anruf entgegen, stellte mehrere Fragen, hörte ein paar Minuten zu und kam dann an den Tisch zurück.
»Ich habe Commander Peter Williams, den Chef von SO 13, der Anti-Terrorist Branch, zum amtlichen Ermittlungsführer ernannt. Das war er. Wir glauben, wir haben den Fluchtwagen.«
Der Eigentümer der Whitehill Farm bei Fox Covert an der Straße nach Islip hatte um 8.10 Uhr die Feuerwehr alarmiert, weil er aus einer baufälligen Holzscheune, die ihm gehörte, Rauch hatte aufsteigen sehen. Die Scheune stand an einer Wiese etwas abseits der Straße, aber fünfhundert Yards von seinem Hof entfernt, und er benutzte sie kaum noch. Die Oxforder Feuerwehr war ausgerückt, kam aber zu spät, um das Gebäude noch zu retten. Der Farmer hatte hilflos zusehen müssen, wie die Flammen das hölzerne Bauwerk verzehrten und zunächst das Dach, dann auch die Wände einstürzen ließen.
Gegen Ende der Löscharbeiten entdeckten die Feuerwehrleute unter den verkohlten Balken etwas, was wie das ausgebrannte Wrack eines Lieferwagens aussah. Das war um 8.41 Uhr. Der Farmer behauptete steif und fest, er hätte kein Fahrzeug in der Scheune untergestellt. Da es denkbar war, daß sich Menschen – Zigeuner, Landstreicher oder sogar Camper – in dem Lieferwagen befunden hatten, blieb die Feuerwehr noch da und räumte die Balken weg. Die Männer untersuchten den Wagen, als sie an ihn herankonnten, fanden aber keine Hinweise auf Leichen. Aber es war eindeutig das Wrack eines Transit.
Auf der Rückfahrt zur Feuerwache hörte einer der Feuerwehrleute im Radio, die Thames Valley Police suche nach einem Transit, von dem angenommen werde, er sei an einem »Überfall mit Schußwaffengebrauch« in den frühen Morgenstunden beteiligt gewesen. Der Mann hatte die Polizeiwache in Kidlington angerufen.
»Leider ist nur noch ein ausgebranntes Wrack davon übrig«, sagte Cramer. »Die Reifen sind wahrscheinlich verbrannt, Fingerabdrücke nicht mehr feststellbar. Immerhin, Motor- und Fahrgestellnummer sind sicherlich noch zu lesen. Die Leute von meinem Dezernat Fahrzeuge sind unterwegs. Wenn noch irgend etwas – das ist wörtlich zu verstehen – übrig ist, finden wir es.«
Das Dezernat Fahrzeuge gehört bei Scotland Yard zur Serious Crime Squad und damit zur Abteilung SO .
Der COBRA -Ausschuß tagte weiter, aber einige seiner wichtigsten Teilnehmer waren gegangen, um alles Nötige zu veranlassen. Den Vorsitz übernahm ein Juniorminister des Innenministeriums.
In einer vollkommenen Welt – sie ist es nie – hätte Nigel Cramer dafür gesorgt, daß die Presse aus dem Spiel blieb, zumindest noch eine Zeitlang. So aber erschien gegen 11 Uhr vormittags Clive Empson von der Oxford Mail in der Polizeizentrale Kidlington und stellte Fragen nach einer Schießerei, bei der es angeblich Tote gegeben habe, am Morgen etwa bei Sonnenaufgang. Anschließend hatte er dreimal Grund, sich zu wundern. Zum einen wurde er sofort zum Kriminaldirektor geführt, der ihn fragte, woher er die Neuigkeit habe. Er weigerte sich, es zu sagen. Zum anderen merkte er, daß die Polizeibeamten in der Zentrale offenbar regelrecht Angst hatten. Und zum dritten verweigerte man ihm jede Auskunft. Bei einer Schießerei mit zwei Toten – die Frau des Druckers hatte nur zwei der Leichen gesehen – hätte die Polizei normalerweise die Presse um Mitarbeit gebeten und eine Verlautbarung herausgegeben, vielleicht sogar eine Pressekonferenz anberaumt.
Auf der Rückfahrt nach Oxford überlegte er hin und her. Wenn jemand »eines natürlichen Todes« starb, kam er in die städtische Leichenhalle. Opfer einer Schießerei würde man dagegen in das besser ausgestattete Radcliffe-Krankenhaus bringen. Wie es der Zufall wollte, hatte er gerade eine recht erfreuliche Affäre mit einer Krankenschwester im Radcliffe; sie arbeitete zwar nicht in der »Leichenabteilung«, kannte dort aber vielleicht jemanden.
In der Mittagspause wußte er bereits, daß im Radcliffe eine größere Sache lief. Es waren drei Tote in der Leichenhalle, zwei davon anscheinend Amerikaner und einer ein britischer Polizist; Gerichtsmediziner waren bis von London gekommen, und jemand von der amerikanischen Botschaft war auch da. Das war einigermaßen rätselhaft.
Manchmal
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