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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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einer Versicherungsgesellschaft in Hartford. Nach zwei Jahren haben die ihn zum Chef ihrer Filiale in Paris gemacht, die für ihre Kunden in ganz Europa zuständig ist. Er heiratete, bekam eine Tochter. Seine Frau, eine Französin, und seine Tochter kamen bei einem Unfall auf der Autobahn bei Orléans ums Leben. Er fing zu trinken an, flog bei Hartford raus, rappelte sich wieder auf und fing bei einer Firma an, die der Versicherung Lloyd’s in London gehört und auf Personenschutz und deshalb auch Geiselverhandlungen spezialisiert ist.
    Soviel ich weiß, hat er zehn Jahre bei denen gearbeitet, von 1978 bis 1988. Dann hat er sich ins Privatleben zurückgezogen. Bis dahin hatte er persönlich oder, wenn es Sprachschwierigkeiten gab, als Berater über ein Dutzend Geiselnahmen in ganz Europa zu einem erfolgreichen Abschluß gebracht. Wie Sie wissen, steht Europa in puncto Entführungen in der ganzen zivilisierten Welt an der Spitze. Ich glaube, er spricht drei Fremdsprachen und kennt England und den europäischen Kontinent wie seine Westentasche.«
    »Ist das unser Mann?« fragte Odell. »Könnte er das für die Vereinigten Staaten übernehmen?«
    Weintraub zuckte die Achseln.
    »Sie haben gefragt, wer der Beste auf der Welt ist, Mr.   Vice-President«, stellte er klar. Mehrere der Versammelten nickten erleichtert.
    »Wo ist er jetzt?« wollte Odell wissen.
    »Ich glaube, er hat sich nach Südspanien zurückgezogen, Sir. Wir haben in Langley sicher alles in den Akten.«
    »Holen Sie ihn her, Mr.   Weintraub«, sagte Odell. »Bringen Sie ihn her, diesen Mr.   Quinn. Koste es, was es wolle.«
    Am Abend dieses Tages um 19   Uhr schlug die erste Meldung im Fernsehen wie eine Bombe ein. Im Programm TVE berichtete ein stotternder Nachrichtensprecher einer entsetzten spanischen Öffentlichkeit von den Ereignissen, die sich am Morgen in der Nähe der Stadt Oxford zugetragen hatten. Die Männer an der Bar bei Antonio in Alcantara del Rio sahen schweigend auf den Fernseher. Antonio brachte dem hochgewachsenen Mann ein Glas Wein auf Kosten des Hauses.
    »Mala cosa«, sagte er mitfühlend. Der hochgewachsene Mann nahm den Blick nicht vom Bildschirm.
    »No es mi asunto«, sagte er. Es ist nicht meine Sache.
    David Weintraub startete um 10   Uhr morgens Ortszeit vom Luftwaffenstützpunkt Andrews bei Washington in einer USAF VC 20 A , der Militärversion der Gulfstream Three. Vollgetankt konnte die Maschine mit ihren zwei Rolls-Royce-Spey-511-Triebwerken 4500 Meilen weit fliegen und hatte dann immer noch Treibstoff für 30   Minuten. Sie überquerte den Atlantik auf der Direktroute, in einer Höhe von 43   000   Fuß und mit 483   Meilen pro Stunde, und brauchte dank Rückenwind nur siebeneinhalb Stunden.
    Wegen des Zeitunterschieds von sechs Stunden war es 23.30   Uhr, als der DDO in Rota landete, auf dem Stützpunkt der amerikanischen Marine gegenüber Cadiz in Andalusien. Er stieg sofort in einen bereitstehenden SH 2 F -Sea-Sprite-Hubschrauber der Marine um, der schon in östlicher Richtung startete, bevor er auch nur richtig saß. Treffpunkt war der breite, flache Strand von Casares, und dort wartete der junge Mitarbeiter, der aus Madrid gekommen war, mit einem Auto der CIA -Station Madrid. Es war ein etwas naßforscher, intelligenter junger Mann, der gerade erst seine Ausbildung in der CIA -Schule in Camp Peary, Virginia, absolviert hatte und Eindruck auf den DDO machen wollte. Weintraub seufzte.
    Sie fuhren vorsichtig durch Manilva, wobei der junge Sneed zweimal nach dem Weg fragen mußte, und fanden Alcantara del Rio kurz nach Mitternacht. Die weißgetünchte casita außerhalb des Ortes war schwer zu finden, aber ein hilfsbereiter Einheimischer zeigte ihnen den Weg.
    Das Haus war dunkel, als der Wagen hielt und Sneed den Motor abstellte. Sie stiegen aus und besahen sich das dunkle Häuschen. Sneed drückte gegen die Tür. Sie war nicht abgeschlossen. Sie gingen hinein und standen in dem geräumigen, kühlen Wohnraum im Erdgeschoß. Im Mondlicht sah Weintraub, daß es ein Männerzimmer war – Rinderfelle auf Steinfliesen, Sessel, ein alter Refektoriumstisch, eine Bücherwand.
    Sneed suchte nach einem Lichtschalter. Weintraub bemerkte die drei Öllampen und wußte, daß es Zeitverschwendung war. Sicher war hinter dem Haus ein Dieselgenerator, der Strom zum Kochen und Baden lieferte und der wahrscheinlich nach Sonnenuntergang abgestellt wurde. Sneed tapste immer noch herum. Weintraub machte einen Schritt vorwärts. Er

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