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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Jahr »Nam« hinter sich. Sie entdeckten eine Gemeinsamkeit in der Überzeugung, daß das amerikanische Oberkommando einen Krieg wie diesen nicht gewinnen werde, indem es einfach massenhaft Waffen und Gerät in die Schlacht warf. Weintraub stellte fest, daß ihm der furchtlose junge Soldat sehr gefiel. Mochte Quinn auch ein militärischer Autodidakt sein, so war er doch ein heller Kopf und hatte sich, eine Seltenheit bei der Armee, selbst Vietnamesisch beigebracht, das er fließend beherrschte. Sie blieben in Verbindung. Das letzte Mal hatte Weintraub während des Vorstoßes nach Son Tay Quinn gesehen.
    »Hier heißt’s, der Typ war in Son Tay dabei«, sagte Michael Odell in seinem breiten Südstaaten-Akzent. »Allerhand!«
    »Ich frage mich, warum er es bei so glänzenden Empfehlungen nie zum Offizier gebracht hat«, sagte Morton Stannard. »Im Pentagon gibt es Leute aus ›Nam‹ mit den gleichen Auszeichnungen, aber sie haben ihre Patente bei der ersten Gelegenheit erworben.«
    David Weintraub hätte es ihnen erklären können, aber seine Maschine hatte noch sechzig Minuten Flug bis zur Landung vor sich. Nachdem die orthodoxen Militärs, die die Special Forces haßten, weil sie deren Aufgabe nicht verstanden, die Kontrolle über sie wieder an sich gezogen hatten, reduzierten sie in den sechs Jahren bis 1970 allmählich die Rolle der SF und übergaben das Herz-und-Hirn-Programm ebenso wie die Search-and-destroy-Missionen in zunehmendem Maß der südvietnamesischen Armee – mit unheilvollen Ergebnissen.
    Die Green Berets machten trotzdem weiter, versuchten die Vietkong mit List und Tücke zu bekämpfen, statt mit Massenbombardierungen und Entlaubungsaktionen, die diesen nur neue Rekruten zutrieben. Es gab Projekte wie Omega, Sigma, Delta und Blackjack. Quinn war bei Delta dabei, unter dem Kommando von »Charging Charlie« Beckwith, der später, 1977, die Delta Force in Fort Bragg schuf und Quinn bedrängte, aus Paris zurückzukommen und wieder zur Armee zu stoßen.
    Der Haken war, daß Quinn Befehle als Bitten betrachtete. Und manchmal war er mit ihnen nicht einverstanden. Außerdem zog er es vor, auf eigene Faust zu handeln, und weder das eine noch das andere war eine Empfehlung für die Tätigkeit eines Offiziers. Er brachte es nach einem halben Jahr zum Corporal, nach zehn Monaten zum Sergeant. War dann wieder Private (einfacher Soldat), darauf Sergeant, dann wieder Private … Seine Karriere war wie ein Jo-Jo-Spiel.
    »Ich denke, wir haben die Antwort auf Ihre Frage, Morton«, sagte Odell. »Hier steht’s. Die Geschichte nach Son Tay.« Er lachte vergnügt vor sich hin. »Der Kerl hat einem General die Fresse poliert.«
    Die 5th Special Forces Group zog am 31.   Dezember 1970 endgültig aus Vietnam ab, drei Jahre vor dem umfassenden militärischen Rückzug, an dem auch Oberst Easterhouse beteiligt war, und fünf Jahre vor der demütigenden Evakuierung der letzten Amerikaner vom Dach des Botschaftsgebäudes aus. Son Tay war im November 1970 gewesen.
    Es waren Meldungen eingetroffen, daß eine Anzahl amerikanischer Kriegsgefangener im Gefängnis Son Tay, vierundzwanzig Meilen von Hanoi entfernt, festgehalten werde, worauf beschlossen wurde, daß die Special Forces sie durch eine Luftlandeoperation befreien sollten. Es war ein komplexes und tollkühnes Unternehmen. Alle achtundfünfzig Freiwilligen waren aus Fort Bragg in Carolina gekommen. Sie hatten in der Eglin Air Force Base in Florida Zwischenstation für eine Ausbildung im Dschungelkampf gemacht. Sie brauchten einen Mann, der fließend vietnamesisch sprach. Weintraub, der als CIA -Angehöriger an der Planung beteiligt war, sagte, er kenne einen, und so schloß sich Quinn der Gruppe in Thailand an. Sie flogen zusammen nach Nordvietnam.
    Die Operation wurde von Colonel Arthur »Bull« Simons geleitet, der Stoßtrupp jedoch, der auf das Gefängnisgelände vordrang, von Captain Dick Meadows. Quinn war auch dabei. Innerhalb von Sekunden nach der Landung brachte er aus einem verdatterten nordvietnamesischen Gefängniswächter heraus, daß die Amerikaner verlegt worden waren – schon zwei Wochen vorher. Die SF -Soldaten kamen, von ein paar Schnittwunden abgesehen, unversehrt davon.
    Auf die Basis zurückgekehrt, machte Quinn wegen der miserablen Aufklärungsarbeit Weintraub Vorwürfe. Der CIA -Mann protestierte, die Leute seiner Organisation hätten gewußt, daß die Amerikaner weggebracht worden waren, und dies dem kommandierenden General berichtet. Quinn

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