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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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marschierte ins Offizierskasino, ging in die Bar und brach dem General mit einem Faustschlag den Kiefer. Der Vorfall wurde natürlich vertuscht. Ein guter Verteidiger konnte einem wegen einer solchen Geschichte die Karriere gründlich vermasseln. Quinn wurde – wieder einmal – zum Private degradiert und flog mit den anderen nach Hause. Eine Woche später verließ er die Armee und ging in die Versicherungsbranche.
    »Der Mann ist ein Rebell«, sagte Donaldson angewidert, als er das Dossier schloß. »Er ist ein Einzelgänger, ein Außenseiter und gewalttätig obendrein. Es kann sein, daß wir einen Fehler gemacht haben.«
    »Er hat auch beispiellose Erfolge als Unterhändler in Entführungsfällen erzielt«, sagte Justizminister Bill Walters. »Hier steht, daß er dabei raffiniert und geschickt vorgeht. Vierzehn erfolgreiche Rettungen von Geiseln in Irland, Frankreich, Holland, Deutschland und Italien. Entweder durch ihn selbst oder mit seiner Hilfe als Berater.«
    »Wir wollen von ihm nur das eine«, sagte Odell, »nämlich daß er Simon Cormack heil wieder nach Hause bringt. Mir ist’s egal, ob er Generälen Ohrfeigen verpaßt oder Schafe vögelt.«
    »Bitte!« sagte Donaldson schockiert. »Übrigens, ich habe zu fragen vergessen: Warum ist er ausgestiegen?«
    »Er hat sich zur Ruhe gesetzt«, antwortete Brad Johnson. »Irgendeine Geschichte mit einem kleinen Mädchen, das vor drei Jahren in Sizilien umgebracht wurde. Er kassierte seine Abfindung, löste seine Versicherungen auf und kaufte sich ein Stück Land in Südspanien.«
    Jemand aus der Telefonzentrale steckte den Kopf zur Tür herein. Es war 4   Uhr morgens, vierundzwanzig Stunden, nachdem sie alle geweckt worden waren.
    »Der DDO und sein Begleiter sind soeben in Andrews gelandet«, sagte er.
    »Schaffen Sie sie unverzüglich hierher«, befahl Odell, »und sorgen Sie dafür, daß der DCI , der Direktor des FBI und Mr.   Kelly ebenfalls hier sind, wenn die beiden eintreffen.«
    Quinn trug noch immer die Sachen, in denen er Spanien verlassen hatte. Wegen der Kälte hatte er einen Pullover aus seinem Jutesack geholt. Seine beinahe schwarze Hose, die zu seinem einzigen Anzug gehörte, genügte zwar durchaus für den Kirchgang in Alcantara del Rio, denn in den Dörfern Andalusiens tragen die Leute noch immer Schwarz, wenn sie zur Messe gehen, aber sie war arg verknittert. Der Pullover hatte schon bessere Tage gesehen, und Quinns Gesicht zierte ein drei Tage alter Stoppelbart.
    Die Mitglieder des Ausschusses machten einen gepflegteren Eindruck. Sie hatten sich von Zuhause frische Wäsche, gebügelte Hemden und Anzüge kommen lassen; Möglichkeiten zum Waschen gab es gleich nebenan. Weintraub hatte den Wagen zwischen Andrews und dem Weißen Haus nicht anhalten lassen.
    Er ging als erster hinein, trat beiseite, um Quinn Platz zu machen, und schloß die Tür. Stumm starrten die Washingtoner Politiker Quinn an. Der hochgewachsene Mann ging ohne ein Wort zu dem Stuhl am Ende des Tisches, nahm unaufgefordert Platz und sagte: »Ich bin Quinn.«
    Vizepräsident Odell räusperte sich.
    »Mr.   Quinn, wir haben Sie hierher gebeten, weil wir uns mit dem Gedanken tragen, Sie mit der Aufgabe zu betrauen, die Rückkehr Simon Cormacks auszuhandeln.«
    Quinn nickte. Es war anzunehmen, daß er nicht den weiten Weg hierher gebracht worden war, um über Football zu diskutieren.
    »Haben Sie neue Nachrichten über die Situation in London?« fragte er.
    Es war eine Erleichterung für die Anwesenden, daß schon so früh eine praktische Angelegenheit zur Sprache kam. Brad Johnson schob ein Fernschreiben über den Tisch zu Quinn hin, der es schweigend las.
    »Kaffee, Mr.   Quinn?« fragte Hubert Reed. Es ist nicht gerade üblich, daß Finanzminister Kaffee servieren, aber er stand auf und ging zur Kaffeemaschine, die an der Wand stand. Eine Menge Kaffee war schon getrunken worden.
    »Schwarz«, sagte Quinn und las weiter. »Sie haben sich noch nicht gemeldet?«
    Niemand brauchte zu fragen, wer mit »sie« gemeint war.
    »Nein«, sagte Odell. »Totale Funkstille. Natürlich haben Hunderte von Leuten angerufen, die sich einen schlechten Scherz erlaubten. Ein paar davon in England. Allein hier in Washington haben wir siebzehnhundert gezählt. Die Verrückten haben einen großen Tag.«
    Quinn las weiter. Weintraub hatte ihn auf dem Flug über den ganzen Hintergrund aufgeklärt. Jetzt informierte er sich über die neuesten Entwicklungen. Es waren herzlich wenige.
    »Mr.   Quinn,

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