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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Wenn das sein Zuhause war, erklärte das seine gehobene Sprache und die Französischkenntnisse. Wie Will gedacht hatte, war der Bursche zumindest der Sohn eines reichen Kaufmanns, wenn nicht sogar der Erbe eines Adelstitels.
    Doch anstatt durch die Vordertür zu gehen, schlich sich der Junge an der Mauer entlang und schlüpfte durch ein Tor in den Garten. Als Will folgen wollte, fand er es verschlossen vor.
    Er hätte das Schloss mit einer Hand aufbrechen können, aber Will wollte keinen Beweis seiner Anwesenheit an diesem Ort hinterlassen. Er hatte vor langer Zeit gelernt, dass Heimlichkeit immer am besten war. Stattdessen wartete er, bis ein Diener erschien, der den Tag lange vor den Herrschaften des Hauses begann.
    »Bursche«, grüßte Will. »Wer lebt hier?«
    »Mr Und Mrs Dymond, Euer Gnaden.«
    »Haben sie einen Sohn?«
    »Noch nicht.«
    »Vielleicht einen Neffen? Einen Vetter?« Der Diener schüttelte den Kopf. »Einen Besucher?«
    »Nein, Herr. Mr Dymond ist in der Neuen Welt, und die Herrin bleibt meistens im Haus bei ihrer Amme.«
    »Ihrer Amme ?«, fragte Will. Warum sollte eine Ehefrau eine Amme brauchen? Vielleicht war sie einfältig.
    Das Gesicht des Dieners nahm einen verschlossenen Ausdruck an. »Ich muss gehen.«
    Will hob einen Finger, sah dem Mann tief in die Augen und murmelte: »Noch nicht.«
    »Ja, Herr«, erwiderte der Diener gebannt.
    Auch wenn Will es vorzog, Informationen freiwillig zu bekommen, gab es Gelegenheiten, zu denen er von einem der Talente Gebrauch machte, die er zusammen mit der Unsterblichkeit verliehen bekommen hatte. Indem er in die Augen eines Menschen blickte, konnte er ihm seinen Willen aufzwingen.
    »Warum braucht Mrs Dymond eine Amme?«
    »Ihr Ehemann lebt einen Großteil des Jahres in Virginia«, sagte der Diener mit einer Stimme, die so tot war wie Wills Körper.
    Das war einer der Gründe, warum Will es nicht mochte, seine Macht einzusetzen, um an Informationen zu gelangen. Unter einem Bann stehende Menschen neigten dazu, nur die gestellte Frage zu beantworten und nichts darüber hinaus zu verraten.
    »Warum erfordert Mr Dymonds Abwesenheit eine Amme für eine erwachsene Frau?«
    »Er will nicht zum Hahnrei gemacht werden.«
    »Ist sie eine Dirne?«
    »Nein, Herr!« Der Diener schien beleidigt. Angesichts der Hypnose war das eine erstaunliche Menge an Emotionen. Er musste seine Herrin aus tiefstem Herzen respektieren.
    »Warum dann die Spionin?«
    »Er ist sehr eifersüchtig.«
    »Aber er hat keinen Grund dazu?«
    »Nicht, dass ich wüsste.« Der Diener runzelte die Stirn und schürzte die Lippen. Da war noch mehr.
    »Sag es mir.«
    Worte sprudelten über die Lippen des Mannes. »Mr Dymond hat einen Freund aus Schulzeiten, der ihm von Untreue erzählt.«
    »Und er glaubt diesem Mann?«
    »Er hat keinen Grund, ihm zu misstrauen. Sie sind schon länger miteinander befreundet, als er verheiratet ist.«
    Dieser Umstand faszinierte Will. Er lebte lange genug, um zu wissen, dass die Gründe für ein bestimmtes Verhalten vielfältig und chaotisch waren. Das war einer der Gründe, warum er es so genoss, Tragödien zu schreiben. Alles konnte aus jedem nur erdenklichen Grund passieren und jede Menge Ärger mit sich bringen.
    »Du hast mich nicht gesehen.« Will blickte dem Diener tief in die Augen und zwang ihm seinen Willen auf. »Du erinnerst dich nicht an unsere Unterhaltung. Fort mit dir«, sagte er und drehte sich um. Er wusste, dass der Mann verschwunden sein würde, wenn er zurückblickte. Er würde es vergessen. Ihm blieb keine andere Wahl.
    Tief in Gedanken darüber versunken, was der Diener erzählt hatte – die Eifersucht eines Ehemannes, die Einflüsterungen eines Freundes, die Unschuld der Ehefrau –, blieb Will am anderen Ende der Gartenmauer stehen.
    Die Geschichte ließ ihn an eine andere denken, die er vor Jahren auf Italienisch gelesen hatte – Un Capitano Moro , geschrieben von Cinzio. Er hatte sie fast vergessen, doch jetzt erinnerte er sich plötzlich wieder daran.
    Wills Finger sehnten sich nach einem Federkiel, und er wollte nach Hause eilen. Das neue Stück, das in seinem Kopf Gestalt annahm, ließ ihn den Knaben vergessen. Der schwarzgesichtige Hauptmann mit seiner schönen Frau, sein böser Freund, der Lügen verbreitet und so eine Tragödie heraufbeschwört.
    Plötzlich trieb eine sanfte, süße Stimme durch die Nacht. »Weh mir.«
    Will hielt inne. Diese Stimme . Er hätte schwören können, dass er sie schon einmal gehört hatte.
    Er sprang über

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