Der Untoten Zaehmung
die Mauer und landete leichtfüßig im Garten. Sein Blick hob sich, und er erstarrte, als er die Frau erblickte, die sich auf das Balkongeländer stützte.
»Sie spricht«, flüsterte er, während seine Haut vor Erregung prickelte.
Ihr schwarzes Haar umrahmte ihr rosiges Antlitz; ihre Augen, deren Wimpern den Flügeln eines Schmetterlings glichen, waren so dunkel und klar wie der Himmel über ihr. Ihre Haut ließ ihr dünnes weißes Gewand leuchten wie den Hauch der verlorenen Sonne in der Dämmerung. Die sanften Rundungen ihrer Brüste und Hüften bezauberten ihn.
Will schluckte und war begeistert, dass sein Körper beim Anblick einer schönen Frau auf gewohnte Weise reagierte.
»Sprecht noch einmal«, flehte er. »Oh, sprecht noch einmal, holder Engel.«
»So einz’ge Lieb’ aus großem Hass entbrannt«, sagte sie. »Dunkler Fremder, wo seid Ihr jetzt wohl, dunkler Fremder?«
Diese Stimme. Diese Wangen. Dieses Kinn.
Plötzlich verstand Will, warum es ihn nach einem Zombie jagenden Knaben verlangt hatte.
7
»Kann man des
Guten zu viel haben?«
Wie es euch gefällt
(4. Akt, 1. Szene)
I ch hatte laut gesprochen, wie ich es öfter tat. Häufig sprach ich mit Nounou, aber dann meistens über Zombies. Heute Abend jedoch erfüllte der dunkle Fremde meine Gedanken.
»Verleugne meinen Vater«, murmelte ich. Und auch meinen Ehemann. Ach, wenn es so einfach wäre.
Ein Rascheln unter mir ließ mir den Atem stocken; dann ertönte die Stimme eines Mannes.
»Hör ich noch länger«, sagte er, »oder soll ich reden?«
Ich trat einen Schritt zurück. »Wer spricht da?«
»Das kann ich Euch nicht sagen, denn ich bin Euch verhasst.«
Langsam schob ich mich wieder vorwärts. Ich sah nichts, niemanden, und doch … Ich hatte ihn noch keine hundert Worte sprechen hören und dennoch kannte ich diese Stimme. Und wenn der dunkle Fremde hier war, hatte er mich verfolgt, was bedeutete, dass er mein Geheimnis kannte. Beabsichtigte er, es Reginald zu sagen?
Mein Mann wurde von einer irrationalen Eifersucht beherrscht. Seltsam, wenn ich bedachte, dass ich ihm dazu niemals Anlass gegeben hatte und er sich eigentlich keinen Deut um mich scherte.
Ein Ruf von den Pferdeställen und eine Antwort aus der Nähe des Hauses ließen mich zusammenzucken und leiser sprechen. »Wie seid Ihr hergekommen? Die Mauern sind hoch und schwer zu erklimmen, und der Ort ist Tod, wenn jemand Euch hier findet.«
Der Mann trat in einen schmalen Strahl des Mondes, und dann konnte ich weder sprechen noch atmen.
»Der Liebe leichte Schwingen trugen mich; kein steinern Bollwerk kann der Liebe wehren.«
Er sprach so förmlich und doch wunderschön, die Worte schwebten zu mir herauf wie Poesie. Reginald hatte einst ebenso mit mir gesprochen.
Bei der Erinnerung verdorrte jede Erregung, die ich beim Anblick des Fremden verspürt hatte, und starb. Ich wusste es inzwischen besser, als von Worten verführt zu werden, ganz gleich, wie hübsch sie sein mochten.
»Liebe«, höhnte ich. »Ihr seid verrückt.«
»Verrückt vor Liebe.«
»Ihr könnt mich nicht lieben; Ihr kennt mich kaum.«
»Ich würde, wenn Ihr mich nur ließet.«
»Zweifellos«, murmelte ich.
Dennoch prickelte meine Haut. Meine Wangen waren heiß. Ich wollte nichts mehr, als in den Garten hinabzuklettern und zu küssen und zu küssen und zu küssen.
Ich war eine Dirne, und er war ein Hexer.
Er musste gehen. Am besten, nachdem ich ihn davon überzeugt hatte, dass der Junge, den er geküsst hatte, und die Frau, die er nun sah, nicht die gleiche Person waren.
Ich hielt das Tuch vorne eng an mich gepresst und rief empört: »Herr! Wie könnt Ihr es wagen, eine Dame vor ihrer Bettkammer anzusprechen? Ich brauche nur einmal zu schreien, und Ihr werdet nach Newgate gezerrt. Fort mit Euch!«
Er erklomm das Rankgitter mit so schnellen Bewegungen, dass ich keine Zeit hatte zu reagieren, bevor er vor mir stand.
»Pfui!«, blaffte ich und streckte meine Hand aus, um ihn aufzuhalten. »Kommt nicht näher. Wenn sie Euch sehen, werden sie Euch ermorden!«
»Vor ihnen hüllt mich Nacht in ihren Mantel.«
Tatsächlich verschwand er in den Schatten wie Rauch in den Wolken. Im Garten hatte ich nicht mehr von ihm gesehen als zuvor in der Gasse. Doch nun, da er am Rankgitter meines Balkons hing, war das anders.
»Was wollt ihr?«
»Einen Kuss, und ich steig hinab.«
»Ihr denkt, ich würde einen Fremden küssen, der nachts in meinem Garten erscheint. Ihr seid verrückt.«
»Ihr habt einen
Weitere Kostenlose Bücher