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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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treffen.«
    »Madam!«
    Ich heulte frustriert auf und rief: »Ich komme sofort!«, dann drehte ich mich wieder zu dem Fremden um. Er stand nun so nah, dass ich ihn berühren konnte, und, oh, wie sehr wollte ich das. Das war wahrscheinlich der Grund, warum meine Stimme so scharf klang, als ich fragte: »Warum können wir uns nicht tagsüber treffen? Seid Ihr verheiratet?«
    »Seid Ihr’s?«
    Ich blieb stumm. Nun gab er mir meine Sünde zurück.
    »Schickt mir eine Nachricht«, wiederholte ich. »Wo und wann.«
    »Morgen Abend«, antwortete er. »Zwanzig Jahre sind’s bis dahin.«
    Mein dunkler Fremder sprang anmutig über das Geländer, und doch eilte ich an die Brüstung, um zu sehen, ob er gefallen war. Ich schaute über den Rand, aber er stand bereits im Garten.
    »Wie habt Ihr … ?«
    »Nun, gute Nacht!«, flüsterte er. »So süß ist Trennungswehe. Ich rief’ wohl ›gute Nacht‹, bis ich den Morgen sähe.«
    Dann verschwand er in den Schatten.
    »Wartet!«, rief ich. Er tauchte wieder auf. »Wie nennt Ihr Euch?«
    Er lächelte. Es war ein schelmisches Lächeln, das mich zusammen mit dem kurzen, spitzen Bart und dem goldenen Ohrring an einen Freibeuter auf hoher See denken ließ.
    »William Shakespeare, schwarze Dame.« Er verbeugte sich tief und lächelte mich an. »Alles, was Ihr begehrt, soll Euer sein.«

8
    »Die Jagd beginnt.«
    Cymbeline (3. Akt, 3. Szene)
    W ill musste verrückt gewesen sein, seiner schwarzen Dame zu versprechen, sie am nächsten Tag zu treffen. Aber er konnte ihr ebenso wenig einen Wunsch abschlagen, wie er aufhören konnte, sie zu berühren.
    Wieder hörte er die Worte, die Formulierungen, die wie Musik klangen. Er konnte Figuren sehen; sie hatten zu sprechen begonnen. Und die Handlungen, ah, die Handlungen, sie flossen durch seinen Kopf wie Honig.
    Und alles nur, weil er sie geküsst hatte.
    Das letzte Mal als er so für eine Frau empfand, hatte er sie verloren. Zuerst an Cäsar, dann an Antonius, dann an eine Natter. Von Anfang an waren Schlangen ein Problem gewesen.
    Eines Tages würde er über Cleo schreiben, aber so weit war es noch nicht. Sie suchte ihn immer noch heim. Wortwörtlich.Zumindest hatte sie das früher getan. In letzter Zeit war Cleo so stumm gewesen wie Wills Muse.
    Während der Nächte, in denen sie ihm erschienen war, mit ihm geredet und ihn angefleht hatte, ihre Geschichte aufzuschreiben, hatte er sich oft gewünscht, dass sie für immer verschwand. Doch in letzter Zeit hatte er immer wieder gehofft, dass sie irgendwann zurückkehrte. Vielleicht würde sie das jetzt.
    Vor der Ankunft der Römer war Britannien ein sehr langweiliger Ort gewesen. Und als sie 55 vor Christus dann zum ersten Mal auftauchten, war Will erst seit ein paar Jahren ein Vampir gewesen. Das Geld ging ihm langsam aus, und da er damals noch zu jung war, um zumindest indirektes Tageslicht auszuhalten, hatte er auch keine Arbeit annehmen können. Er war dazu übergegangen, Zombies zum Spaß zu erschaffen; denn niemand konnte sich eine Zombiearmee leisten.
    Bis Cäsar in Wills Leben trat.
    Als die Römer wieder abzogen, war Will mit ihnen gegangen und hatte für Cäsar seine erste Zombiearmee erschaffen. Wenn ihm Cleopatra nicht das Herz gebrochen hätte, wäre er womöglich bereit gewesen, auch eine für sie zu erschaffen, und hätte so den Lauf der Geschichte geändert.
    Das war ein weiterer Grund, warum er aufgehört hatte, Armeen zu erschaffen. Die Geschichte war eine zu große Verantwortung für einen einzelnen Mann.
    Der Morgen näherte sich dem Horizont, und Will wurde träge, während der Tag die Nacht vertrieb. Wenn er beim ersten Tageslicht immer noch draußen war, würde er seine schwarze Dame – wie war ihr Name ? – weder heute noch an einem anderen Tag treffen.
    Sobald die Sonne über dem Hügel auftauchte, würde er vornüberfallen wie der Leichnam, der er war, und sich erst dann wieder bewegen können, wenn es dämmerte. Und sollte er dabei auch noch draußen sein, würde er sich nur noch als Aschehaufen bewegen, der von einer Morgenbrise verweht wurde.
    Genau wie die Zombies.
    Will verzog das Gesicht bei dem Gedanken daran, was seine schwarze Dame sagen würde, wenn sie das sah. Sie würde ihn als Monster verfluchen und für immer hassen.
    Das konnte er nicht ertragen. Er musste sie davon abhalten, die Wahrheit zu erfahren.
    Es wäre für sie beide besser, wenn er ihr niemals eine Nachricht schicken und ihr darin einen Treffpunkt mitteilen würde. Er sollte sich ihr einfach

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