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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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gefällt, den er aber nicht ausstehen kann –, willigt er ein.
    Zara sieht, dass er über den Vorschlag nicht glücklich ist. Er ist ein verdammt schlechter Lügner. Doch wie immer macht er gute Miene zum bösen Spiel. Zu unsicher, um zu widersprechen, um sich zur Wehr zu setzen. Zu schwach? In mancher Hinsicht schon, denkt sie. In mancher Hinsicht ist er erschreckend schwach. Er hat Angst vor allem, was vor ihm liegt, ist verbittert über alles Vergangene. Darüber redet er nicht, doch es steht ihm ins Gesicht geschrieben. Aber er kann auch mutig sein. Er bemüht sich, Dinge in Gang zu bringen. Ist ehrgeizig. Bereit, ein Risiko einzugehen, um ihr Leben zu verbessern. Echt beeindruckend. Er will für sie beide was erreichen, das Mut erfordert. Seine Fähigkeit, für ihr Wohl stillschweigend sein Leben zu riskieren – das imponiert ihr.
    Sie streckt die Hand über den Tisch und legt sie auf seine. Er hält inne und starrt sie an, unsicher, was die Geste bedeuten soll. Das ist nicht ihre Art. Ist es der Vorbote schlechter Nachrichten?
    »Der Deal, den du gerade aushandelst«, sagt sie. »Du sollst bloß wissen, dass ich stolz auf dich bin. Dafür braucht man Mumm. Ich weiß, dass du’s für uns tust, und das bedeutet mir ’ne Menge.«
    Wenn sie ein echtes Lächeln zeigt, funkeln ihre Augen, so wie jetzt gerade. Das stimmt ihn versöhnlich, als würde ihm die Welt nicht länger die kalte Schulter zeigen. Plötzlich hat er das Gefühl, dass sich das Risiko lohnt, dass er das Ganze durchstehen will. Doch das löst eine andere Angst aus. Die Angst, dass er in dem Augenblick, in dem Zara sich ändert, ihre Beziehung sich weiterentwickelt, aufs Neue scheitern wird.
    Winter nickt lächelnd. »Bald wird alles besser«, verspricht er. »Für uns beide.«

9
    Um kurz nach halb neun hält ein Taxi vor dem Haus. Ohne zu hupen, wartet es draußen mit laufendem Motor. Offenbar eine ganz normale Fahrt, der Fahrer weiß, dass er warten muss. Die beiden kommen aus dem Haus. Cope schlendert den Weg in einem Mantel lang, der ihr bis zu den Knien reicht. Winter steht noch an der Haustür und schließt ab. Sie werden ein paar Stunden lang weg sein. Wenn sie wiederkommen, wird keiner von beiden mehr dazu imstande sein, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Winter trägt einen dunklen Mantel und eine dunkle Hose. Er wirkt zu alt, um abends auszugehen. Er dreht sich um, kommt den Weg langmarschiert und holt Cope ein, bevor sie das Taxi erreicht. Er hält ihr die hintere Tür auf, sie steigt ein und ist nicht mehr zu sehen. Winter geht um den Wagen herum und steigt ein, ohne sich umzublicken.
    Calum sitzt im Dunkeln und beobachtet alles. Wie viel Angst hat Winter? Offenbar nicht genug. Er blickt sich nicht um, um zu überprüfen, ob jemand da ist. Sollte ihm der Gedanke gekommen sein, dass es jemand auf ihn abgesehen haben könnte, dann nimmt er die Drohung nicht besonders ernst. Bisher hatte es noch nie jemand auf ihn abgesehen, die Mühe war er bislang nicht wert. Er kennt die Spielregeln nicht. Calum lässt den Wagen an und gibt dem Taxi einen angemessenen Vorsprung, bevor er die Scheinwerfer einschaltet und losfährt. An diesem Abend beobachtet er die beiden bloß, egal, was für eine verlockende Gelegenheit sich ergeben mag. Manchmal ist die Versuchung groß. Wochen später lehnt man sich zurück und begreift, dass die erste Gelegenheit besser war als die, die man ergriffen hat. Sei’s drum. Es lohnt sich nie, die Dinge zu überstürzen.
    Sie fahren in die Innenstadt. Es herrscht genügend Verkehr, um sich mühelos zu verbergen und den beiden problemlos zu folgen. Das Taxi hält in einer stark befahrenen Straße. Sie steigen aus, das Taxi fährt weg. Verdammt. Calum kann nirgends halten. Er muss weiterfahren. Er blickt in den Rückspiegel und entdeckt die beiden. Sie betreten eine teure Bar – eher sein Geschmack als ihrer. Vielleicht nur ein paar Drinks, um runterzukommen. In der nächsten Straße findet er eine Parklücke. Risiko. Wie nah kann er rankommen? Würde ihn Winter erkennen, wenn er ihn zu Gesicht bekäme? Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich könnte er sich direkt neben Winter setzen, ohne dass der den geringsten Schimmer hätte, wer er ist, doch so ein Risiko geht man nicht ein. Manche Leute können sich Gesichter gut merken. Sollte er Calum sehen, sich an ihn erinnern und wissen, womit er seinen Lebensunterhalt verdient, dann wird das Ganze ausgesprochen schwierig. Er könnte ihn zwar immer noch erledigen, doch

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