Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter
Geschäften. Eine eng verschworene Gemeinschaft. So eng, dass sie für ihn so was wie seine Familie sind und er ihnen voll vertraut. Das macht Shugs Unternehmen so stark. Der dicke, bärtige Typ – ein typischer Autofreak – bedeutet Greig mit einem Nicken reinzukommen. Es findet kein Gespräch statt, der Mann weiß, dass es um was Geschäftliches geht. Greig folgt ihm ins Haus. Ein teures, schönes Heim. Die Werkstatt gehört Shug, das Haus seiner Frau. Auch sie hat einen teuren Geschmack. Eine stets nette, freundliche Frau. Noch was, das sein Image verbessert.
Der Mann führt ihn zu Shugs sogenanntem Arbeitszimmer. Das ist eine ungenaue Bezeichnung. Vielleicht arbeitet Shug dort auch, Greig kommt es aber eher wie ein großes Spielzimmer vor. Das hat er Shug auch schon gesagt und dafür lautes Gelächter geerntet. Shug lacht viel. Nimmt nichts besonders ernst. Er hält damit nicht hinterm Berg. Seine Kinder haben ein Spielzimmer, warum soll er dann keins haben?
»Paul, komm rein, setz dich«, sagt Shug, der aufgestanden ist und Greig die Hand entgegenstreckt. Immer freundlich. Immer auf Du und Du.
»Was ist los?«, fragt Greig. Zeit, zur Sache zu kommen. Keine Mätzchen, kein Freundschaftsgetue. Neben Shug sind noch zwei Männer und sein Freund anwesend, der Greig hergebracht hat. Shug nickt, und zwei von ihnen verlassen das Zimmer. Jetzt sieht sich Greig nur noch Shug und seiner rechten Hand gegenüber. David Waters, den alle als Fizzy kennen. Noch so ein lockerer Typ. Noch einer mit hartem Kern. Die beiden sitzen auf einem an der Wand stehenden Ledersofa, Greig ihnen gegenüber auf einem Drehstuhl. Das Ganze soll möglichst entspannt wirken. Doch wenn die beiden entspannt wären, säße er nicht hier. Ein Krimineller lädt einen Polizisten nicht zu sich ein, wenn er das Leben entspannend findet.
»Ich wollte dich nach einem Verbrechen fragen, dass irgendwann gestern begangen wurde«, sagt Shug. »An einem Freund von mir. Das macht mir ein bisschen Sorge.«
Der Mord an Winter fällt Greig sofort ein, doch er schiebt den Gedanken wieder beiseite. Unwahrscheinlich. Der hatte mit Shug nichts zu tun. Muss um was Harmloseres gehen. Irgendwas, das Greig nicht weiß, das seinem Radar entgangen ist. So was kommt oft vor. Was jemand wie Greig als Kleinigkeit betrachtet, kann für jemanden wie Shug eine große Sache sein.
»Lewis Winter wurde in seinem Haus erschossen«, sagt Shug, und Greig kann seine Überraschung kaum verbergen. »Sieht nach der Arbeit von Profis aus. Was weißt du darüber?« Er hat die Frage in ganz unschuldigem Ton gestellt. Wie jemand, der sich nach einem Freund erkundigt. Bei einem Polizisten, der seiner Meinung nach nichts mit der Sache zu tun hat.
Wie viel weiß Shug? Warum interessiert er sich für die Sache? Weiß er, dass Greig als Erster am Tatort war? Könnte sein, falls er einen weiteren Polizisten auf der Gehaltsliste hat. Was macht das schon? Warum sollte er überhaupt was drauf geben? Will Shug etwa Winters Geschäfte übernehmen? Nein. Ausgeschlossen. Das sieht ihm nicht ähnlich. Der überspannt den Bogen nicht. Niemals. Mischt sich nicht in Sachen ein, die ihn nichts angehen. Außer der Autoschieberei hat er sich bisher nichts Illegales zuschulden kommen lassen. Könnte es was mit Zara Cope zu tun haben? Nee, auch nicht. Er ist ein treuer Ehemann, das weiß jeder. Macht um all die billigen Versuchungen einen großen Bogen. Aber worum geht’s dann?
»Ich wusste gar nicht, dass du Lewis Winter gekannt hast«, sagt Greig. Das ist die einzige Möglichkeit – ihn direkt fragen. Normalerweise würde er das nicht tun, doch er hat einen Deal mit Cope, und will nicht, dass der wegen Shug in die Hose geht. Er stellt so unangenehme Fragen bloß, weil es für ihn um Geld geht.
»Ich kannte ihn«, erwidert Shug. Nicht gerade froh danach gefragt zu werden, aber auch nicht überrascht. »Nicht besonders gut, aber immerhin. Hab gehört, er wurde von einem Profi umgelegt. Das macht mir Sorgen. Ich hab das Gefühl, dass ich ein bisschen mehr Informationen darüber brauche.«
Greig nickt. Schön und gut. Man kennt jemanden, der wird erschossen, man stellt ein paar Fragen. Aber dazu schickt man nicht alle außer seiner rechten Hand aus dem Zimmer. Man bestellt nicht so schnell wie möglich einen Polizisten zu sich nach Hause.
»Er wurde von einem Profi erschossen, da besteht kein Zweifel. Lehrbuchmäßig. Erstklassige Arbeit. Ich glaube nicht, dass man die Täter erwischt. Die Ermittlungen
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