Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter
leitet DI Fisher. Guter Mann«, sagt er widerwillig. »Aber wenn keine Spuren zu finden sind, erwischt man den Täter nicht.«
Shug nickt. Er weiß nicht, was für ein Gesicht er machen soll. Was Greig von ihm erwarten würde. Also macht er ein Pokerface. Um nicht zu viel preiszugeben.
»Du hast gesagt, die Täter? Dann war’s nicht nur einer?«
Greig nickt. »Zwei Leute. Einer, der Winters Freundin in Schach hielt, und einer, der ihn erschossen hat.«
Das Gespräch hat allmählich etwas seltsam Nervöses. Jeder scheint was vor dem anderen verbergen zu wollen. Und beide wissen es.
»Weißt du noch was über die Sache?«, fragt Shug. »Ich würde gern so viel wie möglich erfahren.«
Greig nickt und spielt mit. Er weiß immer noch nicht genau, warum Shug das Ganze wissen will. »Ich weiß, dass Winter mit seiner Freundin tanzen war. Als sie nach Hause kamen, war Winter sternhagelvoll. Sie lädt ihn oben ab, geht wieder runter. Zwei Männer treten die Tür ein. Sie sagen kein Wort, sind völlig vermummt. Einer geht nach oben und erschießt ihn. Er soll bewusstlos gewesen sein. Hat es nicht mitgekriegt. Sich jedenfalls nicht gewehrt.«
Die letzte Frage. Die wichtigste. »Und haben die irgendeine Ahnung, wer es gewesen sein könnte? Wissen die, worum es ging?«
Greig zuckt mit den Schultern. Eine leicht gereizte Reaktion auf die vermeintlich dumme Frage. »Ja wohl um Drogen. Winter war ein Dealer. Irgendwann musste er dem Falschen auf die Nerven gehen. So läuft das in dem Geschäft. Man spielt ständig mit dem Feuer. Wir sehen keinen anderen Grund, warum ihn jemand umbringen sollte.« Er hält inne. »Du etwa?«
Shug schüttelt den Kopf. »Nein, nein. Wahrscheinlich liegt ihr da ganz richtig.«
Greig stapft zu seinem Wagen zurück. Die Autos in der Einfahrt interessieren ihn nicht mehr. Er denkt an den Mann, dem sie gehören. Warum zum Teufel ist Shug Francis so am Tod von Lewis Winter interessiert? Das Ganze kann ihm doch egal sein. Ist nicht sein Gebiet. Nicht sein Problem. Aber er macht es dazu. Wenn man anfängt, Fragen über einen Toten zu stellen, kommen die Leute auf den Gedanken, dass man irgendwie was damit zu tun haben könnte. Das weiß Shug, denkt Greig, als er in seinen Wagen steigt. Er weiß, indem er Fragen stellt, wird er in was Schwerwiegendes verwickelt. Das außerhalb dessen liegt, worin er sich sicher fühlt. Während Greig die Straße langfährt, kommt ihm ein beunruhigender Gedanke. Shug hat was damit zu tun. Irgendwie ist er in den Tod eines Dealers verstrickt. Entweder hat er ihn umbringen lassen, oder Winter wurde seinetwegen erschossen.
33
Wohin jetzt? Sie kann nicht alles allein erledigen. Sie hat zwei Tüten voll Drogen, die eine Stange Geld wert sind, aber die muss sie loswerden. Sie muss schnell einen Käufer finden, bevor die ganze Sache auffliegt. Das Geld muss auf die Bank. Auf ein neues Konto. Sie darf es nicht behalten, das wäre das Allerschlimmste. Man darf bei ihr kein Geld aus schleierhaften Quellen finden. Also braucht sie Hilfe. Jemand anders muss zur Bank gehen und für sie das Konto eröffnen. Jemand anders muss ihr den Verkauf der Drogen abnehmen. Die Polizei wird sie kaum aus den Augen lassen. Eine Weile dürfte die ihr noch im Nacken sitzen. Wahrscheinlich wird man regelmäßig mit ihr sprechen wollen, jedes Mal, wenn neue Beweise auftauchen.
Sie sitzt in einer fremden Wohnung. Blickt einer trostlosen Zukunft entgegen. Überlegt, wer ihr helfen könnte. Zara kennt genug Leute. Sie hat nicht so viel Zeit in Gesellschaft dieser Männer verbracht, ohne zu begreifen, wer wichtig ist. Sie könnte sich an jemanden wenden, der in der Hackordnung ziemlich weit oben steht. Eine große Nummer. Derjenige könnte sie schützen, aber was hat sie schon anzubieten? Sich selbst? Nein, das will sie nicht, und sie sieht die Dinge realistisch genug, um zu wissen, dass das nicht ausreichen würde. So jemand würde nicht riskieren, ihr zuliebe in einen Mordfall verwickelt zu werden. Die Drogen wären dafür auch nicht genug wert. Genauso wenig wie die Informationen über Lewis und seine Verbindungsleute. Es muss jemand sein, der leichter zu beeindrucken ist.
Da gibt’s viele. Im Geschäft wimmelt es von leichtgläubigen Leuten, die sich ohne viel Aufwand blenden oder beeinflussen lassen. Da ist es kein Problem, jemanden zu finden, der bereit ist, ein Risiko einzugehen. Ein hübsches Mädchen, die Chance, einen Haufen Geld zu verdienen – da würden sich viele Männer nicht lange
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