Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter
– ist mir egal.« Er hält inne, will noch was anderes sagen. Er wählt seine Worte mit Bedacht, denn das hier ist Neuland für ihn. Shug ist neu in diesem Geschäft und weiß vielleicht noch nicht, wie der Hase läuft. Doch er hat Geld und könnte ihm regelmäßig Aufträge geben, denn er hat keinen eigenen Killer. Er muss ihm das Ganze vorsichtig erklären. »Die Sache ist die, dass MacLean immer freischaffend war. Wenn er’s immer noch ist, dann schadet es Jamieson nicht, wenn er umgelegt wird.«
Außer ihm sind nur Shug und seine rechte Hand Fizzy im Zimmer. Fizzy hat kaum was gesagt. Shug betrachtet Davidson, nickt an den richtigen Stellen und scheint den Rat zu bedenken.
»Du meinst, wir sollten uns MacLean nicht vornehmen?«, fragt er.
»Das hab ich nicht gesagt«, erwidert Davidson schroff. Er läuft Gefahr, sich um einen Auftrag zu bringen. Das geht wirklich nicht. »Nein, nein, ich mein ja nur, wenn er freischaffend ist, dann geht die Welt für Jamieson wohl nicht grade unter. Aber vielleicht arbeitet er auch gar nicht mehr freischaffend. Vielleicht hat er ja so eine Art kurzfristigen Vertrag. Weil der gute alte Frank außer Gefecht ist. Ich könnte wetten, dass Frank sich MacLean als Stellvertreter ausgesucht hat. Wenn man MacLean beseitigt, dann muss sich Jamieson schon jemanden suchen, der seine dritte Wahl ist. Das sieht nach Schwäche aus, als könnte er was Gutes nicht am Laufen halten.«
Shug nickt immer noch an den richtigen Stellen. Er hat gemerkt, wie schnell Davidson einen anderen Ton angeschlagen hat, als ihm der Auftrag verlorenzugehen drohte. Alles dreht sich ums Geld. Da besteht keine Freundschaft. Keine Bindung. Davidson ist jemand, mit dem er nie gern arbeiten wird. Fizzy hatte recht, sie hätten sich jemanden suchen sollen, der ihnen gefällt, dem sie vertrauen, und hätten ihm einen Vollzeitjob anbieten sollen. Zu spät. Jetzt müssen sie schnell handeln, und Davidson ist der beste Mann, der so kurzfristig zur Verfügung steht.
»Kannst du’s heute Nacht erledigen?«
»Klar«, sagt Davidson schulterzuckend und bemüht sich, gleichgültig zu erscheinen. »Ich halte es so einfach wie möglich – nichts zu Raffiniertes. Rein, ich schalte ihn aus und bin wieder draußen. Dürfte nicht besonders schwer sein. Muss mich nur erst vergewissern, dass er zu Hause ist.«
Das wird ihm eine Lehre sein. Bei jedem Job ist es wichtig, die richtigen Leute zu haben, selbst wenn’s nur eine einmalige Sache ist. Man darf nicht einfach den Erstbesten nehmen, sondern muss vorausplanen, damit man wirklich den Besten kriegt, wenn man ihn braucht. Mit zunehmender Erfahrung werden sie das besser hinkriegen. Jamieson hatte jahrelang Frank MacLeod, und als Frank nicht zur Verfügung stand, wusste er sofort, an wen er sich wenden musste. Das ist der Vorteil, wenn man Insider ist. In Zukunft werden sie besser nachforschen und einen besseren Mann als Davidson finden. Auch sie werden Insider sein.
»Dann weißt du schon, wie du vorgehen willst?«
»Ist doch klar«, sagt Davidson, und gibt zu verstehen, dass das eine dumme Frage ist. »Schloss aufbrechen, schnell rein, ihn im Bett erwischen. Ich mach’s gegen zwei Uhr früh. Mit einem Messer. Ist leiser. Mit ein bisschen Glück findet man ihn erst morgen Nachmittag oder sogar noch später. Hauptsache, niemand sieht mich.«
Shug hat eine spontane Idee. Sie wird Davidson genauso wenig gefallen wie Fizzy, doch Shug sieht, dass Davidson auf das Geld scharf ist. Er muss ihn nur langsam darauf vorbereiten. Dann wird er sich schon damit abfinden.
»Kennst du diesen MacLean überhaupt?«
»Ein bisschen«, sagt Davidson mit spöttischem Gesichtsausdruck. »Halte nicht viel von ihm. Ich meine, er beherrscht mit Sicherheit sein Handwerk, ist aber ein arrogantes kleines Arschloch. Bin ihm ein paarmal begegnet, hat kaum was gesagt und sich aufgeführt, als wäre er besser als ich. So ist er eben. Ein stiller kleiner Klugscheißer. Vielen Leuten gefällt das an einem Killer, jemand, der den Mund nicht aufmacht. Meinetwegen, ich versteh ja, warum. Erscheint ihnen sicherer. Aber das heißt auch, dass er im Geschäft kaum Freunde hat.« Davidson genießt den Klang seiner eigenen Stimme. »In der Hinsicht musst du dir keine Sorgen machen. Die Leute werden nicht Schlange stehen, um ihn zu rächen.«
Als ihm klar wird, wie lange er geredet hat, hält er inne. Shug sagt nichts. Betrachtet ihn mit nachdenklichem Blick.
»Ich will, dass Fizzy mit dir hinfährt«, sagt er
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