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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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Versuchung, das Ganze sofort Young oder Jamieson zu erzählen. Irgendwann müssen sie es erfahren. Noch nicht. Calum weiß noch nichts. Außer, dass ihn Davidson angerufen hat. Er weiß nicht, warum. Er sollte keine überstürzten Vermutungen anstellen. Ist nie klug. Er sollte sich erst bei den beiden melden, wenn es nötig ist. Wenn er sich auf die Sache einen Reim zu machen versucht, fallen ihm mehrere Möglichkeiten ein. Es könnte ganz harmlos sein: Vielleicht will Davidson neue Beziehungen knüpfen. So was kommt vor. Jemand ruft einen ohne Vorwarnung an, weil er denkt, dass er einen irgendwann um Hilfe bitten muss. Er könnte versuchen, sich in Stellung zu bringen. Sich wichtigmachen, indem er mit möglichst vielen anderen Killern zusammenarbeitet. Vielleicht will er auch an Jamieson rankommen. Die Leute sehen, dass er der Mann der Stunde ist, also wollen sie für ihn arbeiten. Davidson weiß, dass Calum schon für Jamieson gearbeitet hat, also weiß er vielleicht auch, dass er’s wieder tut.
    Kann aber auch sein, dass er vorhat, ihn umzubringen. Er ruft ihn an und findet raus, dass er vor kurzem einen Auftrag ausgeführt hat. Weiß, dass er zu Hause ist. Kann sich denken, dass ein so erstklassiger Profi keine Waffe in der Wohnung hat. Weiß, dass er allein lebt. Ein leichtes Ziel. Eine schnelle Antwort an Jamieson. Wir sind dir auf die Füße getreten. Du hast unseren Mann umgebracht. Guck, wie schnell wir deinen umgebracht haben. Eindrucksvoll, was? Haben in ein paar Tagen rausgefunden, wer es war, und haben ihn aus dem Verkehr gezogen. Damit du weißt, mit wem du’s zu tun hast, mein Großer. Mit Leuten, die ihren Job beherrschen.
    Die meisten würden sich mit so einem Auftrag lieber Zeit lassen, aber manchmal bleibt einem keine Wahl. Manchmal tut man, was einem gesagt wird, weil man sonst den Auftrag nicht kriegt. Manchmal ist die Alternative noch schlechter. Also beeilt man sich und macht aus den gegebenen Umständen das Beste. Das gefällt einem nicht, aber so muss es eben laufen. Manchmal gibt’s keine andere Möglichkeit. Das hier könnte so ein Fall sein. Um Jamieson richtig zu beeindrucken, wollen Davidsons Auftraggeber, dass Calum so bald wie möglich tot ist. Er steht am Fenster und schaut raus auf die Straße. Genau wie einer dieser jämmerlichen Exknackis, die immer wieder hinter Gittern saßen und mit den Nerven am Ende sind, die vor jedem Geräusch und jedem Schatten Angst haben.
    Moment mal. Stopp. Er muss kurz nachdenken. Will derjenige, der Davidson beauftragt hat, überhaupt Krieg mit Jamieson? Vielleicht auch nicht. Vielleicht sucht er eine gute Gegend, in der er Stoff verkaufen kann – das tun alle –, aber das heißt noch nicht, dass er Krieg will. Es gibt Leute, die nur in das Revier eines anderen eindringen, weil sie glauben, ungeschoren davonzukommen. Sie glauben, dass der Typ, dem sie auf die Nerven gehen, sich nicht wehrt. Zu viel Mühe. Zu großes Risiko. Was Wichtigeres zu tun. Die Leute versuchen ihr Glück, und es geht schief. Jamieson bringt Winter um, um ihnen eine Botschaft zu schicken. Die Botschaft kommt an, und die Leute ziehen sich zurück. Aber warum sollten sie Davidson dann überhaupt anrufen lassen? Verdammt, die Sache lässt ihm keine Ruhe.
    Es ist unheimlich und beunruhigend, weil es unerwartet kommt. Sie hätten ihn vorwarnen sollen, dass so was passieren könnte. Ihm sagen sollen, welches Bedrohungspotential dieser Auftrag mit sich bringt. Vielleicht haben sie’s nicht gewusst. Es war nicht mal völlig klar, ob sie wussten, mit wem Winter zusammenarbeiten wollte. Er muss aufhören, durch die Wohnung zu tigern, verdammt nochmal, sonst ist er bald fix und fertig. Er muss sich hinsetzen, sich beruhigen und rational denken. Irgendwie muss er Jamieson eine Nachricht zukommen lassen, ihnen sagen, dass sie sich Sorgen machen sollten. Er muss ihnen über einen Umweg Bescheid geben und dann sehen, wie sich die Sache entwickelt. Er muss wachsam bleiben, darf aber nichts Dummes tun.

36
    Er drückt die Auflegtaste seines Handys und schaut auf. »Ja, er war’s. Eindeutig. Hab ich mir schon gedacht. Ich könnte wetten, dass Frank MacLeod ihn dafür empfohlen hat. Der hält den Jungen schon immer für was Besonderes.«
    Shug sitzt in seinem Hobbyraum auf dem Sofa und nickt. »Okay, dann knöpfen wir uns diesen MacLean vor. Ich will, dass es schnell geht. Und dass alle mitbekommen, wie schnell.«
    Davidson zuckt mit den Schultern. »Klar. Ich kann’s heute Nacht erledigen

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