Der unwiderstehliche Mr Sinclair
Familie?”
“Ich bin Einzelkind und habe meinen Vater nie kennen gelernt. Meine Mutter hat mir erzählt, dass er ums Leben kam, als er versuchte, Menschen aus einem brennenden Gebäude zu retten. Aber das glaube ich nicht. Ich bezweifle, dass meine Eltern jemals verheiratet waren. Es gab keine Fotos. Nichts, was an meinen Vater erinnerte. Und meine Mutter trug keinen Ehering. Angeblich konnte sie den Anblick nicht ertragen, seit er tot war.”
“Das klingt glaubwürdig”, erwiderte Taylor und zog eine Schulter hoch.
“Ja, das tut es wohl. Aber meine Mutter hat mal behauptet, dass er ertrunken ist, als er ein paar Schwimmer aus einer Strömung retten wollten. Ihre Lügen haben sich widersprochen.”
“Und wie geht es dir damit?”
“Es ist mir egal.”
“Und deine Mutter?” fragte er. “Wo ist sie?”
“Sie starb bei einem Verkehrsunfall, als ich zwanzig war. Sie saß in einem Wagen mit… Na ja, das spielt keine Rolle mehr.
Sie und ihr … Begleiter hatten getrunken. Er … der Fahrer …
verlor die Kontrolle und raste gegen einen Baum. Sie waren beide auf der Stelle tot.”
“Das tut mir Leid, Janice.”
“Das braucht es nicht”, sagte sie mit leiser, ausdrucksloser Stimme. “Alkohol am Steuer kann tödlich sein. Was die beiden getan haben, war falsch … sehr, sehr falsch.”
Und an dieser Geschichte war etwas sehr, sehr falsch. Taylor musterte Janice aufmerksam. Ihre Stimme hatte einen eisigen Unterton, den er bei ihr noch nie gehört hatte.
An dieser Geschichte war mehr, als Janice ihm erzählte.
Und erneut fehlte ihm ein Stück aus dem Puzzle namens Janice Jennings.
“Also bist du ganz allein auf der Welt”, sagte Taylor. “Was hast du Weihnachten gemacht?”
“Weihnachten? Wie kommst du denn darauf?”
“Ich weiß nicht. Weihnachten ist ein Feiertag für die Familie.
Hast du ihn allein verbracht?”
“Nein, mit Shirley, meiner Nachbarin. Sie ist geschieden und hat keine Kinder, also haben wir uns ein schönes Essen gekocht und uns etwas geschenkt. Es war sehr nett. Du meine Güte, Taylor, ich bin kein armes Waisenkind. Mein Leben gefällt mir, wie es ist.”
Vielleicht ist dir gar nicht bewusst, wie einsam du bist.
War Janice einsam? Und sich dessen gar nicht bewusst, weil sie schon so lange allein war? Sehnte sie sich tief im Inneren, ohne es zu wissen, nach einem Freund, einem Partner, einem Ehemann, einem Baby?
Jetzt klang er wie Brandon. Janice hatte sich ihr Leben so eingerichtet, wie sie es wollte, genau wie er.
Aber vielleicht war ihr nicht bewusst, wie einsam sie in Wirklichkeit war, weil…
“Unsinn”, sagte er und schüttelte den Kopf.
“Was ist?”
“Oh … nichts. Irgendwie schaffe ich keine Ampel. Sie sehen mich kommen und springen auf Rot… Und wenn schon, wir haben es nicht eilig.”
“Nein”, erwiderte sie sanft. “Das haben wir nicht.”
“Lassen wir uns Zeit”, sagte Taylor.
Dass er damit nicht die Autofahrt meinte, konnte die schöne Janice nicht wissen.
7. KAPITEL
Janice durchquerte das dunkle Wohnzimmer und schaltete eine Stehlampe ein, die einen Teil des Raums in warmes Licht tauchte. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Taylor noch an der geschlossenen Haustür stand.
“Deine Schlüssel”, sagte er und hielt sie ihr hin.
“Danke.” Sie ging zu ihm und nahm sie. “Kann ich dir etwas zu trinken anbieten, Taylor? Alkohol habe ich nicht im Haus, aber Mineralwasser, Eistee, oder ich könnte einen Kaffee kochen?”
“Nein, danke”, erwiderte er lächelnd. “Ich hatte im Restaurant Brandy und Kaffee, das reicht.”
“Okay …” Janice zögerte. “Dann sehen wir uns am Samstag.
Wann willst du aufbrechen?”
“Um zehn? Dann wären wir gegen Mittag in Prescott. Wir könnten dort essen.”
“Okay.”
“Vergiss nicht, dass es dort eine Meile höher ist. Bring dir einen Pullover mit.”
“Okay, ich werde daran denken.” Sie nickte, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
“Gut, dann gehe ich jetzt.”
“Okay.”
Taylor runzelte die Stirn. “Du hörst dich an wie eine kaputte Schallplatte.”
“Ja, das tue ich wohl”, gab sie lachend zu. “Okay, okay, okay.
Da siehst du mal, wie leicht man sich mit mir einigen kann.”
“Oh ja”, schmunzelte er kopfschüttelnd. “Abgesehen davon, dass du die komplizierteste Frau bist, der ich je begegnet bin.”
“Ich?” Überrascht legte sie die Hände an ihre Brüste.
“Du.”
“Na ja, du bist auch nicht gerade unkompliziert”, sagte sie lächelnd.
“Soll
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