Der unwiderstehliche Mr Sinclair
KAPITEL
Nachdem Taylor die Wohnung seines Vaters verlassen hatte, fuhr er ziellos umher. Eine halbe Stunde später schüttelte er ärgerlich den Kopf, als er feststellte, dass er nur zwei Blocks von Sleeping Beauty entfernt war.
Zwei Blocks von Janice.
Unwillkürlich sah er auf die Uhr. In einer Dreiviertelstunde würde sie ihre Boutique schließen und nach Hause fahren.
Er parkte an dem kleinen Park an der Straße dahinter und setzte sich auf eine Bank unter einem Maulbeerbaum. Dann nahm er die Krawatte ab, stopfte sie in die Tasche, und rieb sich seufzend den Nacken.
Wenn du verliebt bist, Taylor, dauert ein Herzschlag so lange wie ein Leben voller Glück. Und wenn du allein und einsam bist? Dann kommt dir ein Ticken der Uhr wie eine Ewigkeit vor.
Denk darüber nach, Taylor. Denk darüber nach … Denk …
“Okay, okay, Dad”, sagte Taylor laut und runzelte die Stirn.
Allein und einsam. Genau das würde er ohne Janice sein. Er liebte sie so sehr. Es war ihm egal, wie sie sich anzog und wie sie das Haar trug. Vollkommen egal.
Er liebte Janice so, wie sie war. Deshalb hatte er Angst, sie wieder zu verlieren. Und diese Angst verwirrte ihn zutiefst.
Wo ist dein Mut, deine innere Stärke als Mann?
Clems Worte gingen ihm durch den Kopf und trafen ihn wie ein Schlag.
Vielleicht brauchte er nur Zeit. Vielleicht konnte er seine Angst langsam besiegen, mit jedem Tag und jeder Nacht mit Janice ein Stückchen mehr. Vielleicht konnte er …
Ein leuchtend roter Ball rollte vor ihm über den Rasen und riss ihn aus seinen Gedanken. Dem Ball folgte ein lachender kleiner Junge, der offenbar gerade erst Laufen gelernt hatte und noch unsicher auf den Beinen stand.
Taylor hob den Ball auf und streckte ihn dem Kleinen entgegen. “Na, mein Junge”, sagte er lächelnd. “Der Ball ist schneller als du, was?”
“Frankie!” rief eine Frau und eilte auf sie beide zu. Lächelnd blieb sie vor der Bank stehen. “Es tut mir Leid, falls er Sie gestört hat. Ich habe mich nur eine Sekunde umgedreht, und schon war er weg.”
“Baa”, krähte Frankie und griff nach dem Ball.
“Komm schon, Frankie”, sagte die Frau, als Taylor dem Jungen den Ball gab. “Daddy wird bald zu Hause sein, und wir wollen da sein, wenn er kommt.”
“Ihr Mann kann sich freuen”, meinte Taylor.
“Danke”, erwiderte sie. “Das ist sehr nett von Ihnen. Frankie und ich haben das große Glück, einen Mann und Vater wie Jim zu haben. Wir drei lieben einander sehr. Es ist perfekt, finden sie nicht?”
“Ja”, sagte Taylor. “Das ist perfekt.”
Die Frau nahm ihren Sohn auf den Arm. “Auf gehts. Auf Wiedersehen und danke, dass Sie Frankies Ball aufgehalten haben.”
“Auf Wiedersehen”, antwortete Taylor leise.
Reglos saß er da und starrte auf die Mutter und ihr Kind, bis sie um eine Ecke bogen.
“Ich gebe auf”, flüsterte er. “Frankie, seine Mom, der glückliche Jim und ein roter Ball haben mich überzeugt.”
Er stützte die Arme auf die Oberschenkel und stand auf.
Janice Jennings, ich liebe dich. Und das werde ich dir jetzt mitteilen.
Und dann? Na ja, was auch immer. Zeit. Vielleicht war Zeit das, was sie beide brauchten.
Leise summend ging Janice durch ihre Boutique und ließ den Blick über die Regale wandern. Zufrieden wollte sie die Tür abschließen, als Taylor vor ihr auftauchte.
“Taylor”, begrüßte sie ihn lächelnd.
“Es tut mir Leid”, sagte er. “Ich hätte anrufen sollen.”
Ihr Lächeln verschwand. “Warum?”
“Na ja, die Regel besagt, dass man die Frau, mit der man eine Nacht verbracht hat, am nächsten Tag anruft”, erwiderte er.
“Oh”, sagte Janice. “Das wusste ich nicht.”
Genau deshalb liebe ich dich ja so, dachte er.
“Geht es dir gut?” fragte er.
“Ja, danke.” Sie zögerte. “Muss ich dich das jetzt auch fragen?”
“Nein. Wir Männer kommen allein klar. Angeblich sind wir zäher.”
“Das erscheint mir nicht fair.”
“Ist es auch nicht”, sagte er.
“Taylor, könntest du die Tür verriegeln? Die Boutique ist für heute geschlossen.”
Taylor tat es, drehte das Schild um und sah Janice an. “Ich muss mit dir reden. Gehen wir essen?”
“Worüber musst du mit mir reden? Du klingst so ernst.”
“Es ist eine ernste Sache, Janice.”
“Oh.” Sie fröstelte. “Ich hole meine Tasche. Soll ich dir in meinem Wagen folgen?”
“Nein. Ich bringe dich nachher zurück, dann kannst du ihn holen.”
Janice nickte und ging nach hinten, um die Tasche zu holen
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