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Der Unwillige Braeutigam

Der Unwillige Braeutigam

Titel: Der Unwillige Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu lieben, wer bin ich, es ihr zu verwehren?“
    Elizabeths Gesicht brannte, während sie zwischen Schreck und Scham hin- und hergerissen war. Es stimmte, am Ende war sie es gewesen, die gefordert und verlangt hatte, dass er sie nahm. Aber trotz ihres Verhaltens und des sexuellen Feuers, das schließlich er in ihr entfacht hatte, war sie Jungfrau gewesen.
    „Wie viele Jungfrauen genau hattest du denn schon?“
    Er erstarrte, unterbrach sich dabei, das Hemd in seine Hosen zu stopfen. Von seinem Gesicht sah sie nur sein Profil, sodass sie nicht in seinen Augen lesen konnte.
    Nach einem Moment des Schweigens kleidete er sich weiter an. Als er wieder vollständig angezogen war, drehte er sich zu ihr um, sah sie an. „Du hast mich einmal zum Narren gehalten, aber ich werde nicht zulassen, dass es erneut geschieht.“ Sein Tonfall enthielt einen bitteren, harten Unterton. „Ich werde dich hier zurücklassen, damit du dich anziehen kannst, und unten auf dich warten.“
    Sekunden später schloss sich die Tür mit einem Klicken, und sie war allein. Aber bis auf den befremdlichen Schmerz zwischen ihren Schenkeln fühlte sie sich wie betäubt.
    Dann kamen die Tränen. Erst fielen sie langsam, ehe sie zu einem Strom anschwollen, lebhafte Erinnerungen an den schier unerträglichen Schmerz ihres brechenden Herzens.
    Er hatte sie getäuscht, seine Rache ausgeübt, indem er dort ansetzte, wo sie am verletzlichsten war: bei ihrem Verlangen für ihn. Aber sie konnte niemandem als sich selbst Vorwürfe wegen dessen machen, was sich zwischen ihnen zugetragen hatte. Es war ein gefährliches und riskantes Spiel gewesen, wer zuerst blinzelte. Sie hatte nur leider wesentlich mehr getan, als bloß zu blinzeln. Und er hatte dafür gesorgt, dass sie dafür zahlte.
    Gütiger Himmel, was sollte sie nur tun?
    Sie hörte unten seine Schritte, wo er zweifellos ungeduldig im Foyer auf und ab lief.
    Elizabeth krabbelte aus dem Bett. Im Moment hatte sie keine Zeit, sich dem Selbstmitleid und einem Tränenstrom hinzugeben.
    Während sie sich anzog, versuchte sie nicht daran zu denken, was auf dem Bett geschehen war. Aber trotz ihrer Bemühungen, die Erinnerungen abzuhalten, überfluteten sie sie heiß und lebhaft.
    Sie hatte immer gedacht, das erste Mal werde wehtun, aber das war nicht der Fall gewesen. Sein erstes Eindringen war unangenehm gewesen, aber das war rasch unter der unaufhaltsam anschwellenden Lust verklungen. Da war solche Lust gewesen, solches Entzücken, solche Wonne.
    Nein, denk nicht dran.
    Um sich das Kleid über den Kopf zu streifen, musste sie die Hälfte der Knöpfe offen lassen. Sie zog sich ihren Mantel darüber und knöpfte ihn bis zum Hals zu, damit man nicht erkennen konnte, wie locker das Oberteil vorne saß. Dann nahm sie mit den Händen ihre Haare zusammen und stopfte sie sich unter den Hut.
    Da, sie war fertig – aber beileibe nicht bereit, ihm gegenüberzutreten. Sie nahm allen Mut zusammen und verließ den Raum, stieg die Treppe hinab.
    Derek stand steif wie eine Palastwache neben der Eingangstür. Seine Miene war verschlossen und seine Augen kalt. Zusammen gingen sie zur Kutsche, die vor dem Haus wartete, und fuhren in Schweigen zurück zu Laurel House.
    Bei ihrer Ankunft im Stadthaus bestand der Viscount darauf, sie zur Tür zu bringen, obwohl sie vehement widersprach. Man hätte doch meinen müssen, er sei froh, sie so bald wie möglich loszuwerden.
    Warum nur besteht er darauf, mich noch mehr zu quälen, als er es bereits getan hat?
     
    Gerade als Elizabeth gedacht hatte, der Tag könne unmöglich noch schlimmer werden, schwang die Eingangstür vor ihnen auf, und auf der anderen Seite stand ihre Mutter.
     

 
     
     
     
     
    Kapitel neun
     
    „Mama!“ Das war keine Begrüßung. Elizabeth hatte ihr eigenes Gesicht kurz in dem Spiegel im Schlafzimmer gesehen, und sie wusste, ihre Augen waren rot und geschwollen, ihre Wangen fleckig.
    „Lizzie“, rief ihre Mutter entzückt, sie zu sehen.
    Gleich darauf wurde Elizabeth von schlanken Armen umfangen, atmete den vertrauten Duft des Lieblingsparfüms ihrer Mutter ein. Es erinnerte sie an Lilien und den winzigen Garten, der ihr Haus in Penkridge umgeben hatte.
    In ihren Tagen als große Schönheit gefeiert, war es ihrer Mutter gelungen, sich ihr gutes Aussehen in erstaunlichem Umfang zu bewahren: Ihr Teint war gleichmäßig, ihre Haut fast faltenfrei bis auf die Krähenfüße um die Augen, und ihr hellbraunes Haar durchzogen nur wenig graue Strähnen.
    Elizabeth

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