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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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gleich einen Arzt rufen.
    Shampoo stand noch immer wild gestikulierend neben der Frau und tat sich wichtig. Janusz zerrte ihn in den Hof. Die Tore standen offen. Nach und nach machten sich die Tippelbrüder wieder auf den Weg. Jetzt war Eile geboten, doch der Kahlkopf blieb schon wieder stehen.
    »Warte. Ich muss noch mein Bündel abholen.«
    Wieder verloren sie fünf Minuten. Als sie sich endlich hastig davonmachten, kam gerade der Krankenwagen an.
    Im Eilschritt liefen sie den Boulevard hinauf. Janusz stellte fest, dass sein gestriger Eindruck ihn nicht getrogen hatte. Das Viertel wurde komplett saniert, was natürlich zunächst eine Zerstörungswelle mit sich brachte. Heruntergekommene Häuser mit zugemauerten Fenstern wechselten sich mit Baustellen ab. Dieses Niemandsland im Umbruch wurde von einer Autobahnbrücke überspannt.
    Vor einer einsamen Fassade hatten sich Penner versammelt wie Rabbiner vor der Klagemauer.
    »Was machen die da?«
    »Sie sammeln ihren Sprit wieder ein. In der Wärmestube ist Wein verboten, deshalb verstecken wir ihn in Mauerlöchern. So verlieren wir morgens weniger Zeit. Wohin soll es gehen?«
    Ohne nachzudenken, antwortete Janusz:
    »Ich will das Meer sehen.«

D as Häuschen der Bonfils war komplett zerlegt worden.
Nur die vier Wände standen noch. Mobiliar, Kleider und alles andere hatte man hinausgetragen. Das Gebäude hatte kein Dach und keinen Boden mehr; die Bretter lagen aufeinandergestapelt einige Meter entfernt, ebenso die Holzschindeln. Die Wände hatte man stellenweise angebohrt, um nach Hohlräumen zu suchen. Überall lag zerbröckelter Gips. In allen Ecken der Ruine machten sich Gendarmen mit Sonden und Metalldetektoren zu schaffen.
    Die Habseligkeiten von Patrick Bonfils und Sylvie lagen nach Zugehörigkeit geordnet unter Zeltplanen, damit sie nicht nass wurden.
    Anaïs ging in Ölzeug und Gummistiefeln von Zelt zu Zelt. Sie war in düsterer Stimmung. Nach ihrem Albtraum hatte sie nicht mehr geschlafen. Stattdessen hatte sie ihre Zusammenfassung noch einmal durchgearbeitet und sie schließlich im Morgengrauen an den Ermittlungsrichter geschickt. Nach wie vor machte ihr die Erkältung zu schaffen, und außerdem hatte sie sich mit Martenot gestritten, der angeblich noch immer auf die Obduktionsergebnisse wartete. Ihr war klar, dass der Mann log.
    Unter einer Plane hatte man Elektrogeräte und Geschirr in Sicherheit gebracht, Kleidung und Bettwäsche unter einer anderen. Auch Waschbecken, Toilettenschüssel und Badewanne waren aus dem Bad geholt und abgedeckt worden. In einem weiteren Zelt stapelten sich die Bücher von Bonfils. Anaïs hatte den Eindruck, auf einem Flohmarkt herumzuspazieren.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlten sich ihre Arme wieder warm an. Auf dem Weg nach Guéthary hatte sie sich Verbandsmaterial, Desinfektionsmittel und Salbe gekauft und sich im Auto verarztet.
    Ihr Handy klingelte. Es war Le Coz. Anaïs stellte sich in den kühlen Schatten eines Baums.
    »Ich bin gut vorangekommen«, erklärte ihr Kollege mit zufriedener Stimme.
    »Erzähle!«
    Le Coz war zum Firmensitz der ACSP gefahren und hatte den Nachtwächter in die Mangel genommen. Der Mann hatte ihm Zugang zu den Archiven gewährt, wo Le Coz den Eintrag ins Handelsregister, die Bilanzen mehrerer Jahre sowie eine Liste der Kunden einsehen konnte. Bei den Kunden handelte es sich hauptsächlich um pharmazeutische Firmen, die ihre Produktionsstätten von der ACSP überwachen ließen. Von dieser Seite her war alles in Ordnung.
    Das Unternehmen gehörte zu einer komplexen Holding. Le Coz versuchte ihr die Verflechtungen der einzelnen Gesellschaften untereinander zu beschreiben, aber Anaïs begriff höchstens die Hälfte. Nur eine einzige Information blieb ihr im Gedächtnis haften: Muttergesellschaft der Holding war ein französischer Chemiekonzern namens Mêtis mit Firmensitz in der Umgebung von Bordeaux. Der Name war Anaïs ein Begriff.
    »Hast du auch etwas über Mêtis gefunden?«, hakte sie nach.
    »Wenig. Die Firma ist in der Chemieindustrie, der Landwirtschaft und im Pharmabereich tätig und hat Tausende Angestellte in der ganzen Welt, hauptsächlich aber in Frankreich und Afrika.«
    »Ist das alles? Wer ist der Besitzer?«
    »Eine GmbH.«
    »Dann müssen wir weiterbohren.«
    »Das ist unmöglich, und du weißt es auch. Schon meine Nachforschungen waren illegal, aber wenn wir an der Stelle weitermachen, kriegen wir richtig Ärger. Weißt du, dass inzwischen ein Ermittlungsrichter bestellt

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