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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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jaulend vor die Füße rollte und ihn umriss. Die beiden Angreifer kollerten ein Stück die Treppe hinunter.
    Janusz nutzte die Atempause und rappelte sich auf. Der Hund stürmte bereits wieder auf ihn zu, der Aussteiger folgte ihm. Janusz beobachtete jede ihrer Bewegungen, während er vorsichtig rückwärts die Treppe hinaufglitt. Im Schein der Laterne erkannte er, dass sein Verfolger eine selbst gebastelte Waffe in der Hand hielt. Es war ein Messer mit einer geschliffenen Keramikspitze, die eindeutig aus dem sanitären Bereich stammte.
    Es durchzuckte Janusz wie ein Blitz. Mit einer solchen Waffe würde er sich sicher nicht massakrieren lassen! Er holte weit aus und verabreichte dem Angreifer eine gewaltige Ohrfeige. Sein Verfolger geriet ins Wanken und klammerte sich an das Geländer, um nicht hinzufallen. Janusz packte ihn am Kragen, zog ihn zu sich und versetzte seinem Kopf einen heftigen Schlag. Ihm war, als diktierte ihm eine innere Stimme, was er tun sollte. Auf den Nasenrücken und die Augenhöhlen zielen, nicht auf die Stirn .
    Es hörte sich an wie das Brechen trockenen Holzes. Das Blut seines Angreifers spritzte bis in seine eigenen Augen. Kurzfristig konnte er nichts sehen. Er rieb sich die Lider und sah, dass sein Verfolger auf den Stufen hockte. Der Hund setzte zum Sprung an. Janusz empfing ihn mit einem Tritt und trat gleich darauf auch den Angreifer mitten in den Bauch. Immer versuchen, die Leber zu erwischen. Sie ist wegen des hohen Alkoholkonsums der wunde Punkt aller Obdachlosen .
    Der Angreifer stieß einen erstickten Schrei aus und rollte über seinen Hund hinweg. Wieder stürzten sie gemeinsam mehrere Stufen hinunter. Janusz schaute unbewegt und fasziniert zu. Nun hatte er sich wirklich in Victor Janusz zurückverwandelt. Der Mann von der Straße. Der barbarische Tippelbruder.
    Zwei weitere Bandenmitglieder tauchten im Regen auf. Einer war kahlgeschoren, der andere trug einen roten Irokesenschnitt. Der Erste hielt eine Eisenstange in der Hand, der zweite einen mit Nägeln bewehrten Baseballschläger. Janusz ballte die Fäuste, doch plötzlich verließen ihn die Kräfte. Es war einfach zu viel. Er sackte zusammen, verschränkte die Arme über dem Kopf und wartete auf die Prügel.
    Ein lauter Schlag war zu hören, unmittelbar gefolgt von einem zweiten, metallischeren Klang. Janusz spürte nichts. Als er aufblickte, sah er, dass Shampoo mit einer riesigen Mülltonne dem ersten Kerl eins über den Schädel gegeben und den zweiten gegen eine Laterne gestoßen hatte. Die beiden Typen ergriffen die Flucht.
    Shampoo richtete Janusz auf und schubste ihn die Treppe hinauf. Janusz war ihm unendlich dankbar. Tief im Innern schämte er sich für sein früheres Urteil. Man konnte doch auf Shampoo zählen.
    Sie hasteten die restlichen Stufen hinauf und stürzten sich in das Gewirr schmaler Gassen. Janusz’ Wade schmerzte stark. Der Hund hatte richtig zugebissen. Die Gassen wurden so eng, dass man nicht mehr nebeneinandergehen konnte. Allmählich wurden sie langsamer, bis sie schließlich stehen blieben. Beide waren sie außer Atem und am Ende ihrer Kräfte.
    Natürlich hatten sie noch Angst, doch das Brennen ihrer Lungen, die schmerzenden Muskeln und die Übelkeit waren stärker.
    »Wir haben sie abgehängt«, keuchte Shampoo.
    »Von wegen.«
    Janusz stieß ihn in eine Nische. Beinahe wäre der Kahlkopf hingefallen.
    »Was machst du da?«
    »Versteck dich!«
    Die Nische erwies sich als Hauseingang, dessen Gitterstäbe von Lavendelbüschen und Efeu überwuchert waren. Janusz und Shampoo hatten sich kaum unter das Grünzeug gekauert, als ihre Verfolger auch schon direkt vor ihrer Nase vorbeirannten.
    Erleichtert atmeten sie auf. Janusz nahm den kreidigen Geruch der nassen Steine und den herben Duft der Blätter wahr. Welch wohltuende Empfindung! Sie waren zwar erschöpft, aber fast unversehrt. Sie schauten sich an und genossen die Beruhigung.
    »Ich folge ihnen«, kündigte Janusz mit leiser Stimme an.
    »Was?«
    »Die Kerle wollen uns nicht einfach nur vermöbeln. Sie wollen uns töten, und ich muss wissen, warum.«
    Shampoo glotzte ihn verständnislos an. Der Kahlkopf hatte während der Prügelei seine Mütze verloren. Sein unbehaarter Schädel glänzte im Regen wie das Ei eines Dinosauriers.
    »Willst du sie vielleicht fragen?«
    »Nicht alle zusammen. Nur einen. Und der muss überrascht werden.«
    »Du hast doch nicht alle Tassen im Schrank.«
    »Ich habe ein Messer.«
    »Und den IQ einer

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