Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
Vom Netzwerk:
Janusz warf einen Blick zurück. Die beiden Betrunkenen krochen mit irrem Blick auf allen vieren hinter ihnen her.
    Endlich atmeten sie wieder frische Luft. Sie richteten sich auf. Der Regen war noch stärker geworden, der Wind trieb ihn schräg vor sich her. Mit seiner Heftigkeit erinnerte er an einen Monsunregen, nur erheblich kälter. Janusz erkannte schnell, dass ihnen eine weitere Bewährungsprobe bevorstand. Im strömenden Regen mussten sie die fast senkrechte Wand der Baugrube erklimmen, an der es so gut wie keinen Halt gab.
    Nur sehr langsam ging es vorwärts. Sie bohrten die Finger in die schlammige Masse. Regen trommelte auf ihre Schultern, eisiger Wind peitschte ihnen ins Gesicht. Glitt einer von ihnen aus, half ihm der andere auf die Beine. So bewältigten sie einen Meter nach dem anderen. Schließlich ertastete Janusz ein Moniereisen. Er griff danach, hievte sich aus der Grube und zog den wild strampelnden Shampoo hinter sich her.
    Sie waren über und über mit Schlamm bedeckt, doch Shampoo hatte weder seine Decke noch sein Bündel losgelassen. Gerade wollte Janusz ihn dazu beglückwünschen, als er den entsetzten Blick seines Kumpels wahrnahm. Er drehte sich um.
    Sie wurden von einer Gruppe Männer erwartet, die nichts mit den Pennern in der Grube zu tun hatten. Die Typen trugen Irokesenschnitte, Dreadlocks, Piercings und Tattoos und waren in seidig glänzende Blousons oder Militärparkas gekleidet. Einige hielten wild kläffende Köter am Halsband, schlimmer aber waren die selbst hergestellten, mörderischen Stichwaffen.
    Janusz wunderte sich nicht, als er Shampoo murmeln hörte:
    »Scheiße, das ist die Gang von Bougainville.«

S ie rannten davon, so schnell sie es in ihren verschlammten Kleidern schafften. Ihre Schritte hallten dumpf in der dunklen Straße wider. Sie wendeten sich nach rechts und landeten auf einer schnurgeraden, menschenleeren Avenue. Laternen, Fassaden und Bürgersteige schienen im strömenden Regen zu zittern. Von Zeit zu Zeit gewahrte Janusz sogar ein Stück Himmel. Er warf einen Blick über die Schulter zurück. Die Bande sprintete hinter ihnen her, allen voran die Hunde. Auf dieser Straße hatten Janusz und Shampoo jedoch nicht die geringste Chance, ihnen zu entkommen.
    Janusz griff nach Shampoos Anorak und zog ihn in eine nach rechts abzweigende Straße, um gleich danach wieder links abzubiegen. Dreißig Meter weiter entdeckte er eine Treppe, die ins Viertel Panier hinaufführte.
    Sie waren wieder an ihrem Ausgangspunkt. Janusz wies auf die Treppe und rannte die Stufen hinauf, ohne Shampoos Reaktion abzuwarten. Ein neuerlicher Blick nach hinten zeigte ihm, dass ihm der Kahlköpfige japsend folgte. Hinter ihm tauchte bereits die Bande auf. Die Hunde waren nur noch wenige Meter entfernt.
    Janusz wartete auf seinen Kameraden. Für Sekundenbruchteile hatte er den Eindruck, aus seinem Körper herauszutreten und die Szene von außen zu beobachten. Er hörte nichts mehr und spürte auch keinen Regen mehr. Sein Geist schwebte über ihm und sah nur noch zu.
    Endlich kam Shampoo heran. Janusz ließ ihn vorbei und folgte ihm. Jede Stufe war eine neue Herausforderung und eine neue Qual. Eisiger Regen peitschte auf sie herab. Janusz bewegte sich wie ein Affe auf allen vieren vorwärts, um schneller voranzukommen. Das Gefühl, sich von außen zu beobachten, war vorüber.
    Nur allzu real wurde ihm klar, dass er sterben würde. Und auch die entsetzliche Angst war real. Übelkeit stieg ihm in die Kehle.
    Plötzlich glitt er aus. Sein Kopf knallte auf eine Stufe. Er sah tausend Sterne, ehe ein dumpfer Schmerz in seinem Kopf explodierte. Er spürte die feuchte Kälte des Betons an seiner Wange. Warmes Blut lief ihm über das Gesicht. Rasende Schmerzen fuhren durch sein Bein.
    Einer der Hunde hatte ihn in die Wade gebissen und zerrte ihn die Treppe hinunter. Er versuchte sich an einer Laterne festzuklammern, doch das gelang ihm nicht. Mühsam hob er den Kopf. Shampoo rannte noch immer die Treppe hinauf. Entweder hatte er nichts bemerkt, oder er suchte sein Heil in der Flucht. Janusz wollte schreien, doch sein Mund prallte mit voller Wucht gegen eine Treppenstufe. Bei dem Versuch, sich aufzurichten, glitt er zwei weitere Stufen hinunter.
    Im Fallen drehte er sich so, dass er auf den Rücken zu liegen kam, und blickte direkt in die Augen des Hundes, den das Jagdfieber gepackt hatte. Einer der Typen näherte sich rasch. Janusz trat mit voller Wucht in die Schnauze des Hundes, der seinem Herrn

Weitere Kostenlose Bücher