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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Vergangenheit ihres Vaters. Es war etwas anderes gewesen – vielleicht Strömungen tief in ihrer Seele, die sich dem Lauf der Welt widersetzten, oder auch einfach nur das Erbe ihrer Mutter. Jedenfalls bewegte sie sich nicht, sprach nicht, dümpelte irgendwo zwischen Leben und Tod dahin und hatte Glück, dass sie nicht stationär eingewiesen wurde.
    Dank hochwirksamer Antidepressiva ging es ihr nach und nach besser. Zwei Jahre lang lebte sie in ständiger Angst vor einem Rückfall, und genau genommen hatte diese Angst sie nie ganz verlassen.
    Und jetzt war es wohl wieder so weit. Seit dem Beginn der Ermittlungen gab es jenseits ihrer Erkältung, der dauernden Anspannung und der erregenden Bekanntschaft mit Freire immer wieder Anzeichen für einen drohenden Rückfall – unter anderem ihre zerschnittenen Arme. Sie fürchtete sich davor, wieder Tage zu durchleben, die wie ein russisches Roulette waren: Ein einziger Gedanke konnte schreckliche Reaktionen wie Panikattacken mit Suizidgefahr oder Wachkoma auslösen.
    Sie ging in die Rezeption hinunter, wo ein Kaffeeautomat stand, holte sich einen Espresso und versuchte, das triste Ambiente der Halle zu ignorieren. Der Raum war so öde gestaltet, dass er nicht den geringsten Eindruck oder auch nur eine Erinnerung hinterließ. Anaïs fand, dass sie hierher passte. Auch sie sah sich nur als ein Gespenst zwischen all diesen bedeutungslosen Dingen.
    Nach der Rückkehr in ihr Zimmer warf sie einen Blick auf ihr Handy. Fünf SMS waren gekommen. Von Crosnier, dem Kommissar aus Marseille, von Le Coz und von Deversat, der sie im Lauf der Nacht dreimal angerufen hatte. Zunächst las sie die Nachricht von Crosnier, weil sie gleichzeitig hoffte und fürchtete, dass es Neuigkeiten von Freire gab. Doch dem war nicht so. Crosnier hatte sich um 22.00 Uhr erkundigt, wann sie am nächsten Tag in Marseille ankommen würde.
    Die Nachricht von Le Coz war um 22.30 Uhr eingetroffen und lautete lakonisch: »Ruf mich zurück.« Das Gleiche hatte Deversat auf die Mailbox aufgesprochen, doch seine Bitte klang eher wie ein Befehl.
    Als Erstes rief sie Le Coz an, der sich mit schläfriger Stimme meldete.
    »Du hast mich angerufen.«
    »Es geht um diese Sache mit Mêtis«, murmelte er. »Die Sache ist irgendwie …«
    »Hast du etwas herausbekommen?«
    »Ich habe mit ein paar mir bekannten Journalisten gesprochen, die für Sud-Ouest und die République des Pyrénées recherchieren. Die Leute sind echte Profis und kennen sich in der Region bestens aus.«
    »Und weiter?«
    »Angeblich gibt es da eine ganz brandheiße Geschichte. Fakten, die nicht am Telefon besprochen werden dürfen, und Treffen mitten in der Nacht und so.«
    »Und was war da so geheim?«
    »Ganz klar ist es nicht. Mêtis ist heute ein chemisch-pharmazeutischer Großkonzern, aber anfangs gab es einen militärischen Hintergrund.«
    »Inwiefern?«
    »Das Unternehmen wurde in den 1960er Jahren in Afrika von ehemaligen Söldnern gegründet. Zunächst war es im landwirtschaftlichen Bereich tätig, später kamen Chemie und Medikamente dazu.«
    »Was für Medikamente?«
    »Hauptsächlich psychotrope Substanzen. Anxiolytika und Antidepressiva. Ich kenne mich mit dem Zeug nicht aus, aber angeblich gehören sie da zu den Marktführern.«
    Welche Ironie des Schicksals, dachte Anaïs. Sie selbst hatte mit ziemlicher Sicherheit auch schon Produkte von Mêtis eingenommen.
    »Und was ist so heiß an der Geschichte?«
    »Immer der gleiche Mist. Es geht um Versuche an Menschen und dubiose Tests. Ich persönlich kann nicht so recht daran glauben.«
    »Hast du etwas über die Verbindung zwischen Mêtis und der ACSP gefunden?«
    »Null. Mêtis ist eine aus mehreren Unternehmen bestehende Gruppe, zu denen eben auch diese Sicherheitsfirma gehört. Das ist alles.«
    Anaïs dachte an den Q7. Sie war ziemlich sicher, dass eine Verbindung zwischen dem Arzneimittelgiganten und dem Attentat bestand. Abgesehen jedoch von den militärischen Anfängen der Konzerngruppe Mêtis passte ein Arzneimittelhersteller nicht so recht zu Heckenschützen, die mit einem Hécate II einen friedlichen baskischen Fischer ermordet hatten.
    »Der Journalist, der sich am intensivsten mit den Recherchen befasst hat, ist im Moment unterwegs zu einer Reportage. Er kommt morgen zurück. Willst du seine Nummer?«
    »Übernimm du die Befragung. Ich weiß noch nicht, wann ich wieder da bin.«
    Und dann fiel Anaïs noch etwas ein.
    »Wie geht es unserem Fall?«
    »Welchem Fall?«
    »Duruy. Der

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