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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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die Lösung!
    Janusz sah auf die Uhr. Zwölf. Erst einmal musste er seine Reisetasche irgendwo verstecken. Er ging noch ein Stück weiter und entdeckte eine Toreinfahrt, hinter der ein Innenhof lag. Er betrat den Hof, von dem mehrere Treppenhäuser nach oben führten, suchte sich eine Treppe aus und verstaute sein Gepäck unter den letzten Stufen.
    Auf dem Rückweg zum Gericht fiel ihm ein, dass ihm ein wichtiges Accessoire fehlte: ein Aktenkoffer. Janusz machte einen Umweg zu einem Supermarkt und kaufte eine für Kinder gedachte Billigversion aus Plastik, die für seinen Bedarf vollkommen ausreichte. Als er an einer Tankstelle vorüberkam, erstand er auch noch dünne Latexhandschuhe.
    Aus einer Toreinfahrt heraus beobachtete er den Seiteneingang und stellte fest, dass die Richter und Anwälte meist in Gruppen kamen. Nur wenige präsentierten ihre Zugangsberechtigung. Die meisten setzten beim Betreten des Gebäudes ihre angeregte Unterhaltung fort; die Wachleute in der Glaskabine am Eingang beachteten sie kaum. Mit seinem Anzug und dem Regenmantel würde es Janusz nicht schwerfallen, sich zu einer Gruppe zu gesellen und das Gericht zu betreten, ohne aufzufallen.
    Er hatte keine Angst, sondern spürte lediglich eine gewisse Hitze tief im Innern, die er auf die Aufregung und seine wilde Entschlossenheit zurückführte.
    Drei Herren im Anzug schritten auf die Tür zu. Janusz heftete sich an ihre Fersen. Man lachte, man begrüßte sich, Stoff rieb an Stoff. Und plötzlich befand sich Janusz im Gerichtsgebäude, ohne dass er hätte sagen können, wie er hineingekommen war.
    Mit seinem Aktenkoffer lief er aufs Geratewohl durch die Flure, ohne langsamer zu werden. Seine Knie und Hände zitterten leicht. Er steckte eine Hand in die Tasche seines Regenmantels, mit der anderen umklammerte er den Griff der leeren Aktentasche. Vor seinen Augen zogen Hinweisschilder vorbei. GERICHTSSAAL. ZIVILKAMMER. Aber er fand keinen Hinweis darauf, wo die Büros der Richter waren.
    Er näherte sich den Aufzügen. Erst jetzt nahm er seine Umgebung genauer wahr. Er befand sich in einer großen Halle, deren Boden weiß gefliest war und deren Decke von roten Metallstreben gestützt wurde.
    Die silbrig glänzenden Aufzugtüren öffneten sich. Ein Mann in einem blauen Hemd mit einer Waffe im Gürtel stieg aus. Ein Wachmann.
    »Entschuldigen Sie«, sprach Janusz ihn an, »in welcher Etage finde ich die Ermittlungsrichter?«
    »In der dritten.«
    Janusz betrat den Aufzug. Die Türen schlossen sich. Er drückte den Knopf. Seine Hand, die immer noch zitterte, glänzte vor Schweiß. Er wischte sich die Finger an seinem Regenmantel ab und fuhr sich angesichts seines Spiegelbildes mit den Händen durch die Haare. Beinahe erstaunt stellte er fest, dass sein Gesicht gleichmütig wirkte. Die Angst war unsichtbar.
    Die Türen glitten auf. Janusz trat in einen mit PVC ausgelegten Flur mit indirekter Beleuchtung auf halber Höhe. Das Resultat war befremdlich, denn der Boden wirkte heller als die Decke. Aber vielleicht betrachteten die Verdächtigen und die Zeugen ja nur ihre Schuhspitzen. Rechts befand sich eine Tür ohne Klinke mit der Aufschrift: NOTAUSGANG. Nach links setzte sich der Flur noch einige Meter fort, ehe er scharf abbog. In diese Richtung wandte sich Janusz.
    Er lief auf einen verglasten Wartesaal zu, in dem mehrere Leute saßen. Die meisten hatten eine Vorladung in der Hand. Um in den Saal zu gelangen, musste man sich bei der Sekretärin anmelden und ausweisen.
    Doch im Sekretariat saß niemand. Janusz rüttelte an der Glastür. Sie war verschlossen. Einige der Wartenden bedeuteten ihm durch Zeichen, dass es neben der Tür eine Klingel gab, die man nur drücken musste, um die Sekretärin zu rufen.
    Janusz bedankte sich mit einem Handzeichen und wandte sich zum Gehen. Schon stand er wieder vor den Aufzügen. Er ärgerte sich über seine Naivität. Gerade hatte er auf den Knopf gedrückt, als ihm auffiel, dass die Tür zum Notausgang nur angelehnt war. Er traute seinen Augen nicht. Das war die Chance! Er sah genauer hin. Der Riegel stand vor und hinderte die Tür daran, ins Schloss zu fallen. Schnell glitt er hindurch. Vermutlich benutzten die Richter diese Tür, um direkt zu den Aufzügen zu gelangen, ohne die ganze Etage durchqueren zu müssen.
    Auch hier waren die Wände aus PVC, und auch hier gab es die indirekte Beleuchtung, doch in diesem Flur reihte sich Tür an Tür. Die sechste Tür trug den Namen, nach dem er suchte: Pascale

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