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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Minotaurus am Bahnhof Saint-Jean.«
    »Ich fürchte, du verkennst die Situation. Die Leute von Mauricet haben uns alles weggenommen. Sämtliche Berichte, die Protokolle und sogar die Festplatte, auf der wir alles gespeichert hatten. Für uns ist der Minotaurus Schnee von gestern.«
    Anaïs warf einen Blick auf die Akte, die auf ihrem Bett lag. Dies war also die letzte Erinnerung an den Fall, den Hauptkommissarin Chatelet und ihr Team bearbeitet hatten.
    »Und außerdem hat Deversat mir gehörig den Kopf gewaschen.«
    »Weswegen?«
    »Es ging um die kleine Recherche neulich nachts bei der ACSP. Der Chef hat getobt. Dazu muss man sagen, dass die Söldner damals in Afrika fast alle aus unserer Gegend kamen. Mêtis ist ausgesprochen wichtig für die Wirtschaft im Aquitaine.«
    »Ja und?«
    »Na, was schon? Wenn das Fass voll ist, läuft es über, und wir kriegen unser Fett weg. Wie üblich. Als ich Deversat gesteckt habe, dass du mich deckst, hatte ich den Eindruck, Öl ins Feuer zu gießen.«
    Jetzt wusste Anaïs zumindest, warum Deversat in der Nacht mehrmals angerufen hatte.
    »Und was ist mit dir?«, erkundigte sich Le Coz.
    »Ich bin auf dem Weg nach Marseille.«
    »Ich brauche dich wohl nicht zu fragen, ob sie den Kerl inzwischen gefunden haben, oder?«
    »Ich rufe dich an, sobald ich angekommen bin.«
    Vor dem nächsten Telefonat zögerte sie kurz, entschied sich dann aber für Crosnier. Das Beste – Deversat – hob sie sich bis zum Schluss auf.
    Bei Crosnier hörte man den Dialekt des Südens heraus. Seine Stimme klang gutmütig und nach mediterraner Sonne, Wärme und Licht. Der Kollege fasste zunächst die bekannten Fakten zusammen. Victor Janusz hatte die Nacht vom 17. auf den 18. Februar in einer Notunterkunft für Obdachlose in Marseille verbracht. Er wurde auf der Toilette angegriffen und verschwand am frühen Morgen. Seither hatte man nichts mehr von ihm gehört und weder Spuren noch Zeugen gefunden.
    »Von wem wurde er angegriffen?«
    »Das wissen wir nicht genau. Vermutlich von anderen Obdachlosen.«
    Anaïs hegte gewisse Zweifel an dieser Vermutung. Hatten die Mörder ihn etwa wieder ausfindig gemacht? Und weshalb war er überhaupt nach Marseille zurückgekehrt? Warum war er wieder in die Haut von Janusz geschlüpft?
    »Da gibt es noch etwas«, fuhr Crosnier fort.
    »Nämlich?«
    »Ich habe gestern die Zusammenfassung Ihres Berichts über den Mord an Philippe Duruy erhalten.«
    Nun, dann war der für Le Gall verfasste Report doch noch zu etwas nütze gewesen.
    »Besonders interessant fand ich den mythologischen Hintergrund der Inszenierung.«
    »Apart, nicht wahr?«
    »Nein, ich meine nur … Wir hatten hier vor ein paar Monaten einen ganz ähnlich gelagerten Fall.«
    »Wann genau?«
    »Mitte Dezember letzten Jahres. Ich habe damals die Ermittlungen geleitet. Die Ähnlichkeiten mit Ihrem Fall sind wirklich frappierend. Das Opfer war ein junger Obdachloser mit tschechischen Wurzeln. Seine Leiche wurde in einer Felsbucht unweit des Vieux-Port gefunden.«
    »Und was war das Mythologische an Ihrem Mord?«
    »Der Mörder hat sich durch die Sage von Ikarus inspirieren lassen. Der Junge war nackt, teilweise verbrannt und hatte große Flügel auf dem Rücken.«
    Anaïs verschlug es die Sprache. Abgesehen von den vielen Nebenschauplätzen, mit denen sie sich befassen musste, erkannte sie hier eine alles andere als erfreuliche Verbindung: die Anwesenheit von Mathias Freire am Tatort. Wieder ein Punkt für die These, dass Janusz der Mörder war.
    »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr Crosnier fort. »Unser Mann war auch mit Heroin vollgepumpt. Wir …«
    Während sie bereits in ihren Blouson schlüpfte, schnitt Anaïs ihm das Wort ab.
    »Ich bin in zwei Stunden in Ihrem Büro. Dann können wir weiter über die Einzelheiten reden.«
    Sie ließ Crosnier nicht einmal die Zeit für eine Antwort. Hastig rannte sie zu ihrem Auto. Sie musste diesen Schlag einfach ertragen, ihn verdauen und daran reifen!
    Vor ihrem Golf blieb sie stehen. Sie hatte Deversat vergessen! Mit zitternden Fingern tippte sie seine Nummer ein.
    »Was war das denn für ein Schwachsinn bei der ACSP?«, zeterte der Kommissar. »Eine Durchsuchung mitten in der Nacht? Für wen halten Sie sich eigentlich? Seit gestern Nachmittag steht mein Telefon nicht mehr still!«
    »Ich wollte Zeit gewinnen«, gab sie mit heiserer Stimme zurück. »Ich …«
    »Nun, ab sofort werden Sie eine ganze Menge Zeit haben, meine Liebe. Sind Sie auf dem Weg nach

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