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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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schnelle, geschmeidige Schwung ihrer Hüften. Eine Frau wie eine Kriegsmaschine. Eine Maschine, die er begehrte.
    Janusz lief auf eine weitere Tür zu. Kurz bevor er sie erreichte, prallte er mit einem Mann zusammen, der aus dem Nichts zu kommen schien. Nur zwei Sekunden später blickte er in den Lauf einer Waffe.
    »Keine Bewegung!«
    Janusz erstarrte. Heiße Tränen drängten unter seinen Lidern hervor. Das Gesicht des Mannes in Uniform verschwamm vor ihm. Stumm flehten seine Blicke: »Lassen Sie mich gehen. Bitte!«
    Plötzlich jedoch sah er wieder klar. Er begriff, dass der Wachmann mindestens ebenso verwirrt war wie er selbst. Der Uniformierte versuchte ihn in Schach zu halten und gleichzeitig sein Funkgerät zu benutzen, was ihm natürlich nicht gelang.
    Einen Sekundenbruchteil später blickten ihn die Augen des Wachmanns flehend an. Janusz hatte seine Aktentasche fallen gelassen, sein Eickhorn aus dem Gürtel geholt und den Mann hart gegen die Wand gedrückt. Er hielt ihm das Messer an die Kehle.
    »Lass die Waffe los!«
    Die Pistole polterte auf den Boden. Der Mann leistete keinen Widerstand. Ohne den Druck zu lockern, untersuchte Janusz mit der linken Hand den Gürtel des Uniformierten. Er nahm ihm das Funkgerät weg, steckte es in seine eigene Tasche, bückte sich und hob die Waffe auf, während er das Messer wieder in seinen Gürtel gleiten ließ. Jetzt erst wich er einen Schritt zurück und betrachtete seinen Gegner, an dessen Gürtel ein Paar Handschellen hing.
    »Auf die Knie!«
    Der Mann rührte sich nicht. Janusz wechselte die Hand und drückte dem Uniformierten die Waffe an den Hals. Eine Art sechster Sinn sagte ihm, dass die Pistole nicht geladen war. Er spannte den Verschluss, um eine Patrone nachzuladen.
    »Leg dich auf den Bauch. Ich meine es ernst, darauf kannst du dich verlassen.«
    Der Wachmann gehorchte wortlos.
    »Hände auf den Rücken.«
    Der andere gehorchte. Mit der Linken griff Janusz nach den Handschellen und ließ sie um die Handgelenke des Uniformierten klicken. Es ging überraschend leicht.
    »Wo sind die Schlüssel?«
    »Die … was?«
    »Die Schlüssel für die Handschellen?«
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    »Die brauchen wir nie.«
    Janusz versetzte ihm einen Schlag mit der Waffe. Blut spritzte auf. Der Kerl rutschte dicht an die Wand und stammelte:
    »In meiner linken Hosentasche.«
    Janusz nahm die Schlüssel an sich und schlug dem Mann erneut in den Nacken. Er hatte gehofft, ihn bewusstlos schlagen zu können, doch das erwies sich als schwieriger als vermutet.
    Wie lange würde es wohl dauern, bis jemand dem Wachmann zu Hilfe kam? Der Kerl wirkte kaum angeschlagen, lag aber mit gefesselten Händen in einem blockierten Flur. Janusz schätzte, dass ihm höchstens fünf Minuten blieben.
    Er hob seinen Regenmantel und die Aktentasche auf und ließ die Pistole ohne nachzudenken in seinen Gürtel gleiten. Dabei stieß er an das Messer. Sein Gürtel entwickelte sich nach und nach zu einer Art Waffenarsenal.
    Der Wachmann beobachtete Janusz mit ängstlichem Blick. Janusz tat so, als wollte er erneut zuschlagen. Der Bulle zog den Kopf ein.
    Janusz wandte sich um und floh. Immer noch suchte er nach einem Ausgang. Er spürte die Waffen an seinem Rücken. Ein erhebendes Gefühl.
    Er wusste jetzt, dass er sich retten würde.
    Irgendwie.

N ach einem hastigen Marsch durch ein Gewirr schmaler Gassen fand sich Janusz auf der Canebière wieder, und zwar genau gegenüber dem zentralen Polizeikommissariat. Bei der Polizei war der Teufel los. Beamte stürzten mit der Hand an der Waffe zu allen Arten von Fahrzeugen, die noch bei geöffneten Türen mit quietschenden Reifen und eingeschalteten Sirenen starteten. Janusz drückte seine Aktentasche an die Brust. Von jetzt an waren ihm sämtliche Polizisten von Marseille auf den Fersen.
    Er suchte Schutz unter einem Torbogen. Die Reisetasche konnte er jetzt getrost vergessen. Das Funkgerät hatte er in den erstbesten Abfalleimer geworfen. Jetzt besaß er nur noch sein Messer, die Waffe des Sicherheitsbeamten und die Akte. Er musste Marseille verlassen, sich irgendwo ein Versteck suchen und in aller Ruhe die Akte durcharbeiten – anders konnte er seine Unschuld nicht beweisen. Falls er unschuldig war …
    Das Sirenengeheul hatte sich entfernt. Vermutlich durchkämmte die Polizei längst das gesamte Gerichtsviertel. Man würde Fahndungsmeldungen herausgeben, und sein Gesicht würde einschließlich sämtlicher besonderer Kennzeichen in allen Medien

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