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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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aufzubringen? Menschliches Blut?«
    »Ich verstehe Ihre Frage nicht.«
    »Blut enthält unter anderem auch Eisenoxid. Ist es möglich, damit eine chemische Reaktion auf der Platte hervorzurufen? Zum Beispiel während des letzten Arbeitsschrittes, wenn Goldchlorid aufgebracht wird?«
    Marc Simonis schien verwirrt. Er begriff, dass Anaïs mehr über das Verfahren wusste, als sie zugegeben hatte.
    »Schon möglich. Aber ich weiß es nicht.«
    »Hat jemand auf Ihrer Liste schon einmal von Versuchen in diese Richtung gesprochen?«, fragte Anaïs und schwenkte das Papier.
    »Natürlich nicht.«
    »Gibt es vielleicht Mitglieder, die sich auf dem Gebiet der Chemie besser auskennen als andere? Die ihre Forschungen auf – organisches Gebiet ausdehnen könnten?«
    »Ich habe jedenfalls noch nie davon gehört.«
    »Vielen Dank, Monsieur Simonis.«
    Sie drehte sich um, doch der Mann hielt sie am Arm zurück.
    »Verdächtigen Sie eines unserer Mitglieder, einen Mord begangen zu haben?«
    Anaïs zögerte, verzichtete aber dann ganz plötzlich auf ihren autoritären Ton.
    »Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Es ist eine Spur, die sich einzig und allein auf Vermutungen gründet.« Sie blickte sich um. Auf den Regalen standen Behälter mit Quecksilber, Jod und Brom. »Vermutungen, die flüchtiger sind als einer Ihrer Dämpfe.«
    Fünf Minuten später stand sie auf dem Parkplatz des Museums, konsultierte den Stadtplan und versuchte anhand der Adressen ihre Marschroute festzulegen.
    Ihr Handy klingelte. Solinas. Sie hielt ihr Telefon in der Hand und überlegte, ob man sie überwachte. Am besten hätte sie das Ding gleich bei der Freilassung aus dem Gefängnis weggeworfen.
    Beim fünften Klingeln hob sie schließlich ab und schloss die Augen, als erwartete sie eine Detonation.
    »Du bist wirklich die blödeste Fotze, die mir je über den Weg gelaufen ist!«
    »Es war nötig. Ich habe eine andere Spur gefunden, die ich unbedingt verfolgen muss.«
    »Was für eine Spur?«
    »Darüber kann ich nicht reden.«
    »Umso schlimmer für dich.«
    »Du kannst mir nicht drohen.«
    »Und was ist mit zwei noch ganz warmen Leichen?«
    »Wer?«
    »Sie sind noch nicht identifiziert. Zwei Typen in schwarzen Maßanzügen. Einer ist mit einem Kaliber .45 erschossen worden, dem anderen hat man einen Glassplitter ins Gesicht gerammt. Sie wurden in einem Loft in der Rue de la Roquette 188 gefunden. Der Mieter heißt Arnaud Chaplain. Sagt dir der Name etwas?«
    »Nein«, log sie.
    Sie hatte den Eindruck, keinen Tropfen Blut mehr im Gehirn zu haben.
    »Ihr Auto steht zwei Blocks weiter in der Rue Bréguet. Ein schwarzer Q7 mit dem Kennzeichen 360643 AP 33. Klingelt da immer noch nichts?«
    Stumm bemühte sich Anaïs, ihre Neuronen wieder miteinander zu verbinden. Freire war also wieder einmal entkommen. Die einzigen guten Nachrichten, die sie jetzt noch von ihm erwarten konnte, waren Leichenfunde.
    »Nach den ersten Vernehmungen gehen wir davon aus, dass der Mieter des Lofts Janusz ziemlich ähnlich sah.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Eine kleine Indiskretion auf dem Flur. Die Mauern dieses Ladens sind so porös wie ein Schwamm.«
    »Wer weiß Bescheid?«
    »Die Kripo. Aber ich rufe gleich den Staatsanwalt an. Diese Geschichte hängt mit der Schießerei in der Rue de Montalembert zusammen und gehört daher in mein Ressort.«
    »Kannst du das beweisen?«
    »Ich beweise es, wenn man mir den Fall übergibt.«
    »Wo sind die Leichen jetzt?«
    »Was glaubst du wohl? Natürlich in der Gerichtsmedizin.«
    Anaïs hatte zwar keine Ahnung, wo sich die Gerichtsmedizin befand, aber sie würde sie schon finden.
    »Treffen wir uns da?«
    »Ich weiß nicht, was du mit mir angestellt hast«, lachte er. »Ständig ballerst du mir eine rein, und ich will immer noch mehr. Vielleicht sollten wir über eine SM-Beziehung nachdenken.«
    »In einer halben Stunde?«
    »Bin schon auf dem Weg. Ich warte dort auf dich.«

Z wei kleine Föten schwimmen im Fruchtwasser wie kleine Astronauten. Zwischen Wasser und Blut, Luft und Geist. Sie sind leicht und schmiegen sich ineinander. Einer ist größer als der andere und schwimmt oben. Der kleinere duckt sich an die hintere Wand der Gebärmutter wie ein Besiegter. Über ihnen zeichnen sich die Arabesken eines Netzwerks aus Gefäßen ab, Spuren wie die spiralförmig gedrehten Wurzeln der Pflanzen, die man in der Schwerelosigkeit von Raumstationen züchtet.
    »Es gibt ein Problem.«
    Eine Arztpraxis. Der Arzt sieht den Mann und die

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