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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Bauvorhaben in der Stadt verzeichnet waren. Er notierte die Namen der Bauunternehmen und suchte die Namen der Inhaber und der jeweiligen Baustellenleiter heraus. Ein Thibaudier war nicht dabei.
    Draußen klackten immer noch die Boulekugeln. Rufe, Schimpfen und hemmungsloses Lachen waren zu hören. Der Form halber überprüfte Freire auch noch die letzten Aussagen Mischells. Der Vater, der angeblich in Marsac »in der Nähe von Arcachon« geboren war, die Mutter, die eine kleine Bar mit Zigarettenverkauf in der Hauptstraße geführt hatte. Freire holte sich eine detaillierte Karte der Region auf den Bildschirm. Nicht einmal den Namen des Dorfes konnte er finden.
    Erneut überprüfte er die Namen auf der Karte. Er fand das Becken von Arcachon, die Île aux Oiseaux, die Landspitze von Cap Ferret, die Düne von Pilat … Der Unbekannte hatte zwar fantasiert, aber irgendwo in dieser Gegend musste der Schlüssel zu seinem Geheimnis liegen.
    Sein Telefon klingelte. Es war die Stationsschwester aus der Notaufnahme.
    »Entschuldigen Sie, Herr Doktor, ich habe versucht, Sie auf Ihrem Handy zu erreichen, aber …«
    Freire warf einen Blick auf seine Uhr. Viertel nach zwölf.
    »Mein Bereitschaftsdienst beginnt erst um eins.«
    »Selbstverständlich. Aber hier ist Besuch für Sie.«
    »Wo?«
    »Hier in der Notaufnahme.«
    »Und wer?«
    Die Krankenschwester zögerte einen Augenblick.
    »Die Polizei.«

D ie Kommissarin ging in der Eingangshalle der Notaufnahme auf und ab. Sie war klein, hatte kurz geschnittenes Haar und trug eine Lederjacke, Jeans und Motorradstiefel. Wahrhaftig ein verhinderter Junge. Aber ihr Gesicht war von einer berückenden Schönheit, und ihre schwarzen Haarsträhnen zeichneten ein Muster wie von feuchten Algen auf ihre Wangen. Ein altmodisches Wort kam Mathias in den Sinn: Herrenwinker.
    Freire stellte sich vor. Die Frau erwiderte heiter:
    »Guten Tag. Ich bin Hauptkommissarin Anaïs Chatelet.«
    Mathias hatte Mühe, seine Überraschung zu verbergen. Diese junge Frau besaß eine unwiderstehliche Anziehungskraft, eine ganz besondere Präsenz. Sie war es, die der Welt ihren Stempel aufdrückte – nicht umgekehrt. Freire schätzte sie innerhalb weniger Sekunden ein.
    Ihr Gesicht erinnerte an das einer Puppe aus einem verflossenen Jahrhundert – flächig, rund, sehr hell und wie in einem einzigen Zug gemalt. Ihr kleiner, roter Mund sah aus wie eine Frucht in einer Zuckerschale. Wieder fielen ihm zwei Worte ein, die eigentlich nichts miteinander zu tun hatten: »Schrei« und »Milch«.
    »Gehen wir in mein Büro«, sagte er in seinem galantesten Ton. »Es befindet sich im Gebäude nebenan. Dort haben wir mehr Ruhe.«
    Die Frau ging voraus, ohne zu antworten. Das Leder ihrer Jacke quietschte leise. Freire sah die eckige Beule, wo sich ihre Dienstwaffe abzeichnete. Ihm wurde klar, dass er sich nicht angemessen verhalten hatte. Mit seiner Samtstimme hatte er sich ausschließlich an die Frau gewendet, seine Besucherin aber war dienstlich in der Klinik und von Beruf Kriminalkommissarin.
    Sie gingen zur Station Henri-Ey. Mit kurzem Blick musterte die Polizistin die Boulespieler. Der Psychiater spürte eine gewisse Nervosität bei ihr. Dabei war sie eigentlich nicht der Typ, der sich in Gegenwart geistig gestörter Menschen fürchtete. Aber vielleicht weckte die Klinik ja unangenehme Erinnerungen …
    Sie betraten das Gebäude, durchquerten den Empfang und gingen in Freires Büro. Mathias schloss die Tür und fragte:
    »Möchten Sie vielleicht einen Kaffee? Oder lieber Tee?«
    »Nein danke.«
    »Ich könnte Wasser heiß machen.«
    »Ich möchte nichts, vielen Dank.«
    »Setzen Sie sich.«
    »Sie setzen sich jetzt. Ich bleibe stehen.«
    Freire musste lächeln. Mit den Händen in den Hosentaschen wirkte sie so rührend wie ein kleines Mädchen, das sich unbedingt männlich geben will. Er ging um seinen Schreibtisch herum und setzte sich. Die junge Kommissarin stand noch immer unbeweglich vor ihm. Er wunderte sich über ihre Jugend. Sie schien kaum zwanzig zu sein. Zwar war sie mit ziemlicher Sicherheit ein gutes Stück älter, doch sie wirkte wie eine Studentin, die gerade erst die Uni verlassen hatte. Der Schrei. Die Milch. Immer noch gingen ihm die beiden Worte durch den Sinn.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Vorgestern, in der Nacht vom 12. auf den 13. Februar, haben Sie einen unter Amnesie leidenden Mann hier aufgenommen, den die Bahnpolizei am Bahnhof Saint-Jean aufgegriffen hat.«
    »Das ist

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