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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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dabei kann mir schon ein winziges Detail oder ein Hinweis helfen.«
    »Das verstehe ich. Aber wenden Sie sich bitte an Anaïs Chatelet.«
    Freire tat, als hätte er nicht zugehört.
    »Laut dem Bericht haben Sie Staubpartikel gefunden …«
    »Sie sind ganz schön hartnäckig, mein Lieber. Morgen früh hat Chatelet meinen Bericht auf dem Schreibtisch. Wenden Sie sich an sie.«
    »Aber wir könnten Zeit gewinnen. Ich versetze den Patienten morgen früh in Hypnose. Geben Sie mir einen Hinweis. Damit ersparen Sie mir einen ganzen Tag Arbeit.«
    Der Techniker antwortete nicht. Er schien unschlüssig. Der bürokratische Kram belastete alle Beteiligten. Freire ließ nicht locker.
    »Geben Sie mir einfach eine Kurzfassung der Ergebnisse. Mein Patient glaubt sich zu erinnern, dass es sich bei dem Staub unter seinen Fingernägeln um Ziegelstaub handelt.«
    »Das ist nicht der Fall.«
    »Sondern?«
    »Eine Phytoplanktonart.«
    »Wie bitte?«
    »Meeresplankton. Ein Mikroorganismus, den man nur an der südlichen Atlantikküste Frankreichs findet. Im Baskenland.«
    Freire dachte an das, was Mischell über Audenge, Cap Ferret, Marsac und das nicht existente Dorf in der Nähe der Île aux Oiseaux gesagt hatte. Es waren offenbar unbewusste Hinweise auf seine wahre Herkunft gewesen: das Baskenland.
    »Konnten Sie dieses Plankton genauer identifizieren?«
    »Wir mussten dafür Meeresbiologen bemühen. Die Art gehört zu den Dinoflagellaten und heißt Mesodinium harum . Sie ist ausgesprochen selten und gehört zur submarinen Fauna der baskischen Küste.«
    Mathias schrieb sich den Namen auf und hakte sofort nach, solange das Eisen noch heiß war.
    »Haben Sie sonst noch etwas gefunden?«
    Der Techniker zögerte kurz, ehe er sagte:
    »Die Kripo wird sich sicher dafür interessieren, dass wir das Zeug noch an einer anderen Stelle gefunden haben.«
    »Und wo?«
    »Dort, wo der Tote entdeckt wurde, also in der Reparaturgrube. Unsere Programme haben eine völlige Übereinstimmung der Proben bestätigt. Die Proben, die wir dem Mann ohne Gedächtnis entnommen haben, und diejenigen aus der Grube sind identisch.«
    Diese Information musste Freire erst einmal verdauen. Anaïs Chatelet hatte recht gehabt: Der Mann ohne Gedächtnis musste den Toten gesehen haben – vielleicht sogar Schlimmeres …
    »Vielen Dank«, beendete er das Gespräch. »Diese Besonderheit nutzt mir allerdings bei der Hypnose nichts. Um die kriminalistischen Zusammenhänge muss sich die Polizei kümmern.«
    »Verstehe«, meinte der Techniker. »Viel Glück!«
    Mathias legte auf. Eilig notierte er alles, was er gehört hatte. Meeresplankton, das nur an der baskischen Küste vorkam. Hatte der Cowboy vielleicht einen Beruf, der mit dem Meer zu tun hatte? Freire war längst überzeugt, dass Mischell eine körperliche Arbeit an der frischen Luft ausübte. War er vielleicht Fischer ? Er unterstrich dieses Wort mehrmals.
    Zusätzlich bildete das Plankton eine direkte Verbindung zwischen Mischell und dem Toten. Freire hielt inne. Diese Verbindung konnte womöglich die Schlinge sein, die sich um den Hals seines Patienten zusammenzog …
    Als Arzt jedoch war er nach wie vor überzeugt, dass der Cowboy unschuldig war. Möglicherweise hatte er den Mörder überrascht. Vielleicht hatte er sich, nur bewaffnet mit seinem Engländer und dem Telefonbuch, mit ihm in der Grube geprügelt. Das Blut konnte schließlich auch von dem Mörder stammen …
    Als ob dieser Rückschluss ihn an etwas erinnert hätte, stand Freire auf und ging in die Küche. Ohne Licht zu machen, trat er ans Fenster und blickte auf die dunkle Straße.
    Die Männer in Schwarz waren nicht da.

D er Châtea–u Lesage ist ein Cru Bourgeois Supérieur und stammt aus Listrac-Médoc. Das ist eine der acht Appellationen des Médoc …«
    Anaïs fror. Im Gärraum, wo hohe Edelstahlsilos wie Sarkophage nebeneinander aufgereiht standen, zog es schrecklich. Sie war froh, dass sie ihren Lederblouson vor der Besichtigung nicht ausgezogen hatte. Außerdem stellte sie befriedigt fest, dass sie zwischen den anderen Mitgliedern des Clubs wie eine Außenseiterin wirkte.
    »Unser Weingut hat eine lange Geschichte. Schon im 15. Jahrhundert wurde hier Wein angebaut …«
    Langsam bewegte sich die Gruppe zwischen den spiegelnden Gärbehältern vorwärts. Jeden Sonntagabend besichtigte Anaïs ein anderes Weingut. Sie gehörte einem Verkostungs-Club an, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, die besten Lagen der Region um Bordeaux zu

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