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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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genug gewesen, um einen Mord zu begehen?
    »Komm«, sagte sein Begleiter und kratzte seine Münzen zusammen, »ich habe Durst.«
    »Kaufst du dir eigentlich nie etwas zu essen?«
    »Dafür gibt es doch Suppenküchen und die Emmaus-Gemeinschaft. Zu essen kriegen wir überall.« Er lachte. »Viel schwieriger ist es, was zu trinken zu bekommen.«
    Der Abend kam, und es wurde immer kälter. Besorgt dachte Janusz an die Stunden, die ihm bevorstanden. Seine Eingeweide krampften sich zusammen. Er fühlte sich den Tränen nah wie ein Kind, das Angst vor der Dunkelheit hat.
    Aber er musste durchhalten.
    Zumindest bis zur Ankunft in der Wärmestube in La Madrague, wo die Obdachlosen sich abends einfanden.
    Wenn ihn auch dort niemand wiedererkannte, war er auf der falschen Fährte.

M artenot, der Chef der Gendarmerie, hatte sich bereit erklärt, sie zum Tatort zu begleiten. Jeder in seinem eigenen Wagen, und bloß kein Wort in den Büros! Jetzt folgten sie dem Subaru WRX der Gendarmerie, einem jener ausländischen Modelle, die im Lauf der letzten Jahre angeschafft worden waren.
    Sie passierten Bidart und Guéthary und folgten der Eisenbahnlinie. Der Regen wollte nicht aufhören, er dämpfte Geräusche, Empfindungen und Bewegungen. Er tropfte von den Büschen und sprühte wie ein Schleier vom Asphalt auf. Er setzte fahle Lichtflecken auf die Meeresoberfläche.
    An der höchsten Stelle einer Küstenstraße hielten die Autos an. Zwischen dichtem Buschwerk standen ein paar verstreute Häuser; weiter unten erkannte man einen farblosen, von dunklen Felsen gesäumten Strand. Anaïs und Le Coz gesellten sich zu den Gendarmen. Martenot zeigte auf ein hundert Meter entferntes Häuschen aus Beton, über dem ein Schild in Fischform befestigt war.
    »Das ist das Haus von Bonfils.«
    Das Gebäude war mit gelben Bändern abgesperrt; Türen und Fenster hatte man versiegelt. Zwar hatten die Fotografen und die Techniker der Spurensicherung ihre Arbeit bereits erledigt, doch am nächsten Tag wollte man noch einmal gründlicher recherchieren.
    »Und wo genau ist der Mord geschehen?«
    »Unten am Strand.« Martenot wies zum Meer hinunter. »Die Leiche der Frau lag dort drüben. Den Mann haben wir am Fuß eines der Felsen gefunden.«
    »Ich sehe gar nichts.«
    »Weil dort jetzt Wasser ist. Wir haben Flut.«
    »Ich will es mir trotzdem ansehen.«
    Sie folgten einem steilen Pfad. Als Anaïs sich umblickte, sah sie hauptsächlich triefende Bäume und eine oder zwei Villen mit kiefernbeschatteten Terrassen. Der vor Nässe glänzende Schienenstrang durchschnitt wie mit dem Lineal gezogen die Landschaft.
    Der Strand war ein schmales Band aus dunklem Sand. Anaïs fröstelte. War es die Erkältung? Oder Angst? Plötzlich fiel ihr die Sage von Tristan und Isolde ein, in der es um schwere Stürme und einen Liebestrank ging.
    Schnell konzentrierte sie sich wieder.
    »Wann genau ist es passiert?«
    »Laut Zeugenaussagen etwa um die Mittagszeit.«
    »Dann gibt es also Zeugen?«
    »Ja, zwei Fischer. Sie waren selbst am Strand, ungefähr hundert Meter entfernt.«
    »Und was haben sie gesehen?«
    »Die Aussage hört sich ein wenig konfus an. Angeblich haben sie einen Mann im Regenmantel wegrennen sehen. Vermutlich Ihren Verdächtigen. Mathias Freire.«
    »Ist das der Name, den man Ihnen genannt hat?«
    »Wieso? Ist es nicht der richtige?«
    Anaïs ging nicht darauf ein. Die Situation war ohnehin schon unübersichtlich genug.
    »Von wo ist er gekommen?«
    »Vom Strand.«
    »Mit anderen Worten: Freire hat Bonfils und die Frau erschossen und ist dann geflohen?«, fragte sie. Ihr war klar, dass sie den Advocatus Diaboli spielte.
    »Nein, die Opfer wurden nicht aus nächster Nähe erschossen. Im Übrigen haben die Zeugen auch zwei schwarz gekleidete Männer gesehen, die zum Strand liefen. Wir wissen nicht, ob sie Freire verfolgten, weil sie ihn für den Mörder hielten, oder ob sie die beiden erschossen hatten. Später sind sie dann in einem schwarzen Audi Q7 davongefahren. Leider haben wir keine Nummer.«
    Mist! Wie hatte sie das vergessen können? Erst vorgestern hatte Freire ihr die Abzüge mit dem Nummernschild anvertraut und berichtet, dass er seit zwei Tagen von einem schwarzen Geländewagen verfolgt wurde. Die Ausdrucke lagen bei ihr zu Hause.
    »Im Anschluss daran wird die Aussage der beiden Fischer ein wenig wirr. Angeblich ist ein Zug vorbeigefahren. Der Kerl im Regenmantel war danach verschwunden, und die beiden Männer sind in ihren Audi gestiegen und

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