Der Utofant
Ich amüsiere mich. Ist das Versagen? Wir wollen Dr. Freund befragen.
Friedlinde erklärte, Versagen sei das nicht, im Gegenteil, es sei ein Zeichen von Charakterstärke.
Emil Erasmus K. kann sich verhalten, wie er will, Friedlinde findet es großartig. Er ist unser Erfolgspatient, sagte sie, ich bin gespannt, wie er sich bei der letzten Probe bewähren wird, wenn die Versager auf dem Schreckensplanetoiden landen müssen. Es dauert bis dorthin einige Monate. In der Zeit lautet die Heilaufgabe: sich in der Langeweile des Raums bewähren.
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Noch nie hat sich mein lieber Emil Erasmus über das unschmackhafte Versageressen an Bord beklagt, nie sehe ich aber auch, daß er es ißt, er magert trotzdem nicht noch mehr ab. Ob er sich Extraspeisen eingeschmuggelt hat?
Ich selber lege etwas von meinem Sonderessen, das ich als Nichtversagerin erhalte und das fast immer ein Genuß ist, in seine Jackentasche.
Ich ahne, auch andere spenden ihm von ihrem Essen. Er ist ja ständig in den Kabinen der nichtversagerischen Schiffsinsassen Gast. Ich sehe ihn kaum noch im Club, er streift durchs ganze Schiff, läßt sich die technischen Details erklären, sitzt neuerdings sogar bei unserer Kapitänin Norine Nord. Er habe eine natürliche navigatorische Begabung, behauptet sie. Manchmal läßt sie ihn sogar lenken. Manchmal vertritt er die Kopilotin Carlina Meier. Wenn es ihm einfällt, übernimmt er die Arbeit der Raum-Info-Koordinatorin Yvonne Pump, nimmt Infos an und sendet welche aus. An alles lassen sie ihn ran.
In Dr. Freunds Kabine sitzt er stundenlang und stellt mit ihr Versagenstheoreme auf.
Es fehlt noch, daß er auch mein Buch schreibt. Er mischt sich bereits ein, sagt, was drinstehen sollte und was nicht. Ich ahne, er hat längst herausgefunden, daß ich das schwarze Versager-V unbefugt trage.
Yvonne Pump wird ihm die Info gegeben haben, oder er hat sie selbst hervorgekramt. Er stellt sich unwissend, wenn er zu mir in die Kabine kommt, wo er ein Streicheln nicht nur für seine versagerischen Seelenteile sucht.
Und weinen sehe ich ihn überhaupt nicht mehr. Sein memmenhafter Habitus ist nahezu verschwunden, dabei stand der ihm gut.
Bleib bei mir wohnen, bat ich ihn kürzlich, ich und du, das genügt doch, bleib bei mir.
Er sah mich fliegenäugig an. Verlangst du das von mir? Forderst du es? Ich verlange und ich fordere es.
Dann geht es nicht. Ich kann das nicht. Du weißt, daß ich versage, wenn man von mir etwas Gleichlaufendes verlangt.
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Kann es mich wundern – nun übernimmt er auch die Landung auf diesem Schreckensplanetoiden. Es war geplant, daß nur die fünf Versager vermittels einer Fähre landen sollten, Emil Erasmus läßt jedoch das Raumschiff niedergehen. Die Außerirdischen in ihren grünlichglibbrigen Schleimplasthäuten sind irritiert. Ihr Chef hat seinen Saurierkopf gelüftet. Gestatten, Josef Pieper. Er fragt Emil Erasmus, ob etwas sei, so pflege das hier nicht zu laufen. Geplant sei, daß die Außerirdischen sich einen der Versager fangen und in die Schreckensgrotte schleppen, woraus die anderen Versager ihn dann befreien müssen, falls er nicht Selbstbefreier wird, wofür ihm eine Chance eingebaut sei.
K. sagt, der Plan sei außer Kraft gesetzt. Auf dem Schreckensplanetoiden sei augenblicklich, auf die Sekunde, gerade jetzt, die 1. Kosmische Versagerrepublik gegründet worden, zu der die Außerirdischen als Bürger herzlich eingeladen seien. Die anderen Schreckenswesen lüften nun ebenfalls die Saurierköpfe. Die Losung heiße, für Glück und Menschenwürde des Versagervolkes, erklärt mein lieber K. Er werde es sich vorbehalten, Minister zu ernennen, zuerst den Landwirtschaftsminister, der die Begrünung des Planetoiden vorbereiten solle.
Es zeigt sich jetzt, daß K. in seinem Schlotteranzug Sämereien geschmuggelt hat, ein Flugtierpärchen, das in den Jackentaschen grüne Eier bebrütete, sowie zwei winzige junge Katzenhunde, die in den Hosenbeinen hausten.
Was soll das heißen, fragt schwer benommen Dr. Friedlinde Freund, Versagerrepublik? Da müßte man erst definieren, wer ein Versager ist. Ob er von richtigen Versagern stammt, ob sein Versagen praktisch erworben wurde, ob es genetisch festgelegt ist oder ob es sich um bewußtseinsmäßiges Versagen handelt. Hier sollen alle Versager die gleichen Chancen haben, erklärt Emil Erasmus, wir werden diesen Planetoiden nach unserer Vorstellung begrünen, besiedeln und bevölkern. WIR WOLLEN LEBEN, heißt unser Gruß. WIR WOLLEN LEBEN,
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