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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ist, sondern weil er ein Vater ist. Sein Sohn wurde ermordet, Oscar.«
    »Oy! Das ist schrecklich!«
    Langsam berichtete Rina ihm die ganze Geschichte. Mitten in ihrer Rede schloss Oscar die Augen. Aber Rina wusste, dass er immer noch - und ganz bewusst - zuhörte. Als sie geendet hatte, waren die meisten mit ihrem Abendessen fertig. Ihre Stimme erschien ihr lauter als zuvor, weshalb sie ein wenig leiser weitersprach. »Ich besitze ein Bild von ihnen... von ihnen allen. Ich hab es vom Sohn des Mannes bekommen, von Carter Golding...«
    »Carter? Was ist das für ein Name?«
    »Ein gojem-Name. Seine Mutter war keine Jüdin.«
    »Also ist er auch kein Jude. Warum hilfst du einem Goj, wenn es so viele Juden gibt?«
    »Er ist ein Vater.«
    Mit einem gekrümmten Finger forderte der alte Mann sie auf, ihm das Bild zu zeigen. Rina holte das Foto aus ihrer Handtasche. Darauf waren der Großvater, der Vater und die zwei lächelnden Söhne zu sehen. Oscar starrte auf das Foto.
    »Yitzchak ist der ältere Mann...«
    »Ich weiß. Ich bin nicht dumm.«
    Die alte Reizbarkeit war wieder da. Das freute Rina. »Ich wollte damit nicht sagen...«
    »Naaah«, unterbrach Oscar sie rüde. »Willst du wissen, wie er meiner Meinung nach aussieht?«
    »Ja, natürlich«, antwortete Rina aufgeregt.
    »Er sieht aus wie ein alter Mann, dem ich noch nie begegnet bin. Hier nimm's wieder«, sagte Oscar. »Es würde nichts nützen, wenn ich es mir noch länger anschaue.«
    Rina ergriff das Foto. »Oscar, darf ich Sie um einen letzten Gefallen bitten?«
    »Frag ruhig.«
    »Vor sechs Monaten wurde eine schul unten im Valley verwüstet... erinnern Sie sich daran?«
    Die Augen des alten Mannes wurden trübe. »Vielleicht.«
    »Das war meine schul...«
    »»Oy vey.«
    »Die Person, die das Verbrechen gestanden hat...«, sie ließ Oscar noch einmal einen Blick auf das Foto werfen, »... war dieser Junge. Und er ist auch derjenige, den man ermordet hat.«
    Oscar starrte sie an. »Das verwirrt mich. Und derselbe Junge hat geglaubt, dass sein Großvater... Vielleicht solltest du noch mal von vorn anfangen.«
    »Gern, aber vielleicht sollten wir uns ein etwas ruhigeres Plätzchen suchen.«
    Oscar winkte ab. »Warum hilfst du den Eltern eines so schlechten Jungen?«
    »Verwirrt.«
    »Schlecht.«
    »Verwirrt«, beharrte Rina.
    »Schlecht und verwirrt. Beides gehört zusammen.«
    »Als der Junge die schul verwüstete«, fuhr Rina fort, »hinterließ er alte Schwarzweißfotografien. Offensichtlich besaß er eine große Menge davon - schlimme Fotografien von Toten. Aber sie sahen anders aus als alle anderen Bilder, die ich je zuvor gesehen habe.«
    Oscar wartete.
    »Wir haben alle die Berge von Leichen gesehen...« Rina wandte den Kopf ab; es war zu schmerzhaft, dem alten Mann in die Augen zu sehen. »Aber diese Bilder waren alles Einzelaufnahmen von jüdischen Männern und Jungen.« Sie spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte. »Richtig belichtet, sehr scharf - was es noch unerträglicher machte, sie zu betrachten.« Oscar schwieg.
    Rina hatte ihn eigentlich bitten wollen, sich die Bilder anzusehen. Aber sie brachte die Worte nicht heraus. »Ich weiß nicht.« Sie drückte ihm erneut die Hand. »Ich sollte jetzt besser gehen.«
    »Du willst, dass ich sie mir anschaue.«
    »Nein... nein, das sollten Sie nicht.«
    »Diese Bilder... die Leichen... sind sie nackt?«
    Rina dachte einen Augenblick nach. »Einige ja, andere nein.«
    Irgendetwas leuchtete in Oscars Augen auf. »Zeig mir noch mal das Foto - von dem alten Mann und den beiden Jungen.«
    Rina gab ihm das Bild. Dieses Mal studierte Oscar es lange und gründlich. »Dieser Junge...«, er deutete mit einem krummen Finger auf Karl Golding, »... ich kenne ihn.«
    »Das ist nicht derjenige, der gestorben ist, Oscar«, sagte Rina verblüfft.
    »Das hab ich auch nicht behauptet. Ich sagte... ich kenne ihn.«
    »Woher?«
    Er wedelte mit einem Finger vor ihrer Nase herum, während er nachdachte. »Diese hinterlassenen Bilder. Keine Leichenberge, stimmt's? Es war immer nur ein Körper auf jedem Bild zu sehen.«
    »Ganz genau. Woher wissen Sie das?«
    »Dieser Junge...«, der Finger wedelte weiter. »Wenn er vier, vielleicht fünf Jahre älter wäre... vielleicht, nur vielleicht könnte er der Junge mit dem Fotoapparat sein. Der polnische Junge. Etwa... sechzehn. Kein Junge vom Dorf, sondern aus der Stadt.«
    Rina war wie betäubt. Aber natürlich, das ergab endlich einen Sinn. Wenn Oscar sich an jemanden erinnern

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