Der Väter Fluch
als in ihr einen Dämon zu sehen.
Sein Blick glitt über die Berghänge, auf der Suche nach der ungewöhnlichen Silhouette. Im Sommer stand hier alles in voller Blüte; die Konturen der fruchtbaren Flora zeichneten sich vor dem pechschwarzen Himmel ab. Er hatte seinem Vater nichts von dem geborstenen Baum erzählt, sonst hätte Dad ihn alle zehn Sekunden gefragt, ob dieser oder jener Ast der richtige sei. Wenn er seine Psyche nicht noch mehr gefährden wollte, durfte Jacob sich keinen weiteren Fehler erlauben.
Wo war dieser Baum? Gab es ihn überhaupt?
Der Wagen rollte im Schritttempo den Weg entlang. Webster fragte: »Liegt die Hütte direkt am Herald Way?«
»Nein, ich glaube nicht«, antwortete Jacob.
»Also suchen wir nach einer Seitenstraße?«
»Ich denke schon.«
»Das Problem ist nur, dass auf der Karte keine Seitenstraßen eingezeichnet sind.«
»Ich erinnere mich, dass wir die Richtung gewechselt haben...« Jacob fuhr sich mit der Zunge über seine von der Hitze aufgesprungenen Lippen. Dann holte er einen Stift mit Lippenbalsam hervor und trug ihn auf. »Es ist ziemlich lange her.« Und ich schwebte damals auf Wolke sieben. »Es könnte auch eine scharfe Kurve gewesen sein.«
»Davon gibt's hier reichlich«, meinte Martinez.
Und dann entdeckte er das alte Weib. Himmel noch mal, es war tatsächlich immer noch da, mit Wanderstab und allem Drum und Dran. »Hier sind wir richtig«, sagte Jacob. »Der geborstene Baum...« Er deutete darauf. »Ich erinnere mich an ihn. Ich wette, es gibt auch eine Abzweigung.«
»Da ist sie.« Martinez brachte den Wagen zum Stehen. »Auf der linken Seite.« Der Weg war nicht viel breiter als ein Wanderpfad, aber immer noch breit genug, um ihn mit dem Auto zu bewältigen. Im Licht der Scheinwerfer konnte er dünne Reifenspuren erkennen - ein leichtes Motorrad oder ein Mountainbike. »Sollen wir reinfahren, Chef?«
»Ab hier wird die Sache gefährlich.« Decker starrte in die enge Passage. »Wir sollten uns erst über eine Fluchtroute Gedanken machen. Wenn er uns auf einem Motorrad überrascht, haben wir Probleme zu manövrieren.«
»Aber dann ist er ungeschützt«, wandte Webster ein, »während wir sicher im Auto sitzen.«
»Genauso gut könnte er uns umkreisen und unsere Reifen zerschießen, und wir kämen nicht an ihn ran«, entgegnete Martinez. »Wir sollten zu Fuß weitergehen.«
»Dann sitzen wir auf dem Präsentierteller«, gab Webster zu bedenken.
»Aber wenn wir mit dem Auto weiterfahren, macht das Lärm«, erwiderte Martinez. »Damit kündigen wir erst recht unser Kommen an.«
»Bert, wenn wir zu Fuß weitergehen, sind wir ungeschützt, ohne irgendeine Absicherung.«
»Es gibt genug Deckung. Und wir haben Waffen. Solange er nicht mit Granaten um sich schmeißt oder die Gegend vermint hat, kann nichts passieren. Und selbst dann - wenn die Sache brenzlig wird, können wir immer noch Verstärkung anfordern.«
»Wir sind nicht hier, um irgendwas zu unternehmen«, unterbrach Decker. »Das heißt mit anderen Worten: keine Überraschungsangriffe, ganz egal, wie leicht es aussieht.
Das ist hier lediglich eine Erkundungstour. Dann holen wir Verstärkung. Ich mache mir nur Sorgen, weil wir Jacob mitnehmen müssen.«
»Du brauchst mich«, sagte Jacob.
»Allerdings...«
»Ich hab keine Angst.«
»Und genau das ist das Problem. Du solltest welche haben.«
»Okay, dann habe ich Angst.«
Decker warf ihm einen Blick zu. Jacob lächelte. »Wie wär's mit ein paar Codenamen - Caleb und Joshua?«
»Übertreib's nicht!«
Jacob wurde wieder ernst. »Ich will's doch nur wiedergutmachen.«
»Da gibt's nichts gutzumachen.« Decker berührte die Wange seines Stiefsohns.
Aber Jacob glaubte ihm nicht. »Wie wär's, wenn ich ein paar hundert Meter weit reingehe und nachsehe, ob ich was wiedererkenne? Was kann dabei schon schief gehen?«
»Eine Menge«, erwiderte Decker.
»Zum einen: Selbst wenn ich die Hütte finden sollte, heißt das noch lange nicht, dass Ruby dort ist. Zum anderen: Warum die ganze Sache nicht zu Ende bringen, wenn man schon so kurz davor steht?«
»Man lebt länger.«
»Du hast ja nur Angst wegen Eema.«
»Stimmt, aber das ist nicht alles«, meinte Decker lächelnd.
»Lass Tom und mich reingehen und uns umsehen«, schlug Martinez vor. »Du kannst hier bei ihm bleiben...«
»Aber ihr wisst nicht, wonach ihr suchen müsst«, entgegnete Jacob. Ohne zu fragen stieg er aus dem Wagen. Decker zog ihn sofort wieder herein und packte ihn am Arm. Dann
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