Der Väter Fluch
Türen, aber nur ein kleines Stück. Ich möchte nicht, dass er sieht, wie eine Tür aufgeht. Verstanden?«
»Ja, Sir.«
Er legte auf. »Möchtest du lieber den oberen oder den unteren Wagen, Bert?«
»Mir egal. Der obere ist okay.«
»Gut, dann nehmen wir den unteren.« Sobald Decker sah, wie sich eine Tür leicht öffnete, sagte er zu Jacob: »Das Ganze läuft folgendermaßen ab: Du hältst deinen Kopf weiterhin gesenkt und kriechst rüber zur hinteren Tür des unteren Wagens. Dann öffnest du die Tür ganz leicht, gerade so weit, dass du hindurchpasst, und rutscht dann auf dem Bauch in den Wagen. Nicht die Tür schließen, denn ich werde direkt hinter dir sein. Alles klar?«
»Alles klar.«
»Jacob, jedes Stückchen Haut, das nicht von Stoff bedeckt ist, wird wahrscheinlich aufgeschürft werden. Aber das ist völlig egal - bleib um Himmels willen unten. Das Gleiche gilt auch, wenn du im Wagen bist. Bleib auf dem Boden liegen, bis ich dir etwas anderes sage. Und komm bloß nicht auf die Idee, den Kopf zu heben und dich umzuschauen. Es ist sehr wichtig, dass du tust, was ich dir sage.«
»Verstanden.«
»Beweg dich so wenig wie möglich. Ich bin direkt hinter dir.«
»Es wird schon schief gehen.«
»Dein Optimismus hat etwas richtig Erfrischendes.« Er stemmte sich leicht vom Boden hoch, damit Jacob unter ihm hervorkriechen konnte. »Und los!«
Jacob glitt unter seinem Stiefvater hervor und robbte über den Waldboden. Er trug ein Hemd mit kurzen Ärmeln, was ein großer Fehler war. Seine Arme wurden von den am Boden liegenden Zweigen, Steinen, Kieseln, Blättern, Tannenzapfen, Stacheln und dornigen Samenkapseln aufgeschürft, wanderten unter sein Hemd und zerkratzten seinen Bauch. Das Schlimmste waren die winzigen Steinchen, die sich in seiner Bauchbehaarung verfingen und daran rissen, während er über die Erde kroch. Nur seine Beine bekamen nichts ab - dem Himmel sei Dank für Levi Strauss und knöchelhohe Reeboks.
Eigentlich hätte er Angst haben sollen.
Stattdessen war er irgendwie aufgedreht.
Peter hatte immer gesagt, dass Adrenalin der ultimative Kick sei. Er stellte jedenfalls verblüfft fest, wie ruhig er blieb und wie er zugleich jeden Augenblick genoss. Viel zu schnell war alles vorüber. Er griff nach oben, schob seine Finger unter den Rand der Tür und öffnete sie gerade so weit, dass er sich bäuchlings auf den Boden des Fonds schlängeln konnte. Einen Augenblick später lag Peter schon auf ihm und sprach in sein Handy.
»Habt ihr die anderen? Gut, dann nichts wie weg hier!«
Die Autos fuhren den Hügel hinunter. Decker wartete, bis sich der Wagen hinter der Straßensperre befand. Dann richtete er sich auf, öffnete die Tür, stieg aus und streckte Jacob eine Hand entgegen. Jacob ergriff sie und stand Sekunden später ebenfalls draußen neben dem Wagen. Er blinzelte, als er in das helle Licht der vielen Scheinwerfer trat. Peter telefonierte schon wieder.
»Ich brauche drei Hubschrauber. Ich benötige Licht, und zwar sofort!« Dann wandte er sich an den ersten Streifenpolizisten, den er sah: »Bringen Sie diesen jungen Mann nach Hause.«
»Ich hätte nichts dagegen, noch ein bisschen hier zu bleiben«, protestierte der Junge. »Sehr witzig, Jacob. Jetzt mach, dass du hier wegkommst.« Dann drehte er sich zu Martinez um. »Schick ein Team los.« Er runzelte die Stirn. »Ich schätze, wir müssen zuerst die Hütte finden.«
»Lieutenant Decker?«
Decker drehte sich um. Es war Sebastian Bernard - allgemein nur Bastard genannt -, ein uniformierter Sergeant, Mitte vierzig, mit zwanzig Jahren Erfahrung. Bastard war groß und kahl und hatte einen großen Leberfleck über der rechten Oberlippe - ein Cindy-Crawford-Muttermal im XXL-Format.
»Wollen Sie ein Team reinschicken?«
»Ich denke gerade darüber nach.«
»Wie viele Fenster, wie viele Türen?«
»Wenn ich das wüsste! Erst mal müssen wir die Hütte finden und dann rauskriegen, ob irgendwelche Sprengladungen auf uns warten.«
»Wir könnten einen Hund raufschicken und warten, was passiert. Oder wir werfen ein paar Rauchbomben.«
»Aber das würde es doppelt so schwer machen, Fallen auszumachen.«
»Ich kann ein paar Gasmasken ranschaffen.«
»Masken helfen nur beim Atmen, nicht beim Sehen.« Decker kratzte sich am Kopf. »Wir schicken ein paar Wagen rauf, und ich leite sie mit der Flüstertüte.«
»Kann ich mitkommen?«, fragte Jacob.
»Nein, du kannst nicht mitkommen!«, schnauzte Decker. »Bist du völlig verrückt
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