Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
Infrarot-Zielfernrohr?«
    »Wahrscheinlich«, erwiderte Decker. »Er ist ein Survivalexperte.«
    »Dann sieht er uns wie bei Tageslicht«, sagte Martinez.
    »Sofern er uns überhaupt sehen kann«, meinte Decker.
    »Warum schießt er dann nicht weiter?«, fragte Webster.
    »Weil er uns nicht sehen kann«, antwortete Decker.
    »Die Büsche sind ziemlich dicht, Chef«, sagte Martinez. »Wenn du unter den Bäumen bleibst und ins Tal kriechst, hast du eine gute Chance. Du nimmst Jacob mit, und ich lenke ihn ab.«
    »Wenn du das tust, kannst du dir genauso gut eine Zielscheibe auf die Stirn malen«, entgegnete Decker.
    »Also, was jetzt?«, wollte Webster wissen.Decker zog sein Handy hervor. Das Signal war schwach, aber trotz des Rauschens konnte man die Notrufnummer gut hören. »Wir bleiben, wo wir sind, und warten auf die gottverdammte Verstärkung.«
    Kurze Zeit später trafen die ersten Streifenwagen ein; ihre Reifen ließen Sand und Kieselsteine hochspritzen. Decker konnte die Staubwolken gut erkennen, obwohl die Fahrzeuge an der Straßenkreuzung abgestellt wurden, ein gutes Stück von ihrem unbequemen Lagerplatz entfernt. Aber auch das Eintreffen der Uniformierten samt Sirenen und Warnlichtern führte nicht zu weiteren Gewehrsalven und hielt alle in einem Schwebezustand. Befand sich der Schütze immer noch in der Hütte? Oder war er oder sie geflohen? Vielleicht wartete er ja auch nur den richtigen Augenblick ab, um jeden abzuknallen, der in Sicht kam. Genauso gut konnte es sein, dass die Cops außer Reichweite des Schützen parkten. Das Problem bestand nun vor allem darin, alle sicher nach unten zu den Wagen zu bringen.
    »Wir sind zu viert...«, flüsterte Decker in sein Telefon, »... etwa hundertfünfzig Meter die Straße hinauf, auf der rechten Seite. Wie viele Streifenwagen habt ihr vor Ort?«
    »Zwei... ein dritter ist unterwegs. Trifft gerade ein.«
    »Okay. Im Augenblick wird nichts unternommen, bis noch mehr Wagen da sind. Wir brauchen sie, weil ich an jedem Ende der Straße eine Blockade mit zwei Streifenwagen will, Standardaufstellung, Kühler gegeneinander. Außerdem brauchen wir zwei Autos, die uns hier rausholen. Informiert die Hubschrauber erst, wenn wir weg sind. Sobald weitere Wagen eintreffen, kriegt ihr neue Anordnungen.«
    Decker legte auf.
    »Wir bleiben einfach hier und warten?«, fragte Jacob. »Genau. Liege ich zu sehr auf dir drauf?«
    »Irgendwie schon.«
    »Gut.«
    Die Zeit verging. Aus weit entferntem Klagen wurde lautes Heulen. Dann sah man Lichter auf der Straße, und Leuchtbalken schleuderten rote und blaue Stroboskopblitze in die Dunkelheit. Das Licht brachte Decker zwar bessere Sicht, machte sie aber auch angreifbarer. Dann klingelte das Telefon.
    »Wir haben sechs Wagen.«
    »Zwei bleiben an Ort und Stelle«, ordnete Decker an, »zwei fahren den Weg hinauf, und zwei holen uns ab. Fahrt langsam den Pfad entlang; ich sage euch, wann ihr anhalten müsst. Lasst die Köpfe unten beim Fahren - das meine ich wörtlich. Ich weiß nicht, ob der Täter euch im Visier hat, aber man sollte kein Risiko eingehen. Dem Klang der Schüsse nach ist der Täter etwa... zweihundert Meter über eurem Standort, auf der rechten Seite des Wegs. Wir alle haben ein Licht gesehen. Ich weiß nicht, ob es von einer Taschenlampe oder einer Glühbirne stammt. Wenn es aus einer Taschenlampe kam, ist der Schütze beweglich, also trefft Vorkehrungen. Wenn es eine Glühbirne war, können wir davon ausgehen, dass es eine Art Hütte zwischen den Büschen gibt, die über einen Stromanschluss verfügt. Aber wir kennen den genauen Standort nicht.«
    »Was für eine Waffe hat er benutzt?«
    »Klang wie eine Halbautomatik. Ich glaube, es waren sechs oder sieben Schüsse.«
    »Wir kommen euch jetzt holen.«
    »Dann mal los.«
    Von seinem Standort aus konnte Decker die Wagen nicht erkennen, nur rote und hellblaue Reflexionen der rotierenden Warnlichter. Doch kurz darauf hörte er, wie die Motoren angelassen wurden und Reifen über den Kies knirschten. Sekunden später kamen zwei Fahrzeuge in Sicht und fuhren langsam den Weg hinauf.
    »Ich kann euch jetzt sehen«, sagte Decker. »Weiterfahren... weiter... weiter... weiter... weiter... weiter. Okay, jetzt eine Wende machen, ranfahren und anhalten. Stellt den Motor ab und duckt euch.«
    Das Motorengeräusch erstarb.
    »Gut«, sagte Decker. »Wir sind unmittelbar links von euch... knapp dreißig Meter entfernt. Haltet die Köpfe unten, kriecht nach hinten und öffnet die hinteren

Weitere Kostenlose Bücher