Der Väter Fluch
ihm ein paar Fragen stelle...«
»Nein, das wird nicht gehen«, unterbrach Carter ihn. »Nicht ohne seinen Anwalt. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis.«
Decker nickte. »Ich habe nichts gegen Mr. Melroses Anwesenheit einzuwenden.«
»Everett hat einen ziemlich straffen Zeitplan«, erklärte Jill. »Ich fürchte, der gestrige Tag hat ihn sehr aufgehalten. Aber wir werden ihn natürlich informieren. Vielleicht kann er ja kurzfristig ein wenig Zeit erübrigen.«
»Würden Sie das tun?«, fragte Decker.
»Es wäre mir ein Vergnügen«, antwortete Jill.
Aber Decker wusste, dass sie den Anwalt nicht fragen würde. »Was ist mir Karl?«
»Was soll mit ihm sein?«, wollte Jill wissen. »Vielleicht könnte ich mit ihm reden?«
»Wozu?«, mischte Carter sich ein. »Es hat doch keinen Sinn, ihn in die ganze Geschichte hineinzuziehen. Wir glauben nicht an Sippenhaft, Lieutenant.«
»Natürlich.« So kam er nicht weiter. Er erhob sich. »Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit...«
»Bitte, bleiben Sie noch einen Moment.« Carter wartete einen Augenblick und strich sich über seinen sorgfältig gestutzten Bart. »Wir möchten Sie um einen Gefallen bitten.«
»Mich?«
»Bitte, nehmen Sie doch wieder Platz«, sagte Jill. »Wollen Sie wirklich nichts trinken?«
»Nein, danke.«
Jill wartete, dass er sich hinsetzte, und folgte dann seinem Beispiel. Sie strahlte ihn an. »Wir haben hervorragende Therapeuten für Ernesto gefunden. Es hat zwar die ganze Nacht gedauert, aber jetzt glauben wir, die richtigen Leute für ihn aufgetrieben zu haben.«
Und Carter fügte hinzu: »Diese Vandalismusgeschichte ist unverzeihlich - ungeheuerlich und widerwärtig. Dennoch haben wir das Gefühl, dass wir dem Problem auf den Grund gehen müssen. Da stimmen Sie mir doch zu, oder?«
Decker nickte.
»Ernestos Verhalten zeigt einen deutlichen Mangel an Verständnis von unserer Seite.« Carter blickte zu Boden und schüttelte den Kopf. »Da versucht man sein Bestes, aber es ist nie gut genug. Wir brauchen die Hilfe eines Profis.«
»Haben Sie Kinder?«, fragte Jill.
Decker nickte erneut.
»Kinder im Teenageralter?«
»Jill, das geht jetzt ein wenig zu weit«, schaltete Carter sich ein.
Offensichtlich hatte Ernesto seinen Eltern nichts von Jacob erzählt. »Ja, auch ich habe Kinder im Teenageralter. Und ich weiß, dass sie manchmal voller Überraschungen stecken«, meinte Decker.
»Genau!«, rief Jill. »Es freut mich, dass Sie in unserem Team sind!«
»In Ihrem Team?«
»Ja, sozusagen.« Auch Carter war jetzt ganz aufgeregt. »Denn Sie könnten uns eine große Hilfe sein. Ernesto hat darum gebeten, dass Sie mit dem Therapeuten reden.« Er lächelte. »Ich weiß nicht, was Sie unserem Sohn gesagt haben, aber offensichtlich vertraut er Ihnen, hat so was wie eine Beziehung zu Ihnen, wenn Sie so wollen. Ich persönlich finde das ganz ausgezeichnet. Und ich muss sagen, dass diese Art von... von Bindung sehr unerwartet kommt... von Seiten eines Polizisten.«
Die letzten Worte spuckte er fast aus.
»Es ist nicht so, als würden wir die örtlichen Behörden nicht unterstützen. Aber angesichts der jüngsten Vorfälle beim Los Angeles Police Department, macht man sich doch so seine Gedanken...«
»Das müssen wir jetzt nicht näher erörtern, Carter«, fiel Jill ihm ins Wort. »Lieutenant Decker, wir möchten Sie bitten, mit Dr. Baldwin zu sprechen. Das wäre wirklich sehr freundlich von Ihnen.«
Decker war sprachlos. »Mrs. Golding...«
»Jill...«
»Ich freue mich, dass Ernesto professionelle Hilfe erhält. Aber ich bin nicht derjenige, der hier als Mittelsmann auftreten sollte.«
»Ganz im Gegenteil«, protestierte Charter. »Mich interessiert Ihre Meinung. Und was noch wichtiger ist: Sie interessiert Ernesto.«
»Hören Sie, Mr. Golding, wenn ich mich mit einem Verdächtigen zusammentue - und sei es auch zum Nutzen der Gesellschaft -, dann begebe ich mich in einen Interessenskonflikt. Und selbst wenn ich diesen Mann...«
»Dr. Baldwin«, warf Jill ein.
»Ja, Dr. Baldwin. Selbst wenn ich mit ihm einverstanden bin, Ma'am, dann bedeutete das noch lange nichts. Und falls ich es nicht bin, heißt das auch nichts, weil ich keinen guten Therapeuten von einem schlechten unterscheiden kann.«
»Wir wollen nur Ihre persönliche Meinung hören«, sagte Jill. »Es tut mir Leid. Das kann ich nicht.«
»Das ist sehr bedauerlich.« Carter wirkte wieder nachdenklich und ernst. »Ernesto bestand uns gegenüber darauf, dass Ihnen seine
Weitere Kostenlose Bücher