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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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erweckte eher den Anschein, als handle es sich bei den Möbeln, dem Nippes, den Bildern und der Wanddekoration um die ausgemusterten Sachen eines anderen. Dennoch sah die Einrichtung nicht wie Trödelkram aus, sondern erinnerte an »schäbigen Schick«, dem man die Designerhand anmerkte.
    Jill fing Deckers Blick auf, als er sich umsah. »Alles hier ist recycelt. Bei den Polstern handelt es sich entweder um die Originalbezüge oder um >entsorgte< Stoffe, die wir als Überwurf wieder verwendet haben. Auch die Fensterscheiben - alles im Recyclingverfahren hergestellt.«
    »Sämtliche Baumaterialien stammen aus Abrisshäusern«, erklärte Carter. »Darauf sind wir besonders stolz. Sogar das Holz für die Dachkonstruktion wurde aus anderen abbruchreifen Häusern geholt und wieder verwendet.«
    »Eine konsequent umweltbewusste Haltung«, meinte Decker.
    »Wir tragen unseren Teil dazu bei«, verkündete Jill.
    »Und wahrscheinlich zu einem Bruchteil der Kosten«, fuhr Decker fort. »Ich will demnächst unsere Küche renovieren. Das hier bringt mich auf eine prima Idee.«
    Jills Gesicht leuchtete auf. »Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen gern einmal unseren Betrieb. Wir bekommen ständig alte Schränke herein. Wundervolle Schränke, Detective, aus massivem Holz. Nicht das heute verwendete Sperrholzzeug.«
    Das klang zwar sehr verlockend, war aber nicht nur unmoralisch - Decker konnte sich schon Rinas Reaktion vorstellen, wenn sie erfuhr, dass die Schränke von der Familie stammten, deren Sohn die Wände der Synagoge mit Sprüchen wie Hitler hätte noch viel mehr von euch umbringen sollen beschmiert hatte -, sondern auch ziemlich zwecklos. Es hatte Decker bereits große Mühe gekostet, Rina dazu zu überreden, in seinem frisch aufgemöbelten Porsche zu fahren.
    Carter reichte ihm seine Visitenkarte. »Die Nummer auf der Rückseite ist meine private Geschäftsnummer. Darunter können Sie mich jederzeit erreichen.«
    Decker steckte die Karte ein, um erstens die Telefonnummer zu haben und zweitens höflich zu sein.
    »Bitte nehmen Sie doch Platz«, sagte Jill. »Wo Sie gern möchten.«
    Decker entschied sich für das Sofa mit dem Muster aus Rosenranken, das sich als sehr bequem erwies. Carter ließ sich in einen dick gepolsterten Sessel sinken und schaute sich in seinem Haus um, als sähe er es zum ersten Mal.
    »Meine Frau hat einen Blick fürs Design.« Carter lächelte freundlich - weiße Zähne blitzten hinter seinen graubraunen Barthaaren auf. »Sie weiß, wie man die Dinge miteinander kombinieren muss. Das ist eine hohe Kunst.«
    Der Mann gab sich allzu heiter. Klein und dünn von Gestalt, wurde er fast von den riesigen Kissen des Sessels verschluckt. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    »Nein, vielen Dank, Mr. Golding.«
    »Nennen Sie uns doch einfach Jill und Carter«, sagte Jill. Die Haut ihres elfenhaften Gesichts wirkte klar und rein. Ihr langes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und sie schien insgesamt weniger gestresst und um Jahre jünger. Beide Goldings trugen Jeanshemden und -hosen. Decker kam sich in seinem Anzug ziemlich förmlich vor.
    »Was für ein glücklicher Zufall, dass Sie vorbeigekommen sind. Von Angesicht zu Angesicht redet es sich doch sehr viel besser«, meinte Jill.
    »Ich würde mich sehr gern mit Ihnen unterhalten.« Doch Decker war in Gedanken bereits bei Ricky Moke und Darrell Holt und der Frage, ob sie etwas mit Ernesto und den Verwüstungen zu tun hatten. »Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich zuerst lieber mit Ernesto reden.«
    »Er ist nicht da«, sagte Carter. »Er hält sich bei Verwandten auf. Dieses ganze Theater hat ihn ziemlich mitgenommen. Außerdem braucht er Zeit und Muße, um sich über die Bedeutung seiner Tat Gedanken zu machen.«
    »Vielleicht kann ich ja dort mit ihm sprechen... wo er zurzeit gerade ist.« Decker lächelte. »Es würde mir sehr helfen, wenn ich ihm ein paar Fragen stellen könnte.«
    Jill seufzte. »Es tut uns sehr Leid, Detective, aber sein Anwalt lässt nicht zu, dass Sie ihn ohne juristischen Beistand befragen. Aber wenn Sie eine Nachricht hinterlassen wollen, werden wir sie gerne weiterleiten.«
    »Ich möchte wirklich gern persönlich mit ihm sprechen.« Decker spürte, dass auf der Gegenseite eine gewisse Bereitschaft zur Kooperation bestand. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, eine kurze Stippvisite zu arrangieren? Vielleicht könnten Sie mich zu ihm bringen? Es macht mir nichts aus, wenn Sie dabei sind, während ich

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