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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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die Lippen, während ihr die Tränen aus den Augen stürzten. Dann nickte sie hastig.
    Möglichst kurz und knapp. »Was ich Ihnen jetzt sage, ist bis her noch streng vertraulich. Dr. Baldwin ist ebenfalls ermordet worden. Man hat die beiden zusammen in Dr. Baldwins Zelt gefunden.«
    Jill blickte auf und legte die Hand auf den Mund, während ihre Augen sich weiteten.
    »O Gott!« Sie atmete schwer. »O mein Gott! Zusammen?«
    Decker nickte.
    »Aber wo war Mervin?«, fragte Carter. »Wollen Sie damit andeuten, dass er es getan hat?«
    Decker hätte sich am liebsten geohrfeigt, als er seinen Fehler erkannte. »Mr. Golding, es war Mervin, der ermordet worden ist. Und Dee Baldwin ist diejenige, die vermisst wird.«
    Carter sprang wutentbrannt auf. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will damit nur sagen, was wir gesehen haben...«
    »»Nichts haben Sie gesehen!«, brüllte Carter. »Außerdem ist es mir scheißegal, was Sie gesehen haben, denn ich sage Ihnen, dass es nicht sein kann! Ich kenne Ernesto gut genug, um zu wissen, dass Ihre Behauptung der letzte Dreck ist! Jemand versucht, meinen Sohn in Verruf zu bringen, und ich will wissen, warum!«
    Mehr als nur in Verruf. Jemand hatte seinen Sohn ermordet. Daddy schien es jedoch mehr zu empören, dass man seinen Sohn der Homosexualität verdächtigte, als dass man ihn ermordet hatte. Aber das lag einfach nur daran, dass dieser Verdacht für ihn eine willkommene Ablenkung war.
    »Warum sollte jemand so etwas tun!« Carter brüllte immer noch herum. Er stieß mit dem Finger in Deckers Richtung. »Das ist... das ist...« Dann fiel er plötzlich in sich zusammen, sank in einen Sessel. Er legte den Kopf in die Hände und begann hemmungslos zu weinen. Seine Frau beobachtete ihn, immer noch zitternd und aschfahl.
    Sie beobachtete ihn, ohne ihn zu trösten. Es war eine schreckliche Szene. Decker wusste, wenn er jetzt etwas sagte, würde der Mann sofort aufhören zu weinen. Aber wem würde das nützen? Er wartete also noch einen Moment, bevor er zu sprechen begann: »Ich weiß nicht, was passiert ist, Sir. Aber ich werde es herausfinden.«
    Carter blickte auf. »Warum sollte... Was glauben Sie?«
    »Ich kann bisher noch nichts dazu sagen.«
    »Aber Sie haben doch bestimmt schon einen Verdacht«, flüsterte Jill. »Noch nicht«, erklärte Decker. »Aber wenn es so weit ist, werden Sie als Erste davon erfahren.«
    »Wann können wir ihn sehen?« Jills Stimme war kaum hörbar.
    »So bald wie möglich. Ich werde vorbeikommen und Sie abholen.«
    »Warum dürfen wir ihn nicht jetzt schon sehen?«, fragte Carter. »Ich will ihn sehen, jetzt sofort! Ich bestehe darauf!«
    »Bitte, Mr. Golding.« Decker hatte die Augen geschlossen; er sah die entsetzliche Szene vor sich und wusste, dass sie das nicht verkraften würden. »Sie müssen mir vertrauen. Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald Sie ihn sehen können.«
    Schweigen. Dann folgten die unterdrückten Schluchzer und das Händeringen.
    »Wie ist er...« Carter brachte das Wort nicht heraus.
    »Er war sofort tot«, antwortete Decker. »Ich bin sicher, dass er nichts gespürt hat.«
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    »Aber das war es, was Sie wissen wollten«, sagte Decker. »Er hat nicht gelitten.« Er machte eine Pause. »Mir ist bekannt, dass Sie noch einen anderen Sohn haben, Karl. Ich würde gern so bald wie möglich mit ihm sprechen.«
    »Warum?«, fragte Carter.
    »Weil Brüder sich manchmal Geheimnisse anvertrauen. Das weiß ich aus persönlicher Erfahrung. Ich habe selbst zwei Söhne, die sich sehr nahe stehen und gegenseitig in Schutz nehmen. Ich glaube, sie sehen mich manchmal als ihren gemeinsamen Feind an. Oder jedenfalls als übertrieben fürsorglich...«
    »O mein Gott!«, platzte Jill heraus. »Sie glauben doch nicht, dass Karl in Gefahr ist?«
    »Nein, das wollte ich damit nicht sagen«, antwortete Decker. »Ich möchte nur herausfinden, was er über seinen Bruder weiß.«
    »Unsere Kinder haben keine Geheimnisse vor uns«, sagte Carter. »Wenn Sie hier jemand etwas fragen wollen, dann bestehe ich darauf, dass Sie mich fragen.«
    »Im Moment habe ich noch gar keine konkreten Fragen.« Das war gelogen. »Ich will nur keine Möglichkeit außer Acht lassen. Mr. Golding, fällt Ihnen vielleicht irgendetwas ein, das mir weiterhelfen würde?«
    »Nein! Natürlich nicht! Warum fragen Sie?«
    »Ich muss Sie bitten, mir keine meiner Fragen übel zu nehmen, Sir. Und Sie bitte auch nicht, Mrs. Golding. Es tut mir so Leid. Es liegt

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