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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ausfallen. Die Leichen waren immer noch warm. In dieser Höhe kühlte es nachts relativ stark ab. Die Morde konnten also erst vor kurzem geschehen sein.
    Wenn Tarpin unschuldig war und man ihm glauben konnte, so hatte er nichts gehört. Was bedeutete, dass die Morde während der letzten Tiefschlafphase der Nacht begangen worden sein mussten - also etwa zwei Stunden vor dem Aufwachen. Wenn Tarpin, wie er sagte, gegen fünf Uhr aufgestanden war, hatten die Morde vermutlich irgendwann um drei herum stattgefunden.
    Zwischen drei und fünf...
    Wo war Dee Baldwin?
    Er ließ die Zeltklappe fallen und holte tief Luft, während er die Umgebung nach weiteren Spuren absuchte. Inzwischen waren auch Webster, Martinez und Bontemps eingetroffen. Martinez schrieb gerade etwas in sein Notizbuch, hielt jedoch inne, als er Decker sah. Das Trio kam zu ihm herüber, und Webster fragte: »Wie schlimm ist es?«
    »Grauenhaft.« Decker wandte sich an Bontemps.
    Aber noch bevor er etwas sagen konnte, wurde er von Webster unterbrochen. »Ich hab Wanda Bescheid gesagt, weil sie auch mit dem Vandalismusfall und Golding zu tun hatte. Ich dachte, für den Fall, dass es sich hier um ein weiteres Hassverbrechen handelt, sollte sie auch dabei sein.«
    »Es handelt sich zwar um ein Verbrechen aus Hass, aber nicht um ein Hassverbrechen«, erwiderte Decker. »Aber es ist trotzdem gut, dass Wanda gekommen ist. Wir können hier jemand vom Jugenddezernat gebrauchen - schließlich sind die meisten unserer Verdächtigen unter achtzehn.«
    Alle sahen zu den Jugendlichen hinüber, die immer noch wie betäubt auf dem Boden hockten.
    Decker sagte: »Wir sollten die Jungs ihrem Alter entsprechend in zwei Gruppen aufteilen. Die über Achtzehnjährigen können verhört werden. Bei den Minderjährigen müssen wir erst das Einverständnis der Eltern einholen. Nehmt ihre Namen und Telefonnummern auf und setzt euch mit den Eltern in Verbindung. Ihr könnt sie auch ganz beiläufig mal fragen, ob sie etwas gesehen oder gehört haben, und beobachten, wie sie reagieren. Aber denkt daran, dass wir es hier mit einem besonderen Menschenschlag zu tun haben. Sie werden sich alle so verhalten, als hätten sie etwas zu verbergen, weil das für sie der Normalzustand ist. Sie haben alle schon einiges hinter sich und tun seit Jahren nichts anderes, als ihre Schuld zu vertuschen, oder sie jemand anderen in die Schuhe zu schieben. Wir müssen also darauf achten, ob sie in anderer Weise auffällig reagieren.«
    »Meint ihr wirklich, einer von denen hätte so etwas getan und wäre dann hier geblieben, um sich verhören zu lassen?«, fragte Webster.
    »Vielleicht haben wir's ja mit einem echten Psychopathen zu tun«, meinte Martinez. Bontemps warf einen Blick auf das bunt gemischte Völkchen. »Schon möglich.«
    »Ich werde sehen, ob wir von Tarpin die Erlaubnis bekommen, die Rucksäcke der Jungs zu kontrollieren«, sagte Decker. »Bei der Anmeldung zu diesem Camp haben die Eltern Tarpin und Baldwin dazu ermächtigt, die persönlichen Sachen der Jungs stichprobenartig nach Drogen und anderer Schmuggelware zu durchsuchen.«
    »Kommt mir irgendwie bekannt vor«, sagte Webster.
    »Das ist mir bewusst«, antwortete Decker.
    »Welcher von denen ist Tarpin?«, fragte Martinez.
    »Der Typ im Tarnanzug«, antwortete Decker.
    »Der sieht aus, als könnte er einigen Schaden anrichten. Was hat er denn für eine Aufgabe hier im Camp?«, wollte Martinez wissen.
    »Arschtreter?«
    »Chefausbilder und Naturspezialist«, erklärte Decker. »Kümmert sich um die Tagesaktivitäten. Ich glaube, der ist hier für alles zuständig, außer für die eigentliche Gesprächstherapie.«
    »Warum gehen bei mir sämtliche Alarmglocken an, wenn ich den Namen Tarpin höre?«, fragte Webster.
    »Stimmt, bei mir auch«, sagte Martinez. »Aber ich weiß auch nicht, wo ich ihn hinstecken soll. Aus welcher Branche kommt er? Survivalspezialist oder so was?«
    »Wahrscheinlich.«
    »»Das ist es!« Wanda blickte triumphierend in die Runde. »Erinnert ihr euch noch an die Hüter der Völkischen Reinheit? Darrell Holt und Erin Kershan?«
    »Na klar!«, rief Webster. »Die haben doch diese Flugblätter gedruckt!«
    »Auf denen auch Tarpins Name auftauchte!«, ergänzte Martinez. »War das nicht der Typ, der für die Vorrangstellung der englischen Sprache eintrat?«
    »Das kommt mir jetzt aber ziemlich bekannt vor«, bemerkte Wanda.
    Decker hob die Augenbrauen. »Das Flugblatt müsste noch irgendwo bei den Akten zu diesem Fall

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