Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
wir vielleicht einen Blick in seine Akte werfen?«, fragte Oliver.
    »Ganz sicher nicht!«, protestierte Maryam. »Die Erlaubnis kann ich Ihnen nicht erteilen. Da müssen Sie schon warten, bis Dee wieder auftaucht.«
    »Das könnte lange dauern«, meinte Oliver. »Vielleicht eine Ewigkeit.«
    »Wie können Sie so etwas Schreckliches sagen!« Plötzlich brach Maryam in Tränen aus. »Das ist alles so furchtbar! Wer kann bloß so etwas Grauenhaftes tun? Dr. Merv hatte doch überhaupt keine Feinde.«
    Die beiden Polizisten ließen sie eine Weile weinen. Dann fragte Oliver: »Wie gut haben Sie denn die Baldwins gekannt?«
    »Außer ein paar kleinen Feiern vor dem Urlaub hatten wir ein rein berufliches Verhältnis. Ich arbeite jetzt seit achtzehn Monaten hier, und es hat die ganze Zeit nicht ein einziges böses Wort gegeben. Sie haben sich großartig verhalten, sowohl mir als auch ihren Patienten gegenüber. Psychologen, die sich ganz ihrem Beruf widmen, und wundervolle Mentoren.« Wieder traten ihr die Tränen in die Augen. »O Gott, das ist alles so... so verwirrend!«
    Sie schluchzte wieder. Marge stand auf und legte ihr sanft die Hand auf den Rücken. »Ich weiß, Sie haben das Gefühl, sie zu hintergehen... wenn Sie über ihre Fälle sprechen.« Ein tiefer Seufzer. »Was halten Sie von folgendem Vorschlag: Sie erzählen mir einfach, was Sie über die beiden und ihre Patienten sagen können. Nur so viel, wie Sie sagen wollen.«
    »Das ist eine ziemlich schwierige Aufgabe.« Sie schnäuzte sich in ein Papiertaschentuch. »Sehr schwierig. Wissen Sie, für Psychologen ist Vertraulichkeit das A und O. Wenn unsere Patienten uns nicht vertrauen, gehen sie zu jemand anderem. Und jetzt, wo beide Baldwins aus dem Geschäft sind, bleibt alles an mir hängen. Die Patienten, meine ich. Ich muss sichergehen, dass sie mir vertrauen können.«
    »Dann fangen wir doch einfach mit den grundsätzlichen Fragen an«, schlug Marge vor. »Sie wissen schon... wie lange Sie die beiden kennen... welche Art von Therapie sie anbieten... ob sie mit Erwachsenen, Jugendlichen oder Kindern zu tun haben... so was.«
    Maryam hob den Kopf und trocknete ihre Tränen. »Seine Spezialität waren verhaltensauffällige Jugendliche.« Sie merkte, dass die beiden auf Erklärungen warteten. »Teenager mit Verhaltensstörungen.«
    Marge nickte. »Und sind welche darunter, die zu Gewalt neigen?«
    »Manche bestimmt, aber ich kenne sie nicht persönlich. Ich habe vor allem mit den Patienten zu tun, die Dee nicht mehr in ihren Zeitplan hineinbekam. Ihr Spezialgebiet sind vor allem Angstzustände, die zu antisozialem Verhalten führen. Sie wissen schon, sich in der Schule ausklinken und Ähnliches.«
    »Das muss man behandeln?«, fragte Oliver. »Ich habe mich in der Schule aus Prinzip ausgeklinkt.«
    »Sich ernsthaft ausklinken.« Maryam warf ihm einen kühlen Blick zu. »Das sind ihrer Umwelt entfremdete, suizidgefährdete Jugendliche mit maßlosen Prüfungsängsten. Meistens bei den Zulassungsprüfungen - vor allem an Colleges, aber auch an manchen Highschools und Grundschulen. Merv hat sich vor allem um die nicht kooperativen Jungen gekümmert und sie in Gruppentherapie und in seinem Naturcamp behandelt. Diese Camps waren der wichtigste Teil von Mervs Therapie, allerdings gab auch Dee dabei Seminare...«
    »Moment mal, Moment mal«, unterbrach Marge. »Können Sie das mal kurz erläutern? Was soll das heißen, Zulassungsprüfungen für Highschools«
    »Für die Prep Schools - Privatschulen, die ihre Schüler auf die Eliteunis vorbereiten«, sagte Oliver. »Da gibt es Zulassungstests. Für die Schulen muss man sich bewerben. Das wusstest du doch, oder?«
    Marge schwieg.
    Oliver unterdrückte einen Seufzer. Dunn konnte nichts dafür. Sie war einfach ein zu guter Mensch. Letztes Jahr hatte sie eine Jugendliche adoptiert, aber es gab Unmengen von Sachen, die sie nicht wusste.
    »Muss ich mir also wegen Vega Sorgen machen?«, fragte Marge. »Sie ist doch hochintelligent. Reicht das nicht?«
    »Hochintelligent sind sie alle«, erwiderte Maryam. »Aber man muss das Zulassungskomitee erst einmal auf diese Teenager aufmerksam machen. Wussten Sie, dass es Bewerber mit lauter Einsen und einem Durchschnitt von 4,3 Punkten und der vollen Punktzahl von 1600 beim Eignungstest gibt, die nicht für Harvard zugelassen werden?«
    »Nein, das wusste ich nicht.« Marge war blass geworden. »Wie kriegt man denn einen Durchschnitt von mehr als 4 ,0?«
    »Leistungskurse. In denen

Weitere Kostenlose Bücher