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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Segelschuhe mit Gummisohlen - ein Todd's-Imitat. Es war echtes Glück, anständige Schuhe in Größe zweiundvierzig zu finden. Ihre Füße hatten zwar genau die richtige Größe für ihre Figur, aber das half beim Schuhkauf auch nicht weiter. »Am Telefon klang sie nicht sehr hilfsbereit.«
    »Klang sie hübsch?«
    »Du meinst wohl jung, oder?«
    »Ja, jung wäre auf alle Fälle in Ordnung.«
    »Jung klang sie.« Marge bog nach links in den Sunset Boulevard ein und fuhr in Richtung Beverly Hills. »Jung und sehr nervös.«
    »Ihr Job ist im Augenblick nicht der sicherste.«
    »Noch ist Dee am Leben.« Marge fuhr langsamer durch die Kurven des Boulevards. »Meinst du?« Oliver drehte die Klimaanlage eine Stufe höher. Sein anthrazitfarbener Anzug war aus besonders leichter Schurwolle, die aber bei der gegenwärtigen Hitze wie Blei auf seinem Körper lastete.
    Marge dachte einen Moment nach. »Entweder hat Dee selbst die beiden umgelegt, oder sie ist auf der Flucht vor denen, die sie umgelegt haben.«
    »Beide Möglichkeiten sind für die jung klingende Mrs. Estes nicht gerade erfreulich.« Oliver überprüfte im Spiegel über dem Sitz sein immer noch recht volles Haar. »Oder muss ich Dr. Estes sagen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was will Decker eigentlich genau?«
    »Wir sollen Baldwins Patientenkartei durchgehen, ob irgendwelche geisteskranken Gewalttäter darunter sind. Außerdem sollen wir so viel wie möglich über Ernesto Goldings Probleme rauskriegen und nach einer Dreiundzwanzigjährigen namens Ruby Ranger fragen, Ernestos Freundin. Aber wir müssen vorsichtig sein, denn wir haben keinen Durchsuchungsbefehl, und dann gibt es natürlich das Patientengeheimnis.«
    »Okay«, sagte Oliver, »wie ist also der Plan?«
    »Bring sie einfach zum Reden.« Marge hielt an einer roten Ampel und sah ihn lächelnd an. »Rasple Süßholz, bis sie alles ausplaudert, Scott.«
    Er rückte seinen Schlips zurecht und strich das grau melierte Haar an den Schläfen glatt. »Kinderspiel.«
    Marge bog nach rechts in den Camden Drive, der von Villen unterschiedlichster Baustile gesäumt war, die sich auf zu kleinen Grundstücken drängten. Am Straßenrand standen Magnolien, die das Sonnenlicht in den Vorgärten und auf den Hausfassaden filterten. Auf dem Santa Monica Boulevard bemerkte sie zu spät, dass sie in die falsche Richtung fuhr und nicht wenden konnte. »Ich hasse diese Stadt.«
    »Ich auch.«
    »Vielleicht bin ich auch bloß neidisch, weil ich es mir nicht leisten kann, hier zu wohnen.«
    »Das macht mir nichts aus. Aber dass ich hier nicht einkaufen kann, das stört mich.«
    »Du kannst ja auf den Schlussverkauf warten.«
    »Ein Vermögen, um fünfzig Prozent heruntergesetzt, ist immer noch ein Vermögen.« Oliver sah sich um. »Cindy wohnt übrigens hier in der Gegend.«
    »Das ist jetzt gar keine gute Idee.«
    »Ich habe überhaupt nichts vor, ich habe nur angemerkt, dass...«
    »Ganz und gar keine gute Idee.«
    »Ja, ja, schon gut. Konzentrier dich auf die Straße.«
    »Triffst du dich noch mit ihr?«
    »Wir stecken jedenfalls beide keine Nadeln in unsere gegenseitigen Voodoopuppen, wenn du das meinst.«
    »Ich hab nicht gefragt, ob ihr Todfeinde seid, sondern, ob ihr euch noch trefft.«
    »Was geht dich das an?«
    Ein heikles Thema. Marge lächelte. »Du hast Recht. Geht mich gar nichts an.«
    »Nein, ich treffe mich nicht mit ihr. Cindy will das nicht.« Sie schwiegen.
    Dann bemerkte Oliver: »Du hast die Hausnummer verpasst.«
    »Ich sollte mich mehr auf die Straße konzentrieren«, erwiderte Marge. »Jetzt muss ich noch mal um den Block fahren.«
    »Die Strafe dafür, dass du nach Cindy gefragt hast.«
    »Das ist ja geradezu mittelalterliches Denken. Außerdem hast du von ihr angefangen.«
    »Ich darf das auch. Aber du darfst keinen Kommentar abgeben. War so nicht die Abmachung?«
    »Du hast ja Recht.«
    »Und wie ich Recht habe.«
    »Können wir jetzt wieder Freunde sein?«
    »Das würde ja heißen, dass wir vorher schon Freunde waren.« Darauf gab Marge keine Antwort, also runzelte Oliver nur die Stirn. »Okay. Freunde. Zufrieden?«
    Marge tätschelte sein Knie. Das Auto kroch um den Block, bis sie schließlich einen Parkplatz in einer Tiefgarage fanden. Schweigend fuhren sie mit dem Aufzug in den elften Stock - Oliver sah ziemlich verstimmt aus - und bogen nach rechts in einen eleganten, ruhigen Korridor ein, der zur Praxis der Baldwins führte. Eine junge Frau mit kaffeebrauner Haut und hochgesteckten schwarzen Locken

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