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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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wird, was du dir so sehr gewünscht hast? Und doch erfüllt es
mich mit einer gewissen Freude zu wissen, dass du dir immer wünschen wirst, du
wärst es gewesen ...
    So gehe
ich bereitwillig meinem Schicksal entgegen, hier im bescheidenen Lebanon
County, Pennsylvania. Und so wiederholt sich die Geschichte. Ein weiterer
Vladescu vernichtet. Ich werde mich bemühen, ebenso tapfer und stoisch zu
gehen wie meine Eltern. Um die Ehre des Clans zu bewahren – es wird mehr sein,
als du je für die Familie getan hast, Vasile.
    Ich
schreibe außerdem um Jessicas willen. Ich habe sie nie gebissen, Vasile. Sie
bleibt ein amerikanischer Teenager.
Lass sie in Ruhe. Der Traum von einer Dragomir-Prinzessin ist ausgeträumt.
    Gibt es
noch mehr zu sagen? Es erscheint mir seltsam, angesichts meiner Neigung zu weitschweifigen
Sendschreiben, dass mein letzter Brief so kurz ausfällt. Aber in Wahrheit bin
ich fertig – in jeder erdenklichen Weise. (Wer kann Galgenhumor widerstehen?
Ist es nicht ein Zeichen von Mut, über sein eigenes Dahinscheiden zu lachen?)
    Ich
vertraue diesen Brief nun der Post der Vereinigten Staaten an. Einer sehr
verlässlichen Organisation. Ich bin zuversichtlich, dass dieses Schreiben dich in Bälde
erreichen wird.
    Dein
Neffe in Blut und Gedenken,
    Lucius

Kapitel 57
    Belles Hufe donnerten durch die
regnerische Nacht. Ich fror auf ihrem Rücken. Es war spät im Winter und die
Nacht war noch immer eisig kalt. Der Hagel schlug mir ins Gesicht, er schmolz
auf meiner dünnen Bluse. Ich hatte keine Zeit gehabt, mir einen Mantel zu
schnappen.
    »Weiter,
Belle«, drängte ich, während ich sie mit den Fersen zusätzlich antrieb. Sie
schien meine Eile zu verstehen, denn sie flog regelrecht über die gefrorenen
Felder. Ich betete, dass sie nicht in ein Kaninchenloch treten und sich ein
Bein brechen würde, so dunkel war die Nacht, so verwegen preschten wir durch
das unebene Terrain.
    Lucius
retten ... Lucius retten ... dröhnte
es im Takt der Hufe in meinen Ohren.
    Endlich
ragte die Scheune der Zinns vor mir auf, hellgrau und gewölbt wie ein
Grabstein, der sich vor dem Himmel abzeichnete. Ich konnte einen Aufschrei
nicht unterdrücken. Es standen Autos dort. Jetzt schon. Aber es kann nicht
zu spät sein. Es kann einfach nicht. Ich sprang von Belles Rücken, bevor
sie überhaupt stehen geblieben war. Aus der Scheune kamen laute Stimmen.
Wütende, männliche Stimmen und Kampfgeräusche. Ich rannte auf die Scheune zu
und riss die schwere Tür an ihren rostigen Angeln auf.
    Ich sah:
Chaos. Der Kampf war bereits in vollem Gange. Der Mob war entfesselt.
    »Jake,
nein«, rief ich, als ich meinen Exfreund mitten im Getümmel
entdeckte. Aber er beachtete mich nicht. Niemand beachtete mich. Niemand
bemerkte, dass ich auf die Kämpfenden zulief und versuchte, die Jungs von
Lucius wegzuzerren. Die Menge war außer sich. Überall war Blut, Fäuste flogen,
Lucius kämpfte allein gegen alle anderen. Er war so stark, aber nicht stark
genug ...
    »Ich werde
dich umbringen für das, was du ihr angetan hast«, schrie Ethan Strausser,
während er auf Lucius einschlug. Ich versuchte, Ethans Fäuste festzuhalten,
aber jemand stieß mich weg und schleuderte mich gegen eine Wand. Ich kam
zurück, brüllte sie an, dass sie aufhören sollten, aber niemand schenkte mir
Beachtung. Sie waren trunken vor Rachsucht und Furcht und Hass, Hass auf jemanden,
der anders war als sie selbst.
    »Hört auf«,
flehte ich. »Lasst ihn in Ruhe!«
    Lucius
musste meine Stimme gehört haben, denn er drehte sich zu mir um, nur für eine
Sekunde, und ich sah Überraschung in seinen Augen. Überraschung und Resignation.
    »Lucius,
nein«, bettelte ich, als ich erkannte, was er vorhatte.
    Er wollte
sich vernichten lassen.
    Und er ließ
sich durch nichts davon abbringen. Er wandte sich wieder der aufgebrachten
Menge zu und bleckte die Reißzähne.
    Das
draufgängerische Machogehabe der Angreifer gehörte augenblicklich der
Vergangenheit an.
    »Vampir!«,
rief Ethan, Entsetzen und Schock mischten sich in seiner Stimme.
    »Verdammte
Scheiße ...« Frank Dormand wich zurück. Er sah vollkommen verängstigt aus, als
hätte er plötzlich begriffen, dass dies nicht länger nur ein schreckliches
Spiel war. Er hatte eine Macht entfesselt, von der er niemals wirklich
erwartet hatte, dass es sie gab, all seinem Gerede über Vampire und Websites
und Pflöcke zum Trotz.
    Auch Ethan
kroch rückwärts über den heubedeckten Boden, wobei er blind nach etwas
tastete, das hinter ihm

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