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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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High
School für herausragenden Schulgeist geht an ... Faith Crosse.«
    Ich
umklammerte den Maschendrahtzaun, als Faith, die die Hauptschuld an Lucius'
Vernichtung trug, wie eine Heldin auf das improvisierte Podest zuging und unter
einem Chor von Pfiffen und Jubelrufen aus einem Meer von Abschlussschülern in
den traditionellen dunkelblauen Hüten und Gewändern die Stufen hinaufstieg.
Unter ihrem Hut wehte Faiths blondes Haar wie eine Flagge in dem frischen
Wind, während sie ihren Preis entgegennahm und der Menge zuwinkte.
    Die Gefühlsstarre,
die ich in den letzten Wochen mühsam aufrechterhalten hatte, weil sie mir
half, mit meinem Schmerz, meiner Wut und meiner Trauer fertig zu werden, fiel
mit einem Schlag von mir ab, als ich sah, wie die anderen Faith zujubelten.
Ich weiß nicht, wie ich es schaffte, nicht zu schreien.
    Warum
war ich überhaupt zur Abschlusszeremonie gekommen? Ich hatte mich geweigert, an der
Zeremonie teilzunehmen, aber irgendein perverser Drang hatte mich dann doch
zum Footballfeld gezogen, um zu beobachten, wie meine Klassenkameraden ihre
Zeugnisse entgegennahmen, Jungen und Mädchen, von denen ich viele seit dem
Kindergarten kannte – und von denen einige an der Ermordung des Mannes
mitgewirkt hatten, den ich mehr als alles andere auf dieser Welt geliebt hatte.
Ich nehme an, ich wollte ihre Gesichter
sehen. Hatte ihre Tat dort irgendwelche Spuren hinterlassen? Oder hatten sie
sich nach dem Vorfall tatsächlich eingeredet, dass nichts passiert war, so wie
Dorin es ihnen befohlen hatte? Oder – und schon allein der Gedanke daran
machte mich krank – glaubten einige von ihnen vielleicht sogar, sie hätten
etwas Gutes getan? Dachte Jake das? Er hatte in jener Nacht zu mir gesagt: »Ich
musste es tun. Es ging nicht anders.« Was sollte das überhaupt bedeuten?
    »Antanasia.«
Die Stimme war leise, aber deutlich. »Du solltest aufhören, dich zu quälen.
Obwohl Rachegedanken wirklich typisch Vampir sind.«
    Ich drehte
mich um und sah ihn.
    Ein
untersetzter Vampir mit den ersten Anzeichen einer Glatze lehnte nur wenige
Schritte von mir entfernt unter einem Schild, das uns aufforderte, die Woodrow
Wilson Band Boosters zu unterstützen. Er trug ein dunkelblaues T-Shirt mit dem
Wilson-Maskottchen – einem kampflustig aussehenden Hund mit Hängebacken und dem
Spitznamen »Woody«.
    In dem
Moment, in dem er meinen Blick auffing, winkte Dorin mir zu.
    Bei seinem
Anblick – der mich so sehr an Lucius und jene schreckliche Nacht erinnerte – hatte ich für eine Sekunde das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Als mein Magen
sich wieder beruhigt hatte, stakste ich wie ein Zombie auf ihn zu.
    Hinter mir
brandete erneut Jubel auf, als Ethan Strausser eine Auszeichnung für
herausragende sportliche Leistungen erhielt.
    Der Applaus
schien eine Million Meilen entfernt zu sein, als ich durch das Gras auf Dorin
zuging. Auf die Erinnerung an eine kurze, aber intensive Vergangenheit, die
mich nicht mehr losließ.
    »Ach
herrje. Was siehst du blass und ernst aus«, gluckste Dorin. »Beinahe wie ein
richtiger Vampir.« Er umarmte mich, aber ich blieb steif, weil ich immer noch
glaubte, dass er Lucius an jenem Abend nicht ausreichend beschützt hatte.
»Warum nimmst du nicht wie die anderen an der Zeremonie teil?«, fragte er.
    »Sie
bedeuten mir nichts«, antwortete ich und rückte von ihm ab.
    »Und doch
bist du hier!«
    »Dorin – ist doch egal, warum ich hier bin. Was machst du hier?«
    »Hmm.«
Dorin runzelte die Stirn. »Das ist sehr kompliziert. Sehr schwer zu erklären.«
    Auf
schwierige Erklärungen hatte ich gerade eigentlich so gar keine Lust, aber ich
fragte trotzdem nach. »Was ist kompliziert?«
    »Wie es
aussieht, gibt es in Rumänien ein wenig Krach.« Er seufzte und mied meinen
Blick. »Genauer gesagt geht dort gerade alles drunter und drüber. Das darfst du
eigentlich gar nicht wissen. Aber ich hab mir gedacht ... es ist irgendwie
nicht fair, dir nichts zu sagen. Das haben wir wahrscheinlich schon viel zu
lange getan. Es war natürlich Lucius' Idee. Gib mir nicht die Schuld daran.
Wenn er wüsste, dass ich hier bin ...«
    Meine Beine
gaben nach und Dorin stürzte vor, um mich aufzufangen. »Ganz ruhig!«
    »Hast du
gerade ... Lucius gesagt?«, fragte ich scharf. »Wenn Lucius wüsste, dass du
hier bist?« Aber das ist unmöglich ... Lucius ist vernichtet worden . . .
    Dorin
räusperte sich, er wirkte schuldbewusst und nervös. »Er dachte, es wäre das
Beste so. Aber jetzt ist er

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