Der Vampir, den ich liebte
todunglücklich und zu Hause geht wie gesagt
langsam alles in die Brüche.«
Ich packte
Dorin an den Schultern und schüttelte ihn. »IST. LUCIUS. NOCH. AM. LEBEN?«
»Oh, ja,
und wie«, gestand Dorin, während er versuchte, sich aus meinem Griff zu
befreien. »Aber wenn das so weitergeht ...«
Es ist
unheimlich, wie schnell Erleichterung und Glück – das größte nur vorstellbare
Glück – und Wut – die größte nur vorstellbare Wut – durcheinandergeraten
können, sodass man gleichzeitig anfängt zu heulen und zu lachen. Und dabei
hämmert man mit den Fäusten auf die Brust eines Vampirs ein, sodass es ihn
rückwärts gegen einen Verkaufsstand auf dem Gelände einer Highschool treibt.
Als ich ein
winziges Maß an Fassung wiedergewonnen hatte, fuhren wir nach Hause, um meinen
Pass zu holen. Ich würde nach Rumänien fliegen. Ich würde nach Hause fliegen
und Lucius finden.
Kapitel 59
Also ist
Jake über sich
hinausgewachsen, könnte man sagen. Er hat sich bereit erklärt, bei dieser
ganzen Show mitzumachen. Weil er Lucius trotz allem irgendwie bewundert. Weil
Lucius dich gegen diesen Schläger, Frank Dormand, verteidigt hat.«
»Und
deswegen war er bereit, Lucius einen Pflock in die Brust zu rammen?« Ich war
skeptisch.
»Na ja,
vielleicht habe ich ihn auch ein bisschen bedroht. Nur ein ganz kleines
bisschen«, erwiderte Dorin. »Aber er ist ein netter Junge, dieser Jake. Gut,
dass Lucius ihn in seinen Briefen nach Hause erwähnt hat.«
»Lucius hat
ihn erwähnt?«
»Oh,
natürlich«, sagte Dorin. »Er hat sich ständig über diesen ›netten
Bauernjungen‹ beklagt, der ihm immer wieder dazwischengefunkt hat.«
Nett. Da
war es wieder, dieses Wort. Diesmal entlockte es mir ein Lächeln. »Ja, Jake ist
ein netter Kerl.« Falls ich jemals wieder nach Lebanon County zurückkehrte,
würde ich mich bei ihm bedanken.
»Brezel?«
»Nein
danke.« Wir flogen in einer Höhe von etwa zehntausend Metern in Richtung
Rumänien, zurück in das Land meiner Geburt, und Dorin erzählte mir die ganze
Geschichte. Wie er Jake in letzter Sekunde überredet hatte, Lucius zu
›erstechen ‹, damit nicht Ethan Strausser oder irgendein anderer
Fanatiker die Chance bekam, den Pflock zu tief hineinzurammen.
Allerdings
war Jake beinahe zu weit gegangen. »Der Junge kennt seine eigene Kraft nicht.«
Dorin seufzte und schüttete
sich Salzbrezeln in die Hand. Irgendwie hatte er es
geschafft, der Flugbegleiterin ungefähr ein Dutzend Päckchen abzuschwatzen.
»Der junge Mr Zinn war eine Weile
ziemlich besorgt wegen der ganzen Angelegenheit. Aber es musste realistisch
wirken. Ich habe ihm gesagt, ganz ruhig, zerbrich dir nicht den Kopf. Alles ist
ganz wunderbar gelaufen.«
»Warum ist
Lucius nicht einfach geflohen?« Kaum hatte ich die Frage gestellt, wurde mir
klar, wie absurd das war. Ein Vampir-Prinz, der klein beigibt? Unwahrscheinlich.
»Mach dich
nicht lächerlich. Lucius hätte es nicht gefallen, wenn er gewusst hätte, dass
ich Jake eingeweiht habe.
Er wollte
in dieser Nacht wirklich vernichtet werden. Er war ziemlich überrascht – und
ein wenig verstimmt –, als er aufwachte und noch lebte. Aber er ist darüber
hinweggekommen.«
Ich
betrachtete die vorbeiziehenden Wolken. »Aber wie konnte Lucius mir das antun?
Mich in dem Glauben lassen, dass er tot ist? Warum hat er sich nicht bei mir
gemeldet?«
Dorin
tätschelte mir den Arm. »Er dachte wirklich, das wäre das Beste für dich. Dass
du glaubst, er wäre tot. Lucius sieht seine dunkle Seite. Sehr deutlich.«
»Lucius
kann diese Seite beherrschen. Er will es nur nicht glauben.«
»Ja«, gab
Dorin mir recht. »Du und ich sind davon überzeugt, dass Lucius ehrenhaft ist.
Jeder, der ihn kennt, kann das sehen. Lucius' endloser Kampf mit seinem
Gewissen ist der beste
Beweis für die Stärke seiner guten Seite. Aber Vasile hat versucht, ihn zu
manipulieren, ihn zu einer Schachfigur in seinen grausamen Plänen zu machen.
Und so scheint Lucius seine wahre Natur gar nicht zu kennen. Nobler Prinz oder
abscheuliche Bestie? Beides? Er ist ein Vampir, der mit sich selbst im Krieg
liegt.«
Dorin fügte
hinzu: »Der Kauf dieses Pferdes, Hell's Belle, hat die Sache auch nicht gerade
besser gemacht. Lucius war fast ein bisschen besessen von der Stute. Er fühlte
sich ihr verbunden und dachte, dass er vielleicht ebenfalls zu beschädigt ist,
um leben zu dürfen. Dass er am Ende jemanden verletzen würde ...«
»Mich.«
»Ja. Er
wollte nicht, dass du die Ewigkeit mit einem
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