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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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dem
verzweifelten Bemühen, das Gespräch in ruhigeres Gewässer zu bringen.
    »Ich hab
dich in der Turnhalle gesehen, Mann«, warf Jake ein. »Du gehörst so was von in
die NBA. Mit deinem Sprungwurf könntest du jedes Team ganz nach oben bringen.
Du hast beim Training alle fertiggemacht.«
    »Ach ja,
das Training«, sagte Lucius sichtlich gelangweilt.
    »Übung
macht den Meister«, meinte Jake. »Training muss einfach sein.«
    »Training
ist langweilig«, entgegnete Lucius, ohne Jake richtig anzusehen. »Ich ziehe den
Wettkampf vor.«
    »Du bist
Ringer, nicht wahr, Jake?«, fragte Dad, während er Jake noch eine Portion saag reichte. Meine Eltern waren gerade in einer indischen Phase, was Essen
betraf. Die Vorspeise des Abends bestand aus schlaffem Spinat. Gott verhüte,
dass wir Burger auf den Grill warfen und einfach ein Barbecue veranstalteten,
wenn Gäste kamen.
    Jake
bedachte den leuchtend grünen, schlammigen Inhalt mit einem misstrauischen
Blick, nahm die Schale jedoch entgegen. »Ja. Ich ringe. Ich bin dieses Jahr
der Kapitän des Teams.«
    »Wie
graecoromanisch von dir«, sagte Lucius trocken, während er einen kleinen Haufen
Spinat anhob und ihn langsam von seiner Gabel tropfen ließ. »Auf Matten herumzubalgen.«
    Jake warf
mir einen verwirrten Blick zu. Ich zuckte die Achseln, was so viel heißen
sollte wie: Ignorier ihn einfach.
    Mom
klatschte ihre Serviette auf den Tisch. »Lucius, dürfte ich dich wohl kurz in
der Küche sprechen?« Es war nicht wirklich eine Frage.
    Oh, Gott
sei Dank. Ich nahm
mir vor, mein Zimmer aufzuräumen oder eine zusätzliche Ladung Wäsche zu übernehmen.
Sogar Lucius' Boxershorts. Ich war ihr definitiv etwas schuldig.
    Lucius
schlich hinter meiner Mutter her. Am Tisch folgte eine unbehagliche
Gesprächspause, in der wir alle so taten, als hörten wir die Sätze »an
höflicher Konversation teilnehmen«, »Elefant im Porzellanladen« und »den Tisch
verlassen«, die in deutlich hörbarem Flüsterton aus der Küche drangen, nicht.
    Einige
Minuten später wurde die Küchentür zugeschlagen. Mom kam allein zurück. »Wer
möchte noch Fladenbrot?«, fragte sie und lächelte grimmig.
    Auf der
anderen Seite des Tisches wurde Lucius' saag auf seinem jetzt
herrenlosen Teller langsam klumpig.
    Nachdem Jake gegangen war, schlenderte ich
zur Garage hinüber. Lucius trainierte Korbwürfe an dem verrosteten alten
Basketballkorb, dessen Existenz wir anderen längst vergessen hatten. Dribbeln,
Zielen, Treffer. Ich sah ihm zu, bis er etwa den zehnten Treffer in Folge
gelandet hatte, bevor ich ihn unterbrach. »Hey.«
    Er drehte
sich um und klemmte sich den Ball unter den Arm. In dem
Grantley-College-Sweatshirt, das Mom ihm gekauft hatte, hatte er unglaubliche
Ähnlichkeit mit einem ganz normalen amerikanischen Highschool-Schüler. Bis er
zu sprechen begann. »Guten Abend, Jessica. Welchem Umstand verdanke ich diesen
Besuch? Hast du nicht einen Gast?«
    »Jake
musste gehen.«
    »Wie
schade.« Lucius warf den Ball über seine Schulter. Er fiel durch den Ring.
    »Was war
heute Abend eigentlich los mit dir? Du weißt, dass wir hören konnten, wie du
ihn in der Küche beleidigt hast.«
    »Wirklich?«
Lucius sah ein wenig zerknirscht aus. »Das war nicht meine Absicht. Wie
ungehobelt von mir.«
    Ich
verschränkte die Arme vor der Brust. »Hast du irgendetwas zu Jake und mir zu
sagen? Denn falls ja, sag es mir einfach ins Gesicht. Statt beim Abendessen einen
kryptischen Vortrag über Wale und das Schicksal zu halten.«
    »Was könnte
ich denn zu sagen haben? Du hast deine Absichten vollkommen klargemacht.«
    »Ich weiß
nicht, worauf du hinauswillst«, sagte ich ehrlich. »Als du mir das Kleid
gekauft hast, dachte ich, das sei deine Art zu sagen, dass es dir nichts
ausmacht, wenn ich mit Jake ausgehe.«
    Der Ball
war Lucius vor die Füße gerollt. Er beugte sich vor, um ihn aufzuheben. Mit dem
Daumen strich er über die abgenutzten Nähte, wobei er meinem Blick auswich.
»Ja. Das habe ich tatsächlich gedacht ... aber heute Abend, als ich gesehen
habe, wie er dich anschaut ...«
    »Was?« War
Lucius tatsächlich eifersüchtig?
    »Ich mag
ihn einfach nicht, Jessica«, erklärte Lucius schließlich. »Er ist nicht gut
genug für dich. Ganz gleich, wie du zu unserer schwierigen Beziehung stehst,
verkaufe dich nicht unter Wert an irgendeinen Mann. Irgendeinen Jungen.«
    »Du kennst
Jake nicht«, erwiderte ich. Langsam wurde ich wütend. »Du versuchst nicht
einmal, ihn kennenzulernen. Er hat sich beim

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