Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
Vom Netzwerk:
magst du sie?«
    Als ob ich
das nicht wüsste. Lucius Vladescu konnte über die Schönheit von Rundungen und
Locken und die Wichtigkeit
von Ausstrahlung reden, so viel er wollte, aber am Ende war
er einfach wie alle Männer – alle Jungen –, die sich in die blonde
Cheerleaderin mit Kindergröße, dem flachen
Bauch, den spitzen kleinen Brüsten und dem winzigen Hintern verliebten, der
unter diesem blöden, kurzen Rock hervorblitzte.
    »Oh,
Jessica«, sagte Lucius und klang dabei ein wenig verärgert. »Ich habe dich
monatelang gefragt, wie du deine Gunst einem
Bauern schenken kannst, und du hast mir niemals eine befriedigende Antwort
gegeben. Vielleicht kann man diese Dinge einfach nicht so leicht erklären.«
    »Dann magst du Faith also?«
    Er sah mich
an. »Ich weiß sie zu schätzen.«
    Obwohl ich
die Antwort bereits vorher gekannt hatte, wurde mir bei diesem offenen
Eingeständnis flau im Magen. »Ist das ein Unterschied?«
    Lucius
seufzte, setzte sich neben mich aufs Bett und starrte die Wand an. »Vielleicht,
Jessica. Spielt das an diesem Punkt wirklich eine Rolle?«
    »Was soll
das heißen? Warum sagst du immer wieder Dinge wie
›an diesem Punkt‹? Als sei der Pakt Geschichte? Und was ist mit dem Krieg?«
    »Du glaubst
nicht mal an den Pakt oder den Krieg.«
    »Jetzt schon«, beharrte ich.
    Lucius
ignorierte diese Offenbarung, obwohl ich gedacht hatte, es sei das Einzige,
was er jemals von mir hatte hören wollen. Ein schwaches Lächeln glitt über
seine Züge. »Dieser bevorstehende Weihnachtsball. Er ist ein heiß ersehntes
gesellschaftliches Ereignis, nicht wahr?«, überlegte er laut. »Mädchen wollen
hingehen, richtig? Der Bauernjunge wird seinen besten »Overall« anziehen und
dich begleiten, oder?«
    »Wegen Jake
...« Was soll ich nur mit Jake machen? Seit jenem Tag in der Turnhalle,
an dem ich Mindy meine Zweifel an unsere Beziehung gestanden hatte, hatte ich
mich immer stärker von ihm distanziert. Und als ich mich vor einer Woche so
entschieden von Jake abgewandt hatte, um Lucius im Literaturkurs dabei zu
beobachten, wie er sein Theaterstück aufführte, da hatte ich gewusst, dass ich
mich gerade von einem großartigen Jungen abwandte ... einem Jungen, der mich
aufrichtig mochte. Von jemandem, der lieb war und der kein Blut trank oder
gefährliche Narben hatte. Und doch hatte ich es getan. »Ich weiß nicht, ob Jake
und ich zusammen hingehen werden«, sagte ich. »Wir ... leben uns im Moment
irgendwie auseinander.«
    Achselzuckend
stand Lucius auf und fuhr fort, Wäsche zusammenzulegen. »Ihr zwei müsst tun,
was euch beide glücklich macht, Jessica. Tu, was das Richtige für dich ist.«
    »Und du
wirst auch tun, was ›das Richtige für dich‹ ist, nehme ich an«, erwiderte
ich düster.
    »Dies ist
Amerika, wie man mir in Sozialkunde ständig ins Gedächtnis ruft«, bemerkte
Lucius. »Hier hat man in allem immer eine Wahl.« Er deutete mit den Händen
eine Waage an.
»Pepsi oder Cola? Bic Mac oder Whopper? Der alte Freund oder der neue?«
    »Ja, was
ist eigentlich mit Ethan?«, fragte ich. »Er und Faith sind seit einer Ewigkeit
zusammen.«
    »Ich habe
es dir gerade gesagt, Jessica. Wir alle haben eine Wahl. Faith hat die Wahl.
Ethan hat keinen Anspruch auf sie. Ich sehe keinen Ring an ihrem Finger.«
    Natürlich
hatte Faith die Wahl. Und sie hatte sich bereits für Lucius entschieden. Ich
hatte es in der Turnhalle gesehen und im Literaturkurs. Zur Hölle, ich hatte
es beim 4-H-Turnier gesehen, als sie geistesabwesend meinen Arm ergriffen und
Lucius beobachtet hatte, wie er auf seiner todgeweihten Stute über die Bahn
gefegt war. Ich hatte es mir nur nicht eingestehen wollen. Das Ganze hatte sich
direkt vor meiner Nase entwickelt und ich hatte die Augen davor verschlossen.
    Lucius
lächelte, doch in seinen Augen lag eine gewisse Traurigkeit. »Du hast großes
Glück, Jessica«, erklärte er. »Du bist nicht so stark durch Tradition gebunden,
durch die Last der Vergangenheit. Du bist hier frei. Du kannst wählen. Nicht
nur den besten Softdrink, sondern dein Schicksal. Ein ziemlich berauschendes
Gefühl, oder?«
    Ich
schätze, ich hatte so lange mit meinen Möglichkeiten gelebt, dass ich sie
nicht ganz so »berauschend« fand wie Lucius. Tatsächlich wünschte ich mir in
diesem Moment, ein wenig stärker durch die Vergangenheit gebunden zu sein.
Doch gleichzeitig stieg plötzlich Wut in mir hoch. Wut auf Lucius.
    »Wenn du so
auf Faith stehst, was zur Hölle war dann das eben?« Ich zeigte auf

Weitere Kostenlose Bücher