Der Vampir der mich liebte
Vorortstraße. Ich fragte mich, was wohl die Nachbarn dachten. Natürlich wussten sie, dass hier Vampire wohnten - nie war tagsüber jemand zu sehen, alle Gartenarbeit wurde von Aushilfen erledigt, und die Leute, die immer nur nachts kamen und gingen, waren alle so überaus bleich. Diese plötzliche Aktivität musste Aufmerksamkeit erregen.
Schweigend fuhr ich durch die Straßen, Eric neben mir auf dem Beifahrersitz. Hin und wieder beugte er sich zu mir und berührte mich. Keine Ahnung, wer Bill mitgenommen hatte, aber ich war froh, dass er nicht bei mir mitfuhr. Der Testosteronspiegel im Auto wäre einfach zu hoch gestiegen, wahrscheinlich wäre ich daran erstickt.
Bubba saß auf der Rückbank und summte vor sich hin. Es klang wie >Love Me Tender<.
»Das ist ein Schrottauto«, sagte Eric plötzlich wie aus heiterem Himmel, soweit ich es mitbekommen hatte.
»Ja«, stimmte ich zu.
»Hast du Angst?«
»Habe ich.«
»Wenn diese ganze Sache gut geht, triffst du dich dann weiter mit mir?«
»Natürlich«, sagte ich, um ihn glücklich zu machen, obwohl nach dieser Konfrontation sicher nichts mehr so sein würde wie vorher. Aber ohne das Wissen um seine eigene Tapferkeit, Intelligenz und Rücksichtslosigkeit, das der echte Eric stets besessen hatte, war dieser Eric hier ziemlich unsicher. Er würde sich hineinstürzen, sobald der Kampf tatsächlich losging, doch jetzt musste ich ihm erst mal Mut machen.
Pam hatte genau geplant, wo jeder parken sollte, damit Hallows Hexenzirkel von der plötzlichen Ankunft so vieler Autos nicht gleich alarmiert war. Wir hatten eine Karte dabei, auf der unser Parkplatz eingezeichnet war. Es stellte sich heraus, dass er hinter einem Supermarkt lag in der Nähe einer großen Kreuzung, wo ein Wohnviertel allmählich in ein Geschäftsviertel überging. Wir parkten in der hintersten Ecke, die der Parkplatz des Supermarkts hergab. Ohne weitere Diskussion machten wir uns auf den Weg zu unserem verabredeten Treffpunkt.
Ungefähr die Hälfte der Häuser, an denen wir vorbeikamen, hatten Maklerschilder auf dem vorderen Rasen und standen zum Verkauf. Und die, die noch in Privathand waren, wirkten schlecht gepflegt. Die Autos waren genauso schrottig wie meins, und große kahle Stellen ließen darauf schließen, dass der Rasen im Frühjahr und Sommer nicht gedüngt und gegossen wurde. Jedes Licht im Fenster schien vom Flackern eines Fernsehbildschirms herzurühren.
Ich war froh, dass es Winter war und die Leute, die hier wohnten, alle in ihren Häusern blieben. Zwei bleiche Vampire und eine blonde Frau, das hätte in dieser Gegend einige Kommentare verursacht, wenn nicht sogar Aggressionen. Noch dazu war einer der Vampire ziemlich prominent und leicht wiederzuerkennen, trotz der unübersehbaren Spuren seines Wechsels auf die andere Seite - ein Grund, warum Bubba möglichst immer allen Blicken entzogen wurde.
Schon bald hatten wir die Ecke erreicht, an der sich Eric von uns trennen sollte, um zu den anderen Vampiren zu stoßen. Ich wäre am liebsten wortlos weitergegangen. Mittlerweile hatte sich eine solche Anspannung in mir aufgebaut, dass ich das Gefühl hatte, ich würde schon bei der leisesten Berührung anfangen zu vibrieren. Doch Eric gab sich mit einem schweigenden Abschied nicht zufrieden. Er schloss mich in die Arme und küsste mich, so intensiv er nur konnte, und glaubt mir, das war höchst intensiv.
Bubba schnaubte missbilligend. »Sie sollten nicht irgendwen anders küssen, Miss Sookie«, wandte er ein. »Bill sagt zwar, es wäre okay. Aber mir gefällt es gar nicht.«
Nach einer weiteren Sekunde ließ Eric mich los. »Es tut mir leid, wenn du dich durch uns belästigt fühlst«, sagte er kühl und sah mich an. »Wir sehen uns später, Geliebte«, fügte er sehr leise und nur für mich hinzu.
Ich legte eine Hand an seine Wange. »Bis später«, entgegnete ich, drehte mich um und ging mit Bubba im Schlepptau davon.
»Sie sind doch nicht böse auf mich, oder, Miss Sookie?«, fragte er ängstlich.
»Nein«, sagte ich. Ich zwang mich, ihn anzulächeln, da er mich sehr viel besser sehen konnte als ich ihn, wie ich wusste. Es war eine kalte Nacht, und obwohl ich meinen dicken Mantel trug, war mir längst nicht so warm darin wie sonst. Meine nackten Hände zitterten vor Kälte, und meine Nase fühlte sich ganz taub an. Ich konnte von irgendwoher einen Hauch von brennendem Kaminholz wahrnehmen und Abgase und Benzin und Öl und all die anderen Autogerüche, die zusammen den Geruch der
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