Der Vampir der mich liebte
Die Hexen murmelten etwas untereinander, doch sonst herrschte Schweigen im Raum. Selbst Bubba hatte die Augen weit aufgerissen, dabei gingen die meisten Dinge über seinen Horizont.
»Nein«, sagte Debbie mit erstickter Stimme und wedelte mit der Hand vor sich herum, als könnte sie so auslöschen, was soeben passiert war. »Nein, Alcide!«
Doch er starrte einfach durch sie hindurch. Es sah sie nicht mehr.
Obwohl ich Debbie verabscheute, schmerzte es mich, ihr Gesicht zu sehen. Wie die meisten Anwesenden blickte auch ich, so schnell ich konnte, woanders hin. Der Kampf gegen Hallows Hexenzirkel erschien mir wie ein Kinderspiel gegen dies Ereignis, dessen Zeuge ich gerade geworden war.
Pam schien mir da zuzustimmen. »Also gut«, sagte sie energisch. »Bubba begleitet Sookie. Sie wird ihr Bestes tun, um das zu tun, was immer es auch ist, das sie tut - und sie wird uns Bescheid geben.« Pam dachte einen Augenblick nach. »Sookie, noch mal: Wir müssen wissen, wie viele Leute es sind, ob es alles Hexen sind oder nicht, und auch sonst jede Kleinigkeit, die du ausfindig machen kannst. Schick uns Bubba mit allen erreichbaren Informationen und halt Wache für den Fall, dass sich die Situation verändert, während wir anrücken. Sobald wir unsere Positionen erreicht haben, gehst du zu den Autos zurück, wo du in Sicherheit bist.«
Damit hatte ich kein Problem. Unter Hexen, Werwölfen und Vampiren zählte ich einfach nicht als ernstzunehmende Kämpferin.
»Klingt ganz okay für mich, wenn ich schon daran beteiligt sein muss«, sagte ich und sah Eric an, als ich seinen Händedruck spürte. Die Aussicht auf den Kampf schien ihn zu erfreuen, doch in seinem Gesicht und seiner Haltung spiegelte sich immer noch Unsicherheit. »Und was wird aus Eric?«
»Was meinst du damit?«
»Wenn ihr da reingeht und alle tötet, wer soll ihn dann von seinem Fluch erlösen?« Ich drehte mich zu den Experten herum, den Wiccas. »Falls Hallows Hexenzirkel stirbt, stirbt dann ihr Fluch mit ihnen? Oder ist Eric danach immer noch ohne Gedächtnis?«
»Der Fluch muss aufgehoben werden«, sagte die älteste Hexe, die ruhige afroamerikanische Frau. »Am besten ist es, wenn er von jener aufgehoben wird, die ihn ausgesprochen hat. Der Fluch kann auch von jemand anders aufgehoben werden. Das dauert aber länger und ist viel aufwändiger, weil wir nicht wissen, welche Elemente an dem Fluch beteiligt sind.«
Ich vermied es, Alcide anzusehen, der noch unter der Gewalt der Gefühle stand, die ihn veranlasst hatten, Debbie auszustoßen. Obwohl ich vorher nicht wusste, dass so etwas überhaupt möglich war, beschlich mich Bitterkeit, weil er sie nicht ausgestoßen hatte, nachdem ich ihm vor einem Monat von Debbies Mordversuch an mir erzählte. Na ja, vielleicht hatte er sich gesagt, dass ich mich irrte, dass es nicht Debbie war, die ich in meiner Nähe spürte, als ich in den Kofferraum des Cadillac gestoßen wurde.
Soweit ich wusste, hatte Debbie heute zum ersten Mal zugegeben, mich tatsächlich in den Kofferraum gestoßen zu haben. Aber sie hatte zugleich bestritten, dass sie Bill darin hatte liegen sehen - wenn auch bewusstlos. Doch jemanden in einen Kofferraum zu stoßen und die Klappe zu schließen fiel ja wohl kaum in die Kategorie witzige Streiche, oder?
Vielleicht hatte Debbie sogar sich selbst etwas vorgemacht.
Jetzt musste ich mich unbedingt darauf konzentrieren, was hier besprochen wurde. Mir blieb noch genug Zeit, über die Mechanismen der Selbsttäuschung nachzudenken, wenn ich diese Nacht überlebte.
Pam sagte gerade: »Sie meinen also, wir müssen Hallow am Leben lassen? Damit sie den Fluch aufhebt?« Diese Aussicht machte Pam gar nicht glücklich. Ich drängte meine schmerzhaften Gefühle beiseite und hörte wieder zu. Dies war kaum der rechte Augenblick zum Grübeln.
»Nein«, erwiderte die Hexe unverzüglich, »ihren Bruder Mark. Es ist zu gefährlich, Hallow selbst am Leben zu lassen. Sie muss so schnell wie möglich sterben.«
»Was werden Sie tun?«, fragte Pam. »Wie werden Sie uns bei diesem Angriff unterstützen?«
»Wir werden draußen, aber in unmittelbarer Nähe bleiben«, sagte der Mann mit Brille. »Wir umhüllen das Gebäude mit einem Zauber, um die Hexen zu schwächen und unschlüssig zu machen. Und wir haben auch sonst noch ein paar Tricks auf Lager.« Er und die junge Frau, die eine Unmenge schwarzes Make-up um die Augen trug, schienen sich sehr darauf zu freuen, diese Tricks endlich einmal anwenden zu
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