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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Stadt ausmachten.
    Doch da war noch ein Geruch, der diese Gegend durchdrang, ein Aroma, das darauf schließen ließ, dass diese Gegend von mehr erfüllt war als nur von städtischem Verfall. Ich schnupperte. Der aromatische Duft durchzog die Luft in fast sichtbaren schwungvollen Kräuselungen.
    Nach einem Moment des Nachdenkens wurde mir klar, dass dies der Duft der Magie sein musste, schwer und lastend. Die Magie riecht, wie ich mir einen Basar in einem exotischen Land vorstelle. Sie riecht nach dem Fremden, nach dem Anderen. Der Geruch von so viel Magie konnte ziemlich übelkeiterregend sein. Warum beschwerten sich die Einwohner nicht bei der Polizei? Konnte nicht jeder diesen Geruch wahrnehmen?
    »Bubba, riechst du etwas Ungewöhnliches?«, fragte ich sehr leise. Ein paar Hunde bellten, als wir in der schwarzen Nacht an ihnen vorübergingen, wurden aber schnell wieder still, sobald sie den Vampirgeruch witterten. Hunde hatten fast immer Angst vor Vampiren, ihre Reaktion auf Werwölfe und Gestaltwandler war unberechenbar.
    Immer dringlicher wurde mein Wunsch, sofort zum Auto zurückzugehen und wegzufahren. Es bedeutete eine große Anstrengung, meine Füße in die richtige Richtung zu bewegen.
    »Ja, sicher doch«, flüsterte Bubba zurück. »Jemand hat die Luft mit Magie erfüllt. Das ist ein Abwehrzauber, der die Leute fern hält.« Keine Ahnung, ob die Wiccas auf unserer Seite oder die Hexen um Hallow für diese alles durchdringende Hexenkunst verantwortlich waren, aber sie war höchst wirkungsvoll.
    Die Nacht erschien fast unnatürlich still. Nur etwa drei Autos fuhren an uns vorbei, während wir durch das Gewirr dieser Vorortstraßen liefen. Wir begegneten keinem einzigen Fußgänger, und das Gefühl einer unheimlichen Verlassenheit wuchs. Der Abwehrzauber wurde immer stärker, als wir uns dem Haus näherten, von dem wir abgewehrt werden sollten.
    Die Dunkelheit zwischen den Lichtkegeln der Straßenlaternen schien dunkler zu werden und das Licht nicht so hell zu leuchten wie sonst. Als Bubba nach meiner Hand griff, zog ich sie nicht weg. Meine Füße wurden mit jedem Schritt schwerer.
    Einen Anflug dieses Geruchs hatte ich bereits einmal wahrgenommen, im Fangtasia. Wer weiß, vielleicht hatten es die Spurenleser der Werwölfe gar nicht so schwer gehabt.
    »Wir sind da, Miss Sookie«, sagte Bubba. Seine Stimme war nur noch ein leiser Lufthauch in der Nacht. Wir waren um eine Ecke gebogen. Da ich wusste, dass Zauberei in der Luft lag und dass ich trotzdem weitergehen konnte, tat ich es auch. Aber wäre ich ein Bewohner dieses Vororts gewesen, hätte ich mir sicher instinktiv einen anderen Weg gesucht. Der Impuls, diesen Ort zu meiden, war so stark, dass ich mich fragte, wie die Leute, die hier wohnten, heute Abend nach der Arbeit in ihre Wohnungen gelangt waren. Vielleicht aßen sie auswärts, waren ins Kino gegangen, tranken etwas in einer Bar - und taten alles, um ja nicht nach Hause zurückkehren zu müssen. Jedes Haus in dieser Straße wirkte verdächtig dunkel und leer.
    Schräg über die Straße lag das Zentrum des Zaubers.
    Hallows Hexenzirkel hatte einen prima Ort gefunden, um sich zu verbergen: ein leerstehendes Geschäftshaus, das zur
    Miete angeboten wurde, ein großes Gebäude, das einst einen kombinierten Blumen- und Bäckerladen beherbergt hatte. »Minnies Blumen & Backwaren« lautete der vereinsamte Schriftzug. Es war der größte von drei nebeneinander liegenden Läden gewesen, die einer nach dem anderen verblasst und erloschen waren wie die Flammen eines Kerzenleuchters. Das Gebäude stand offenbar schon seit Jahren leer. Die großen Schaufensterscheiben waren zugeklebt mit Plakaten, die für längst vergangene Veranstaltungen warben und für Politiker, die schon vor langer Zeit abgewählt worden waren. Die Türen waren mit Sperrholz vernagelt, Beweis genug dafür, dass hier bereits mehr als einmal Vandalen eingebrochen waren.
    Selbst jetzt im eisigen Winter schob sich das Unkraut durch die Risse im Asphalt der Parkplätze. Ein großer Müllcontainer stand ganz rechts von den Stellplätzen. Ich sah mir alles von der gegenüberliegenden Straßenseite aus an und bildete mir eine so klare Vorstellung von der Umgebung wie möglich, ehe ich die Augen schloss, um mich auf meine anderen Sinne zu konzentrieren. Einen kurzen reuevollen Moment lang hielt ich noch inne.
    Hätte mich jetzt jemand gefragt, wäre es mir schwer gefallen, die einzelnen Schritte zurückzuverfolgen, die mich zu dieser

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