Der Vampir der mich liebte
übrigens?«
»Hmmm?«
»Wie heißt du?«
»Sookie. Sookie Stackhouse.«
»Danke, Sookie.«
»Bitte, Eric.«
Weil er so verloren klang - der Eric, den ich kannte, war immer ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass jedermann ihm zu Diensten zu stehen hatte -, tastete ich unter dem Laken nach seiner Hand. Als ich sie fand, legte ich meine darauf. Er drehte seine Hand herum, so dass unsere Handflächen sich berührten, und seine Finger schlangen sich in meine.
Und auch wenn ich es nie für möglich gehalten hätte, dass man einschlafen kann, während man mit einem Vampir Händchen hält, so war es doch genau das, was ich nun tat.
Kapitel 2
Ich wurde nur langsam wach. Eingekuschelt in meine Bettdecke lag ich da und streckte ab und zu einen Arm oder ein Bein, während ich mich allmählich wieder an die unwirklichen Ereignisse der letzten Nacht erinnerte.
Eric lag nicht mehr bei mir im Bett, also konnte ich davon ausgehen, dass er sich in seinem Schlupfloch niedergelassen hatte. Ich ging ins andere Zimmer und stellte wie versprochen die Sachen in den Schrank zurück, so dass alles ganz normal aussah. Die Uhr zeigte Mittag und draußen schien strahlend die Sonne, obwohl die Luft kalt war. Zu Weihnachten hatte Jason mir ein Thermometer geschenkt, das die Außentemperatur maß und sie mir drinnen auf einem digitalen Display anzeigte. Jetzt wusste ich also schon mal zwei Dinge: Es war Mittag, und draußen herrschten null Grad.
In der Küche stand immer noch die Schüssel auf dem Boden, in der ich Erics Füße gewaschen hatte. Als ich das Wasser ins Spülbecken kippte, sah ich, dass Eric irgendwann die Flasche ausgespült hatte, in der das synthetische Blut gewesen war. Ich musste noch ein paar davon besorgen, ehe er aufstand, denn einen hungrigen Vampir will wohl keiner gern im Haus haben. Und außerdem war es nur höflich, Pam und allen, die sonst noch aus Shreveport herüberkamen, eine Flasche anzubieten. Sie würden mir die Sache erklären - oder auch nicht. Sie würden Eric mitnehmen und sich selbst der Lösung jener geheimnisvollen Probleme widmen, die der Vampir-Gemeinde von Shreveport zusetzten. Und ich würde hier in Frieden leben können. Oder auch nicht.
Merlotte's Bar war am Neujahrstag bis vier Uhr geschlossen. Am Neujahrstag und am Tag darauf waren Charlsie und Danielle und die Neue zum Dienst eingeteilt, weil wir anderen am Silvesterabend gearbeitet hatten. Ich hatte also zwei ganze Tage frei ... und mindestens einen davon würde ich völlig allein mit einem geistig verwirrten Vampir im Haus verbringen. Das Leben war schön.
Ich trank zwei Tassen Kaffee, tat Erics Jeans in die Waschmaschine, las eine Weile in einem Liebesroman und sah mir meinen brandneuen Kalender mit dem »Wort des Tages« an, den Arlene mir zu Weihnachten geschenkt hatte. Mein erstes Wort im neuen Jahr lautete »Sang-froid«. War das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Omen?
Kurz nach vier kam Jason in einem irren Tempo in seinem schwarzen Pick-up mit den pink und lila Flammen an den Seiten meine Auffahrt hinaufgedonnert. Ich war inzwischen geduscht und angezogen, nur mein Haar war noch nass. Ich hatte so ein Pflegezeug hineingesprüht und fuhr jetzt langsam mit der Bürste hindurch, während ich vor dem Kamin saß und im Fernsehen ein Footballspiel ansah, damit mir beim Bürsten nicht langweilig wurde; den Ton hatte ich allerdings ganz leise gestellt. Ich dachte über Erics Zwangslage nach und aalte mich in der Wärme des Feuers in meinem Rücken.
In den letzten paar Jahren war der Kamin nur selten genutzt worden, weil Holz in so großen Mengen unheimlich teuer war. Doch Jason hatte einige Bäume, die im letzten Jahr bei einem Eissturm umgeknickt waren, zersägt, und jetzt hatte ich einen großen Vorrat und genoss die warmen Flammen.
Mein Bruder stapfte die Vorderstufen herauf und klopfte flüchtig an die Tür, ehe er eintrat. Wie ich war auch er in diesem Haus aufgewachsen. Wir waren zu unserer Großmutter gezogen, nachdem unsere Eltern gestorben waren, und sie hatte deren Haus vermietet, bis Jason mit zwanzig sagte, er sei jetzt alt genug, um allein zu wohnen. Mittlerweile war Jason achtundzwanzig und der Boss einer Straßenbautruppe. Ein ziemlich rasanter Aufstieg für einen Jungen vom Land, der nicht viel Bildung besaß. Ich dachte, er wäre zufrieden damit, bis er vor ein, zwei Monaten plötzlich ruhelos wurde.
»Prima«, sagte er, als er das Kaminfeuer sah. Er stellte sich genau davor, um seine
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